31.01.2020

Fast geschafft! Fast jeden Tag im Januar 2020 einen – mehr oder wenigen kurzen – Blogbeitrag gepostet (mit nur einer Ausnahme).

Meine Schlussfolgerung:
Ich werde es wohl noch einen weiteren Monat versuchen. Ganz unabhängig davon, ob es überhaupt Menschen gibt, die sich zumindest halbwegs regelmäßig auf diese Seite verirren. Ich mache es für mich. Überwiegend…

30.01.2020

Interessierte Kreise wittern einen Skandal und arbeiten vermutlich schon an Verschwörungstheorien.

Worum geht es? Greta will die Markenrechte für Fridays for Future rechtlich sichern lassen. Greta also auf dem Weg zur Kapitalistin – gierig darauf, sich ihren Protest versilbern zu lassen?

Wer es ernsthaft für möglich hält, dass Greta oder ihre Familie das Risiko eingehen würden, die Glaubwürdigkeit ihres Engagements und der Bewegung insgesamt aufs Spiel zu setzen, der hat etwas nicht verstanden.

29.01.2020

Es gibt Meldungen, die glaubt man nicht.

So habe ich gestern gelesen, dass das Umweltministerium die Anzahl der Dienstflüge zwischen Bonn und Berlin im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahr ungefähr halbiert hat.

Okay, denke ich. Ein Anfang.

Dann kamen die Zahlen: Von knapp 1000 auf 429 Flüge. Von Beamten eines Ministeriums (“Umwelt”), in drei Monaten, im Jahre 2019.

Es gibt Meldungen, die glaubt man nicht….

“Das Café am Rande der Welt” von John Strelecky

Bewertung: 2 von 5.

Neulich ist das Nachfolge-Werk zu dem hier besprochenen Buch veröffentlicht worden. Ich nehme das mal zum Anlass, meine Meinung zu dem ersten Text zu sagen (den ich tatsächlich erst gestern gelesen habe).

Ich muss die Leser/innen dieser Rezension um etwas Geduld und Ausdauer bitten. Um meinen Anspruch – etwas halbwegs Fundiertes zu diesem Buch zu sagen – zu erfüllen, muss ich etwas ausholen.
Es  geht bei einem solchen Buch nämlich um verschiedene Ebenen, die bei der Betrachtung und Bewertung sinnvoller Weise unterschieden werden sollten. Sonst produziert eine solche Rezension – im schlimmsten Fall – nur ein undifferenziertes Gemisch, das weder dem Buch noch dessen – vielfach begeisterten Lesern –  gerecht werden würde.

Grundsätzlich stellt sich bei allen Büchern, die eine inhaltliche Botschaft vermitteln wollen, die Frage, ob man eher den Inhalt oder die schriftstellerische Leistung beurteilt. Je eher es um ein reines Sach-/Fachbuch geht, desto mehr tritt üblicherweise die (künstlerische) Form der Vermittlung in den Hintergrund.
Ich diesem Fall geht es um den Bereich der Lebenshilfe, konkret um grundlegende Sinnfragen, so dass die Ausgangslage sogar noch komplexer ist: Die vermittelte Botschaft ist kein „neutrales“ Wissen, sondern berührt existenzielle Fragen und Sehnsüchte, die natürlicherweise emotional hoch aufgeladen sind. So ein Buch überhaupt mit einem analytischen Blick zu betrachten, könnte daher von Menschen, die sich gerade auf den Weg zu einer „Selbstfindung“ gemacht haben, schon als eine Art Sakrileg empfunden werden.

Warum ich das alles schreibe? Mir ist wichtig, dass meine Meinung zu diesem Buch nicht verwechselt wird mit einer Aussage zu der grundlegenden „Message“ des Autors oder gar mit einer Bewertung der Motive  bzw. Ziele seiner riesigen Leserschaft fast überall auf der Welt.

Das kleine Büchlein, das nicht viel mehr als ein bis zwei Stunden Lesezeit erfordert, verpackt einige wenige „Lebensweisheiten“ in eine übersichtliche Rahmenhandlung. Der Protagonist verirrt sich bei einer Autofahrt in ein „Cafe am Ende der  Welt“ und bekommt dort nicht nur seinen leiblichen, sondern auch seinen spirituellen Hunger gestillt. Mit dem Unterschied, dass ihm seine Bedürfnisse nach Sinnfindung und erfülltem Leben erst durch einige Gesprächspartner in diesem Cafe offenbar werden. Nach einigen Stunden voller Denkanstößen, Selbstreflexion und Sich-Spüren geht er als ein „anderer“ wieder hinaus in sein Leben.

