“Erste Person Singular” von Haruki MURAKAMI

Bewertung: 3.5 von 5.

Der japanische Meister-Erzähler legt acht Kurzgeschichten vor. Sie lösen bei mir, einem echten Fan, extrem ambivalente Gefühle aus.
Im Durchschnitt ist es letztlich für mich nur ein durchschnittliches Buch.

Ich weiß nicht, ob es stimmt. Es fühlt sich so an, als ob MURAKAMI seine alten Tagebuch-Notizen durchgeschaut hat, um nach verwertbarem Stoff zu suchen. Natürlich ist er fündig geworden und lässt seine Leser, die sicher am liebsten einen neuen großen Roman bekommen hätten, daran teilhaben.

Ohne Zweifel: Irgendwie kann MURAKAMI aus jeder noch so banalen oder zufälligen Situation eine Geschichte machen. In einigen dieser geschilderten Begebenheiten geht es um für ihn typische Sonderbarkeiten; der Autor hat offenbar eine Begabung für die Begegnung mit Absurditäten. Er versteht es wie kaum ein anderer, die Ebenen knapp unterhalb (oder neben) der rationalen Alltagswelt zum Klingen zu bringen. Der Autor hat einen scharfen Blick für situative Details, der eine sehr spezielle Atmosphäre entstehen lässt.
Kurz gesagt: Einige dieser Geschichten bereiten also den gewohnten Lese- bzw. Hörgenuss.

Ja, jetzt kommt das Aber.
Es gibt andere Geschichten, die ich als Zumutung erlebt habe. Es kann doch nicht sein, dass einer der Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis Texte abliefert, die man bestenfalls als Schreibübungen eines Jung-Autors durchgehen lassen könnte. Als Beispiel sei die Betrachtung seiner Baseball-Leidenschaft genannt.
Es kommt mir in diesen Momenten so vor, als ob da unbedingt jemand schreiben will, der eigentlich gerade nichts zu sagen hat. Schreiben als Selbstzweck – weil man es kann?
Oder ist dieser Schriftsteller inzwischen so berühmt, dass jede Episode aus seinem Leben eine Bereicherung für die Literaturgemeinde darstellt?
Vielleicht wollen ja auch der Verlag oder die ungeduldige Leserschaft bedient werden?

Egal. Ich werde auch das nächste MURAKAMI-Buch wieder erwerben, voller Vorfreude und Erwartung. Man kann auch mal Fünfe gerade sein lassen…

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