“Kafka am Strand” von Haruki Murakami

Es gibt ein Problem mit dieser Rezension – so wie mit den meisten Rezensionen über Bücher des weltweit populären japanischen Autoren. MURAKAMIs Stil ist so speziell und unverwechselbar, dass man die entscheidenden Aussagen darüber eigentlich nur einmal formulieren müsste.
Also wäre die Aufgabe schnell erledigt: Kurz den Inhalt und die Thematik schildern, dann die Beschreibung der typischen Schreib- und Erzählweise aus einer anderen Rezension kopieren und als Fazit – so wie immer – darauf verweisen, dass dieser Autor die literarische Welt in zwei klar getrennte Fraktionen teilt: Wahnsinn oder Genie!
Aber darf man so eine Rezension verfassen?

Dieser Roman ist schon fast 20 Jahre alt. MURAKAMI schreibt offenbar schon immer so und wird wohl immer so schreiben. Er will uns verunsichern, will uns aus der Gewissheit und Berechenbarkeit der Alltagswelt entführen. Dazu reichen ihm ausgefallene Geschichten nicht – selbst wenn diese mit Absurditäten vollgestopft sind.
Er geht einen Schritt weiter: Er öffnet die Tore zu einer zweiten Welt, einer Schattenwelt, einer symbolischen Welt jenseits von Logik und physikalischen Gesetzmäßigkeiten.
Mit klassischer Fantasy-Literatur hat das nichts zu tun. Wir werden vom Autor nicht mitgenommen in irgendwelche mystischen Sagen-Reiche mit Drachen, Rittern, Königinnen oder Fabelwesen.
Das Absurde, der Bruch mit der Normalität vollzieht sich mitten im Alltag, völlig unspektakulär, von jetzt auf gleich: Es ist ein ganz “normaler” alter Mann – geistig etwas eingeschränkt – der die Katzensprache beherrscht und sich auf eine abenteuerliche Reise zu einem mysteriösen “Eingangs-Stein” macht. Es ist ein echter 15-jähriger Junge, der sich alleine auf den Weg in die Fremde macht und dabei ein Grundmotiv eines griechischen Dramas nacharbeitet (oder auch nicht?).
Alle Figuren sind irgendwie zugleich normal und völlig skurril.

MARAKAMI ist ein leidenschaftlicher Erzähler, das Erzählen ist ein Selbtzweck. Ich vermute sehr, dass er am Beginn eines Buches noch keine Ahnung hat, wohin ihn seine Figuren führen werden. eigentlich ist das auch gar nicht so wichtig. Es geht nicht um einen kompliziert gewebten Plot mit einer spektakulären Aufklärung. Alles kann so sein oder auch anders – denkt man. Es könnte auch so oder anders enden.

Als grobe Struktur entwickelt der Autor zwei Handlungsfäden, die sich im Laufe der Handlung berühren. Es könnten auch zwei getrennte Geschichten sein.
Es fließt auch Blut in diesem Roman, in beiden Erzähllinien. Doch wer tatsächlich wie jemanden umgebracht hat, verbleibt in einer geschickt vernebelten Grauzone. Es geht auch um Liebe: um die beginnende Sexualität des Jugendlichen und um die Suche nach der verlorenen Liebe der Eltern. Es geht auch um besondere Freundschaften, um den Verlust von Identität und Möglichkeiten des Wachstums.
Wie so oft geht es auch um Musik: Der Autor hat immer eine sehr konkrete Idee davon, was seine Figuren gerne hören – mal Klassik, mal internationale Popmusik, mal Jazz. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie MURAKAMI so seine Lieblingsmusik nach und nach unter die Leute bringt.

MURAKAMI spielt in diesem Buch mit seinen literarischen Mitteln auf eine besondere Art: Er benutzt nicht nur jede Menge Bilder (Metaphern, Allegorien, Analogien), sondern er thematisiert diese immer wieder – durch die Dialoge der handelnden Personen. Die Protagonisten machen sich also selbst Gedanken darüber, ob sie gerade mit Metaphern konfrontiert sind. Wenn man sowas mag, ist das ein großes Vergnügen!