Viele Menschen hat das angesprochen und angerührt. Dieser Text war für sie offenbar der  – vielleicht lange ersehnte  – Anlass, einmal selbst darüber nachzudenken, was der (persönliche) Zweck ihrer Existenz sein könnte und warum diese innere Bestimmung sich nicht stärker auf das tatsächliche Alltagsleben auswirkt. Warum man stattdessen sein kostbares Leben mit sinnentleerter Arbeit oder in einer ewigen Konsumschleife füllt – vielleicht von der Hoffnung getragen, dass das „echte“ Leben dann irgendwann später stattfinden könnte.

Der Autor hatte offenbar ein Händchen dafür,  schwere Themen leicht und locker zu vermitteln. Er führt in geradezu homöopathischen Dosen an diese existentiellen Fragen heran und überwindet so ganz geschickt den Widerstand, den viele Menschen gegenüber potentiell irritierenden Fragestellungen haben. Es geht ganz leise und sanft zu; niemand wird zu etwas gezwungen; es werden nur Fragen gestellt und Anregungen gegeben. Es tut nicht weh – es kribbelt nur ein wenig…

Damit hat der Autor also offenbar alles richtig gemacht.
Also ein tolles Buch, für jedermann/-frau zu empfehlen?

Dem würde ich dann doch widersprechen!
Jeder – also wirklich jeder – der sich irgendwann in seinem Leben schon mal mit Sinnfragen beschäftigt und dazu schon einmal etwas gelesen hat, kennt die in diesem Buch gestellten Fragen und auch das eingewebte Gleichnis vom Fischer, der doch eigentlich schon all das hat, was für andere das letztendliche Ziel eines Karriere-Strebens darstellt.
Ein bisschen entzieht sich das wirklich meinem Fassungsvermögen, dass dieser Autor mit diesem Buch einen solchen Erfolg einfahren konnte. So eine Geschichte könnte man im Prinzip in wenigen Tagen niederschreiben; sie erfordert keinen Aufwand bzgl. inhaltlicher Recherche, Ausgestaltung von Figuren oder Entwurf eines Plots. Die vorgestellten Inhalte – so wesentlich und grundlegend sie auch sein möglich – findet man in jedem besinnlichen Kalender oder als Sinnspruch auf diversen Postkarten.

Wenn ihr euch selbst oder einem Mitmenschen mit diesem Buch eine Freude machen wollt, dann stellt euch bitte folgende Frage: „Soll es wirklich um eine erste Annäherung an eine solche Form von Selbstreflexion gehen, also um einen absoluten Einstieg?“
Wenn ihr diese Frage guten Gewissens bejahen könnte, ist das Buch sicher einen Versuch wert. In allen anderen Fällen ist das Risiko einer Unterforderung doch recht hoch!

Auch wenn ich mich sehr wundere, dass dieses Büchlein so erfolgreich war, freue ich mich über und für jeden Menschen, der nach dem Lesen ein etwas bewussteres Leben führt.

27.01.2020

Es ist wirklich lobenswert, dass es in Deutschland (zumindest im offiziellen) seit längerer Zeit eine angemessene Erinnerungskultur gibt. Im Vergleich zu unserer historischen Last, auf die am heutigen Tage (Befreiungstag des Ausschwitz-Lagers) mit gutem Grund hingewiesen wurde, ist das allerdings nur ein winziger Beitrag – aber immerhin.

Doch gleichzeitig ist etwas anderes gruselig: Zu einem Zeitpunkt, in der die allerletzten lebenden Vertreter der Täter-Generation längst weit weg von irgendwelchen Machtpositionen sind und sich die Frage einer biografischen Verstrickung für niemanden mehr stellt – zu dieser Zeit wird es für einen steigenden Prozentsatz unserer Mitbürger offenbar “schick”, die Untaten und deren zugrunde liegenden Haltungen und Ideologien zu verharmlosen (oder im Extremfall sogar zu rechtfertigen).

