“Freiheitsgeld” von Andreas ESCHBACH

Bewertung: 3 von 5.

ESCHBACH nimmt uns diesmal mit in eine Welt, in der es zwar ein bedingungsloses Grundeinkommen (das Freiheitsgeld) gibt, gleichzeitig aber auch extreme Unterschiede zwischen der Durchschnittsbevölkerung, einer hervorgehobenen Aufsteigerklasse und einer mächtigen und steinreichen Elite.
Wir ahnen es schon: So ganz harmonisch wird es in diesem System nicht zugehen…

Getragen wird die Geschichte von folgenden Personen: dem alten politischen Erfinder des Freiheitsgeldes, einem (ebenfalls in die Jahre gekommenen) journalistischen Kritiker, einem Ermittlungsbeamten, seiner Frau und seinem etwas abgedrehten Bruder und schließlich einem Physiotherapeuten und seiner Familie.
Wir schreiben das Jahr 2064, haben selbstfahrende Autos, etwas aufgemotzte Smartphones und befinden uns in einer deutlich veränderten Umgebung, in der riesige Schutzzonen dem Klimawandel entgegenwirken sollen.
Seit 30 Jahren sichert das Freiheitsgeld allen Bürgern ein einigermaßen gutes Auskommen. Arbeiten müssen nur die Menschen, die entweder reich werden wollen oder sich gerne in einer bezahlten Tätigkeit entfalten wollen.
Zwei Todesfälle, die kurz hintereinander passieren, bringen das Ganze ins Laufen. Die Story mischt munter die Handlungsfäden der beteiligten Figuren. Dabei gibt es bekannte Erzähl-Muster und auch ziemlich abstruse Aspekte, die man nicht wirklich bräuchte.

ESCHBACHs Meta-Thema ist ohne Zweifel das Grundeinkommen: Tut es den Menschen und der Gesellschaft wirklich gut, wenn für den eigenen Lebensunterhalt keine eigenen Anstrengungen und Leistungen erbracht werden müssen?
Der Autor bezweifelt das offensichtlich. Einmal auf der psychologischen Ebene, auf der Anstrengung, Leistung und Selbstwirksamkeit bedeutsame Aspekte darstellen. Darüber hinaus konstruiert ESCHBACH in seinem Roman ein perfides Ausbeutungssystem, das letztlich die Vorzüge der “Freiheit” der finanziellen Absicherung in Frage stellt. So richtig überzeugend wirkt das nicht.

Der Roman hält sich mit der Darstellung der technischen und gesellschaftlichen Veränderungen der nächsten 40 Jahre ziemlich zurück. Es scheint so, als ob es dem Autor nicht besonders wichtig gewesen wäre, hier viel Fantasie zu investieren.
Es gibt jedoch eine deutliche Neigung zu nostalgischer (vor-digitaler) Technik, die insbesondere die Funktion hat, private Schutzräume für Informationen in einer totalüberwachten Welt zu erhalten.

Dieser Roman packt zwar mit dem Grundeinkommen ein gesellschaftlich relevantes Thema an, verliert sich aber teilweise in überflüssigen Nebengleisen. Stellenweise bekommt er den Charakter eines missionarischen Plädoyers gegen das Freiheitsgeld.
Die Sache mit der geheimen Elite erscheint ein wenig aufgesetzt.

ESCHBACH weiß auch mit diesem Roman zu unterhalten; seine treuen Fans werden nicht enttäuscht sein. Begeisterung löst dieses Buch aber nicht aus.

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