Ich weiß nicht, ob es schon deutlich geworden ist: Ich mag dieses Buch. (es gab eine gruselige Gewaltszene; das hätte ich mir gerne erspart).
Ansonsten hat das Lesen mir großes Vergnügen bereitet. Weil ich diesem Autor seine Absurditäten nicht nur zubillige – ich warte förmlich darauf.

Verrücktheit kann auch etwas Sympathisches haben. Und ein bisschen verrückt muss jemand sein, der solche Bücher schreibt.

Und die Rezension?
Nun, ich hab sie doch ganz individuell geschrieben  – wie sich das gehört….

28.04.2020

Corona-Zwischenstand

Mich überzeugt nicht, dass wir Lockerungen brauchen, die dazu führen, dass die Intensivbetten möglichst voll ausgelastete werden.
Das ist deshalb keine Lösung, weil diese schweren Verläufe eben dann nicht zu einer relativ sicheren Heilung führen, sondern mit erheblichen Todesraten und schwerwiegenden Spätfolgen verbunden wären.

Mich überzeugt eher, dass wir versuchen sollten, die Infektionsrate soweit zu senken (R<0,5; Neuinfektionen<400 Fälle pro Tag), dass die einzelnen Infektionsketten jeweils lokal nachvollzogen werden können.
Wäre das einmal geschafft, würden alle (Wirtschaft, Familien, Gesundheitssystem) davon profitieren.

Also: Ganz viel testen, schnell her mit der App und ansonsten noch etwas Geduld!

(In der heutige LANZ-Sendung ist das in den ersten 20 Minuten gut nachzuverfolgen).

25.04.2020

Der Corona-Podcast von Christian Drosten

Natürlich wusste ich seit Wochen, dass es diesen Podcast gibt. Seltsamerweise habe ich mir aber bisher nicht die Zeit genommen, ihn auch in Ruhe zu hören. Das erschien mir zu langwierig zu sein. Stattdessen las ich täglich viele Einzelartikel auf ZEIT- und SPIEGEL-online und schaute in diverse Talkshows hinein.

Heute habe ich dann endlich mal angefangen, mit Nr. 35.
Sehr informativ, topaktuell, gründlich und verständlich.
So will ich das!

Habe dann bei der Gelegenheit erfahren, dass es den Podcast ab sofort nur noch zweimal pro Woche geben wird. Das ist auf jeden Fall realistisch. Ich werde sicher keine Folge mehr verpassen. Die Nr. 34 habe ich inzwischen auch schon gehört (man kann es ja auch rückwärts abarbeiten).
Die einfachste Zugangs-Möglichkeit ist die “ARD-Audiothek“, die man sich am besten sowieso aufs Smartphone lädt. Dort kann man unglaublich viele interessante Beiträge (z.B. Kultursendungen und Hörspiele) hören und auch regelmäßige Podcasts abonnieren.
Man findet Drosten aber auch direkt beim NDR.

“Fantasyland” von Kurt ANDERSON

Ein prachtvolles Buch: Tolles Cover, fast 5 cm dick, 700 Seiten Text.
Ein anregendes Thema: Amerikas Geschichte unter der Perspektive der chronifizierten Irrationalität. Wundergläubigkeit und Realitätsverlust als Nationalcharakter.
Was könnte aktueller und dringlicher sein – angesichts der jüngsten Verrücktheiten des amerikanischen Präsidenten und seiner Gefolgsleute im Umgang mit der Corona-Krise?