Wie kann – so frage ich mich – in einer Gesellschaft, die schon ein ganzes Menschenleben lang privilegiert in Friede, Demokratie und Wohlstand lebt, ein so erschreckend großer Bodensatz von Menschenverachtung entstehen (oder erhalten bleiben)?
Wie kann man nach dem Holocaust als Deutscher auf die Idee kommen, eine neue antisemitische Haltung zu entwickeln. Ich frage mich – auch als Psychologe – ganz ernsthaft, wie so etwas überhaupt funktionieren kann. Wie kommt man auf den Gedanken, ausgerechnet Juden (wieder) als Feinde wahrzunehmen und bekämpfen zu wollen?

Vielleicht bin ich an diesem Punkt wirklich zu naiv. Meine Vorstellung von menschlicher Vernunft und Emotionalität lässt mich hier im Stich.

Eigentlich habe ich nur eine Erklärung: Ist es vielleicht die Suche nach dem größtmöglichen Tabubruch, nach der extremsten Provokation? Schafft es einfach die größte Befriedigung (und Aufmerksamkeit), an der schmerzhaftesten Wunde der Deutschen Identität zu kratzen?
Aber warum tun das ausgerechnet diejenigen, die sich die sich dem Nationalstolz verschreiben? Sie wollen ja nicht “die Deutschen” provozieren, sondern das verhasste links-grün-liberale Establishment davonjagen. Sie erleben gar keinen Widerspruch zwischen deutscher Identität und Judenhass.

Ich komme hier nicht weiter. Vielleicht ist heute auch eher ein Tag der Scham und der Trauer – und nicht des Denkens und Erklärens…

26.01.2020

Verkehrte Welt:

Unser Verkehrsminister (u.a. für CO2-Verminderung und Sicherheit verantwortlich) greift den ADAC (größter Lobbyverein der Autofahrer) an, weil dieser sich nicht mehr vorbehaltlos gegen ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen positionieren will.

So saust das gesellschaftliche Bewusstsein schwungvoll an dem zuständigen Spitzenpolitiker vorbei. Geradezu mit unbegrenzter Geschwindigkeit….

25.01.2020

Es ist schon frustrierend:
Auf der einen Seite läuft das Impeachment-Verfahren, bei dem es (den Republikanern) ganz offensichtlich nicht um die politisch-rechtliche Bewertung des Verhaltens eines Präsidenten geht, sondern nur um die Durchsetzung ihrer Mehrheitsverhältnisse im Senat.

Parallel dazu wurde in diesen Tagen mal wieder ein informatives Insider-Buch veröffentlicht, in dem minutiös der chaotische und charakterlose Führungsstil von Trump anhand von zahlreichen Beispielen und von jeder Menge Zeugenaussagen zweifelsfrei belegt wird.

Was bedeutet das alles unterm Strich?
Man hält eine Wiederwahl von Trump für relativ wahrscheinlich.

Wie war das nochmal? Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen – mit Ausnahme aller anderen?
Was der gute Churchill wohl zum gegenwärtigen Zustand der amerikanischen Demokratie sagen würde, in der eine Wahlkampagne ohne den Einsatz von Hunderten Dollarmillionen (eigenen oder “selbstlos” gespendeten) keine Aussichten auf Erfolg hätte? In der geballte Medienmacht in der Hand einer rechtslastigen Clique von Superreichen liegt?

Ich weiß – ich habe auch keine Alternative. Aber ich bin froh, dass wir noch nicht ganz amerikanische Verhältnisse haben (auch nicht, wenn Gabriel zur Deutschen Bank wechselt).
Und russische oder chinesische Verhältnisse sind sicher nicht die Lösung….

“Schluss mit dem täglichen Weltuntergang” von Maren Urner

Ein nettes, überraschendes Geschenk: Ein modernes Layout schaut mir entgegen, mit einem schon bekannten Titel, der zeitgeistrelevante Kost verspricht. Als ich das Buch selbst mal in der Buchhandlung in der Hand hatte (ja, ich betrete solche traditionellen Refugien noch), spürte ich etwas Skepsis. Sollte es etwa um ein Schönreden unserer Menschheitsprobleme gehen? Sollte mal wieder unsere Lebenssituation mit dem finsteren Mittelalter verglichen werden? Ich hab es dann erstmal weggelegt.

Das populärwissenschaftliche Sachbuch der Wissenschaftlerin, Dozentin und Journalistin befasst sich mit der Art, wie wir alltäglich Nachrichten angeboten bekommen, wahrnehmen und auswerten. Und es stellt die Folgen dar, die all dies für unsere Weltsicht und unsere emotionale Verfassung hat.


