14.01.2023 Künstliche Intelligenz

Bild von Seanbatty auf Pixabay

Seit einigen Wochen mehren sich die Artikel über ein offenbar extrem leistungsfähiges Textsystem (ChatGPT), das – inzwischen frei zugänglich – Texte erstellen kann, die oft erst auf den zweiten oder dritten Blick (bzw. durch Fachleute) als elektronisch erzeugt zu erkennen sind. Dazu reicht es, dem Chatbot-Programm ein paar wenige (oder auch sehr spezielle) Vorgaben zu machen, um dann z.B. ein Gedicht im Stil von Shakespeare zu einem selbstgewählten Thema zu erhalten.
Die Journalisten/Journalistinnen, die das ausprobiert haben, waren wohl alle sehr beeindruckt. Schon gibt es eine Reihe von kritischen und warnenden Stimmen, die Missbrauch bzw. das baldige Ende ganzer Berufsgruppen vorhersehen. Auch Schulen und Ausbildungsinstitute machen sich Sorgen, weil auch aufwendige Haus- und Examensarbeiten (zumindest in der Rohform) innerhalb von Sekunden generiert werden können.

Auf diese aktuellen KI-Welle setzt die neue ZEIT-Titelgeschichte noch eine ziemliche Portion drauf: Hier geht es um ein Dialog-Programm (LaMDA), das so “authentisch” und gefühlvoll auf Fragen reagiert und so faszinierende Selbstauskünfte erteilt, dass ein Google-Mitarbeiter überzeugt davon ist, es hier mit einem echten Bewusstsein und echten Emotionen zu tun zu haben. Inzwischen befindet er sich in einer Art Krieg mit seinem früheren Arbeitgeber, weil er sich für die Persönlichkeits-Rechte diese KI-Systems engagiert.

Mir geht es hier weniger um die philosophische, technische, psychologische und neurowissenschaftliche Frage, ob (bzw. ab wann) man bei intelligenten Maschinen auch von einem Bewusstsein ausgehen kann (oder irgendwann muss).
Viel wichtiger erscheint mir, in welchem offensichtlich rasenden Tempo sich unsere tägliche Umwelt weiterentwickeln und dramatisch verändern wird. Die Dynamik dieser Prozesse scheint im Moment geradezu zu explodieren. Es kann sehr gut sein, dass wir schon in wenigen Jahren (manche sprechen sogar von Monaten) über Anwendungen verfügen werden, die bisher nur aus Science-Fiction Stories bekannt sind:
Wir werden zu allen erdenklichen Themen (fast) perfekt formulierte Texte erstellen können, die aufgrund ihrer “Individualität” nicht mehr als Plagiate zu erkennen sind. Wir werden schon sehr bald auf unsere Anfragen in Suchmaschinen (zumindest bei Google) perfekt formulierte und differenzierte Antwort-Texte erhalten (statt ellenlanger Link-Listen). Wir werden (insbesondere) im Internet konfrontiert sein mit einem Wust an Aussagen und
Texten, deren Entstehen und deren Glaubwürdigkeit kaum nachzuvollziehen ist.

Ich bin sicher, dass wir uns schon in ein bis zwei Jahren wundern werden, wie schnell wir mal wieder in einer “neuen” Welt leben – und wir werden daran zurückdenken, wie “gemütlich” im Vergleich doch die Entwicklung von PCs, Internet, Handys, Smartphones, Facebook und WhatsApp waren…

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


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