20.04.2020

Parallelwelten

Ich habe es in einigen Beiträgen schon angedeutet; heute ist es mir nochmal ganz klar geworden: Wir werden uns alle daran gewöhnen müssen, noch etliche Monate in zwei (vielleicht auch mehreren) Parallelwelten zu leben.

Nachdem einige Wochen unser Alltag dadurch bestimmt war, dass einige relativ klare Einschränkungen für fast alle Bereiche der Gesellschaft galten, wurde in dieser Woche eine zweite Phase eingeläutet: Die allmähliche Rückkehr in eine neue Normalität.

Mit einem Schlag wurde damit nicht nur die Situation deutlich unübersichtlicher; es begannen auch sofort eine vielstimmige Diskussion über angeblich falsche Entscheidungen – weil die Lockerung der Regelungen entweder zu schnell oder zu langsam erfolgen.

Schaute man auf diesem Hintergrund gestern bei Anne Will und heute bei Plasberg rein, wurde eines sehr schnell deutlich:
Es gibt die eine Welt, in der die Rückkehr zum normalen Leben und Wirtschaften nur noch durch überängstliche Virologen und sich autokratisch gebärdende Politiker gebremst wird.
Und es gibt die andere Welt, in der wir vielleicht bis ins übernächste(!) Jahr mit durchgreifenden Einschränkungen rechnen müssen (z.B. bzgl. der Kinderbetreuung in KITAS und Schulen) und in der möglicherweise eingeleitete Lockerungen wieder zurückgenommen werden müssen.

Diese beiden Realitäten wird es – so vermute ich sehr stark – nicht nur in der Politik und in den Medien geben. Jede/r von uns wird zwischen den beiden Polen hin- und herpendeln, manche von uns vielleicht mehrfach täglich – je nachdem in welchem Setting und in welcher Stimmung wir uns gerade befinden.

Aber das ist nur der eine Teil der Story, sozusagen der nationale.
Daneben wird es aus vielen Teilen der Welt (so wie gestern aus Südafrika und vor einigen Tagen aus Indien) noch eine geraume Zeit Meldungen geben, die uns immer wieder fassungslos und hilflos machen werden. Die Konfrontation mit der schreienden Ungleichverteilung von Lebensbedingungen und Ressourcen löst offenbar unter den Corona-Bedingungen etwas Besonderes aus: Zwar wissen wir im Prinzip alle, wie unglaublich privilegiert wir hier alle vergleichsweise leben (ja: alle!); aber die Unmittelbarkeit und Anschaulichkeit der Auswirkungen dieses globalen Ereignisses bringt es jetzt wirklich auf den Punkt!
Auf einmal steht die ganze Welt gleichzeitig vor der gleichen Herausforderung – und die Risiken und Bewältigungschancen unterscheiden sich wie Tag und Nacht!
Die Parallelwelten lassen grüßen!

Es gibt noch eine weitere Parallelwelt; die heißt Trump und spielt sich in den USA ab.
Ich will mich dazu hier nicht äußern, aber auf einen wirklich lesenswerten Artikel aus ZEIT-online verweisen. Es ist ein etwas längerer Text, aber er ist sehr informativ. Ich empfehle in sehr!

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