Das Buch beinhaltet u.a. folgende Themen bzw. Botschaften:

  • es möchte über einige grundlegenden sozial- und wahrnehmungspsychologische Grundlagen aufklären,
  • es greift dabei zur Veranschaulichung auf bekannte Experimente und selbstgestrickte Übungen zurück,
  • es verbindet die Erkenntnisse – wo immer es sich anbietet – mit Befunden aus den Neurowissenschaften,
  • es beschreibt und kritisiert den Overflow und die einseitig negative Ausrichtung der auf uns pausenlos einströmenden Informationen,
  • es beschreibt Alternativen zu dieser „negativen Überreizung“ und stellt in diesem Zusammenhang ein eigenes Projekt (eine Plattform für „konstruktiven“ Journalismus) vor und
  • es gibt praktische Hinweise auf Selbsthilfe-Möglichkeiten, um den Risiken von Fehlwahrnehmungen vorzubeugen bzw. dem Strudel der permanenten Internet-Berieselung zu widerstehen.

Es geht in diesem Buch nicht um das Relativieren von realen Problemen und Risiken, sondern um eine andere Form der Berichterstattung. Es geht um „positiven Journalismus“; einen Journalismus, der nicht nur Missstände oder Bedrohungen beschreibt, sondern auch über Lösungsmöglichkeiten informiert, insbesondere über bereits bestehende Initiativen und Aktivitäten. Ziel ist es, nicht ein Gefühl von Ausweglosigkeit und Resignation entstehen zu lassen, sondern eher Mut zu machen und Perspektiven zu schaffen.

Urner befasst sich mit diesem modernen Thema, in moderner Form. Sie duzt ihre – wohl als überwiegend gleichaltrig eingeschätzte – Leserschaft; man ist ein wenig unter sich. Der Schreibstil ist entsprechend locker und persönlich; das Buch ist leicht zu lesen.

Hört sich doch alles gut an. Gibt’s was zu meckern?
Vielleicht gibt am ehesten – ich trau mich mal, persönlich zu werden – so eine Art Autoren-Neid.
Maren Urner hat offenbar Glück gehabt: Sie hat einen renommierten Verlag gefunden, der ihr Thema für „angesagt“ hielt. Man hat einen etwas reißerischen Titel und ein peppiges Layout spendiert und der jungen Autorin gleich noch die Möglichkeit gegeben, in einem Sachbuch ein eigenes Projekt in aller Ausführlichkeit zu promoten. Gut gelaufen; diese Chance erhält nicht jede/r Autor/in.
Natürlich sei ihr das gegönnt.

Frau Urner hat ein gesundes Selbstbewusstsein. Sie reklamiert den Einbezug von Erkenntnissen gleich aus mehreren Fachgebieten. Man sollte vielleicht kurz darauf hinweisen, dass der wissenschaftliche Tiefgang sich in Grenzen hält. Der Schwerpunkt liegt auf Allgemeinverständlichkeit und Lesbarkeit. Das soll kein Vorwurf sein; nur eine kleine Relativierung.

Wer sich ohne fachwissenschaftlichen Anspruch mit dem Thema befassen möchte, findet einen motivierenden und niederschwelligen Zugang und fühlt sich vermutlich am Ende unterhaltsam informiert.

Ich hätte am liebsten 3,5 (von 5) Sterne gegeben, wollte dann aber nicht kleinlich sein. Ich fand, dass Urner an einigen Stellen ein bisschen dick aufgetragen hat und sich ein bisschen viel Raum für eine Art Erlebnisaufsatz über das Entstehen ihres Web-Projektes genommen hat.

Aber vielleicht ist da ja auch mal wieder ein älterer Mann ein wenig neidisch auf den Erfolg einer jungen Frau (s.o.)…

24.01.2020

Ein SPD-Vizekanzler geht zur Deutschen Bank. Darauf haben alle, deren Beruf oder Hobby SPD-Bashing ist, nur gewartet.

Eigentlich ist es egal, was diese Personalie “objektiv” für die Bank und deren zukünftige Ausrichtung bringen könnte. Selbst wenn das – auch aus linker Sicht – positiv wäre: Die Botschaft wird negativ sein und bleiben.

Es gehört nunmal nicht zum gefühlten Markenkern von sozialdemokratischen Spitzenpolitikern, in die Konzernzentralen zu wechseln. Viele Menschen, die ihrer SPD bis jetzt die Treue gehalten haben, werden sich verprellt fühlen.