“Die beste meiner Welten” von Elan MASTAI

Mit Science-Fiction-Literatur ist das so eine Sache. Oft sind die Bücher so abgedreht, dass sie nur für eine eingefleischte Fan-Gemeinde taugen. Oder sie sind so banal, dass man sich fragt, warum sie eigentlich in der Zukunft spielen. Das hier besprochene Buch ist von solchen Makeln frei. Für mich ist es eines der unterhaltsamsten Zukunfts-Geschichten, die mir je unter die Augen (in meinem Fall: an die Ohren) gekommen sind.

Es geht um Zeitreisen – eines der klassischen Themen dieser Gattung.
Irgendwie gelingt es diesem Autor, die technischen Aspekte dieses Menschheitstraumes durchaus in einer kreativen physikalisch-spekulativen Art zu vermitteln – ohne dass aber das Gefühl entsteht, dass sich dieser Aspekt zu einem Selbstzweck entwickelt.

Im Vordergrund stehen Menschen und Beziehungen; Liebesbeziehungen und familiäre Beziehungen.
Der Ich-Erzähler und Zeitreisende findet sich und seine Liebsten in zwei parallelen Realitäten wieder und ist damit beschäftigt, irgendwie Ordnung in das damit verbundene Chaos zu bringen. Wobei das größte Durcheinander in seinem Gehirn entsteht – muss dieses doch mit (mindestens) zwei ziemlich unterschiedlichen Versionen seines Selbst umgehen.

Mich hat dieser Autor vor allem damit begeistert, dass er selbst ziemlich komplexe  – und manchmal auch etwas irrwitzige – Verstrickungen so erzählt, dass man sich nur zu gerne darauf einlässt. Mit der Zeit webt einen MASTEI in die  ihm geschaffene Welt so genial ein, dass man am liebsten gar nicht mehr auftauchen möchte.

Wie macht er das?

  • Er schafft interessante und differenzierte Figuren, die einem ans Herz wachsen oder doch zumindest interessieren
  • Er schreibt in einem angenehm lockeren, leicht selbst-ironischen Stil
  • Er spielt geschickt mit den verschiedenen Erzähl-Ebenen und macht zwischendurch sein Schreiben selbst auch zum Thema der Betrachtungen
  • Angenehm ist es auch, dass er kaum Standard-Techniken zur Spannungs-Steigerung benutzt; so gibt es z.B. nur in einem sehr eingegrenzten Ausmaß Action-Szenen oder Gewalt-Darstellungen

Fast hätte ich es vergessen. Es gibt ja auch noch ein philosophisch-psychologisches Kernthema:
Wie vertragen sich unterschiedliche Identitäten in einem Gehirn? Was macht das ICH aus? Ist es eher eine homogene Einheit oder setzt es sich aus verschiedenen Teil-Facetten zusammen? Was passiert, wenn die dann miteinander in Konflikt geraten?
Man könnte vermuten, dass der Autor sich den Rahmen der Science-Fiction ausgesucht hat, um darüber zu reflektieren – und seine Leser dabei unterhaltsam mitzunehmen.

Insgesamt: Ein Super-Buch!
Wenn man sich auf eine ordentlich Portion Absurdität einlassen kann und darüber hinweg sieht, dass im letzten Viertel vielleicht eine Schleife zuviel eingebaut wurde. Ich hatte da das Gefühl, dass der gute Mann einfach so gerne schreibt und seine Geschichte so liebt, dass er einfach nicht aufhören konnte…
Ich wäre ihm noch weiter gefolgt und werde mit Sicherheit mehr von diesem Menschen lesen!

(Übrigens: Wer noch nie ein Hörbuch ausprobiert hat, der sollte es hier mal tun. Die Stimme passt optimal zu der Geschichte.
Vielleicht mal ein kostenloses Probe-Abo bei Audible ausprobieren?
(Dies ist keine gesponserte Werbung! Ich bin wirklich davon überzeugt).

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