16.01.2023 Avatar: Eine Modell-Gesellschaft?

Es wird viel gesprochen und geschrieben über den neuen Super-Blockbuster AVATAR II. Ein Teil dieser Diskussion bezieht sich nicht auf die wirtschaftlichen oder technischen Extreme dieses 3-Stunden-Epos, sondern auf die Hoffnungen und Ideale, die von der so perfekten Darstellung einer “besseren” Welt ausgehen (bzw. ausgehen könnten).

In einer film-typischen Zuspitzung zeichnet der Film den Kampf zwischen einer weitgehend friedlichen und im offensichtlichen Einklang mit der berauschend-schönen Natur lebenden Spezies und den brutal-ausbeuterischen Eindringlingen von dem zerschundenen Planet Erde. Während die rücksichtslosen Macho-Kolonialisten mit entsprechend bullig-martialischem Kampfgerät vorrücken, sind die Indigenen mit organisch-lebendigen Flug- und Schwimmgenossen unterwegs.
Die Fronten und die Moral scheinen mehr als eindeutig zu sein.

Der Film verwendet durchaus einige Zeit darauf, einen Einblick in das Alltagsleben der Pandora-Bewohner zu geben. Es wird deutlich, dass die Naturverbundenheit sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche bezieht und auf eine technologische Ausbeutung von Ressourcen nicht zu den Zielen dieser Lebensform gehört.

Um so unverständlicher erscheint es, das es den Filmemachern nicht gelingt, sich hinsichtlich der – natürlich übermäßig langen – Kampfhandlungen von den sattsam bekannten Mustern und Klischees zu befreien. Wie in jedem beliebigen Action-Film gibt es viel Getöse, Geballere und Faustkämpfe zwischen den Protagonisten.
Zunehmend geht dabei der Unterschied zwischen den beiden Parteien verloren: Auch die “Guten” benutzen irgendwann die gleichen Baller-Waffen – Hauptsache es geht so richtig ab!

Nun könnte man einwenden, dass es schließlich um das Zurückschlagen eines technologisch weit überlegenen Aggressors geht.
Aber: Es ist es wirklich zu viel verlangt, wenn man erhofft oder erwartet, dass ein Teil der so üppig sprießenden Fantasie darauf verwandt wird, eine ganz andere Form der Verteidigung zu erfinden? Hätte nicht genau das eine wirklich bewegende Botschaft sein können? Wäre nicht eine kulturell stimmige Form eines intelligenten, aber “gewaltlosen” Widerstandes eine echte Zukunftsvision gewesen?

Mir scheint, dass durch diese letztlich weitgehend “gewöhnliche” Action-Kampf-Szenerie die Chance auf einen tatsächlichen alternativen Denkanstoß vertan wurde.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


Eine Antwort auf „16.01.2023 Avatar: Eine Modell-Gesellschaft?“

  1. Du hast zu große Erwartungen an die Vision. Es geht in erster Linie darum, mit schönen Bildern viel Geld zu verdienen. Zu den schönen Bildern gehören auch die Kampfhandlungen. Jedenfalls fürs gemeine Publikum. Denn das zahlende Publikum und die Filmemacher sind beide von der Spezies der „bösen“ Menschen. Der Film den du sehen möchtest, läuft nur im Kino der Na‘vi.

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