Mich haben die USA schon immer interessiert. Nicht nur, weil ich als Student dort mal vor ewigen Zeiten eine besondere Reiseerfahrung gemacht habe.
Amerika war in den letzten Jahrzehnten immer eine Art Zukunftsquelle und ein Vergrößerungsglas: Viele westeuropäische Entwicklungen in Wissenschaft, Kultur und Kommerz waren zuerst in den USA sichtbar; gleichzeitig traten sie dort auch in einer besonders extremen Form auf. Faszinierend und erschreckend zugleich.
Ich habe nie unkritisch auf die USA geschaut, habe mich schon in den 70iger Jahren mit dem militärisch-industriellen Komplex beschäftigt. Aber es gab ja auch Woodstock und das vielversprechende Kalifornien – und auch gegenüber Wolkenkratzern war ich nicht völlig immun, genauso wenig wie bzgl. der digitalen Revolution.
Wenn es um die USA ging, ging es also immer auch um Ambivalenzen!

Jetzt zum Buch:
Der renommierte Journalist ANDERSON hatte sich das Ziel gesetzt, das Fiasko der Trump-Wahl aus der gesamten ca. 500-jährigen Geschichte herzuleiten. Seine Frage war: Wie konnte sowas Abstruses ausgerechnet in den USA passieren?
Seine Antwort erfolgt in einer unglaublich akribischen Analyse all der Ereignisse, Tendenzen und Entwicklungen, die als Belege für die außerordentliche Neigung der Amerikaner zur Irrationalität dienen können.
Der Autor nimmt dabei nicht eine Lupe zur Hand, er bedient sich eines Elektronenmikroskops! Er geht nicht durch die Jahrhunderte, sondern durch die Jahrzehnte und manchmal durch einzelne Jahre und produziert so eine kaum zu überblickende Menge von Einzelbeobachtungen (die er mit Namen und konkreten Fakten hinterlegt).

Damit man sich eine grobe Vorstellung machen kann, will ich ein paar Aspekte aufzählen.
Es geht in dem Buch u.a. um
– die Bereitschaft, an alle möglichen Wunder und Wunderheiler zu glauben
– das Ausmaß einer “fanatischen”, in viele Einzelsekten aufgesplitterte Religiosität (die ganz oft auf einer extrem wörtlichen Auslegung der Bibel beruht)
– einen grenzenlosen Individualismus (der sich auch gegen vernünftige Begrenzungen durch einen demokratischen Staat wehrt)
– einer romantischen Verklärung der Pionier-Mentalität des “Wilden Westens” (einschließlich des Waffen-Fetischismus)
– eine kindliche Begeisterung für alle denkbaren Fantasiewelten (perfekt repräsentiert durch die infantile Disney-Kultur, aber auch in der Hollywood-Illusionswelt, in Fantasy-Literatur und Computer-Parallelwelten)
– den unkritischen Glauben an alle möglichen übernatürlichen Kräfte (einschließlich Ufos und Aliens)
– die systematische Verdummung und Indoktrination durch Medienkonzerne (die immer stärker durch rechtsgerichtete und christlich-fundamentalistische Kräfte gesteuert sind)
– das Misstrauen und die Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Theorien und Erkenntnissen
– den unglaublich verbreiteten Hang zu Verschwörungstheorien (der sich aktuell auch auf die Corona-Thematik bezieht)
– die zunehmenden Unfähigkeit und die fehlende Bereitschaft, überhaupt noch Fakten zur Grundlage von Überzeugungen und Entscheidungen heranzuziehen
– die Verbindung von all dem zum Kommerz (also zu der Begeisterung der Amerikaner, möglichst schnell möglichst reich zu werden)

Natürlich stehen alle diese Phänomene nicht nebeneinander, sondern sind vielfältig miteinander verwoben, thematisch, personell und medial. Auch das arbeitet ANDERSEN sorgfältig und detailliert heraus.
Auch wenn es sich vielleicht so anhört: Der Autor macht nicht etwa dauernd Pauschalaussagen über den oder die Amerikaner. Er präsentiert in zahlreichen Untersuchungen statistische Belege, die deutlich machen, für welchen Teil (Prozentsatz) der Menschen seine Aussagen zutreffen. Natürlich bleibt nicht unerwähnt, dass es den anderen (rationalen, vernunftbetonten) Teil der amerikanischen Gesellschaft auch gibt.
Es ist auch nicht so, als ob keine Gegenbewegungen dargestellt würden: Immer wieder weißt ANDERSEN darauf hin, dass bestimmte Extrem-Auswüchse auch wieder eingefangen wurden und dass sich manchmal für eine bestimmte Phase auch die Vernunft durchsetzen konnte.
Ebenfalls würde der Vorwurf ins Leere laufen, dass der Autor seinen kritisch-analytischen Blick nur in die rechte politische Ecke werfen würde. Er entlarvt auch linke Verschwörungsneigungen (“überall lauert der CIA”) und den Wunderglauben der eher alternativ-esoterischen Gegenkultur. Schmerzlich für mich war in diesem Zusammenhang auch der sehr nüchterne Blick auf die hochgradig irrationale und drogenverseuchte Hippie- und Woodstock-Bewegung.
Der Typ macht eben vor gar nichts halt!

Es bleiben ein paar Kritikpunkte, die auch das Ausmaß meiner Empfehlung für dieses Buch betreffen:
– Kein “normaler” Mensch braucht diese Ausführlichkeit; niemand kann sich auch nur annähernd alle die Fakten und Daten merken. Auch mir hätten vermutlich 300 Seiten vollkommen ausgereicht.
– Nicht durchweg erscheinen die Darstellung und die Abfolgen optimal strukturiert (was aber bei dieser Informationsmenge wohl kaum vermeidbar wäre).
– Natürlich weiß man sowieso, welches Ziel der Autor verfolgt und welche Botschaft er vermitteln will; natürlich will hier niemand ein “neutrales” Buch schreiben. Trotzdem nimmt man sich ein wenig Seriosität und Glaubwürdigkeit weg, wenn man Darstellung von Fakten und deren Bewertung so stark miteinander vermischt, wie das ANDERSEN tut. Indem er immer wieder polemische Formulierungen wählt, macht er es den noch nicht überzeugten Lesern zu einfach, sich auf die andere Seite zu begeben.

Es ist ohne Zweifel ein wichtiges Buch. Nach dem Lesen bleibt kein Zweifel daran, dass eine Wiederwahl von Trump nicht nur denkbar, sondern sogar wahrscheinlich ist.
Der Grund dafür lässt sich in einem – ebenfalls polemischen – Satz zusammenfassen: “Die spinnen, die Amis!”

Nach diesen 700 Seiten kann mir niemand mehr diese Überzeugung argumentativ streitig machen!


22.04.2020

Wir brauchen die Corona-APP

Die ersten Tage der “Normalisierung” zeigen es überdeutlich: Die Disziplin lässt nach, die Menschen werden leichtsinnig, sie unterschätzen die – noch lange weiter bestehenden – Risiken.

Wir müssen also dringend alle Möglichkeiten nutzen, mit denen wir die beiden Faktoren “Hygiene” und “Abstand” ergänzen können. Die Masken haben sich schon weitgehend durchgesetzt; was fehlt ist die APP.

Wie es in Deutschland nicht anders sein kann: Die rasche Umsetzung scheitert offensichtlich an unterschiedlichen Vorstellungen zum Datenschutz.

Ich kann es – ehrlich gesagt – kaum ertragen!
Auf der einen Seite werden – angesichts einer “echten” Notsituation – die angesammelten Reserven unserer Volkswirtschaft in 100-Milliarden-Paketen rausgehauen, auf der anderen Seite diskutieren schlaue und prinzipientreue Datenschützer darüber, ob nicht doch ein theoretisches Restrisiko bestehen könnte, dass einmal installierte Softwarestrukturen später mal zur Totalüberwachung durch den Staat missbraucht werden könnten.

Ich schlage vor, später mal auszurechnen, was uns diese Verzögerung letztlich am Ende gekostet hat.
Ob dann der Datenschutz noch so beliebt sein wird…..

21.04.2020

Verkehrte Welt

Heute war es dann soweit: Das erste mal in der Geschichte gab es einen negativen Preis für Öl: Wer einen Barrel Öl abnahm, bekam noch 13,40 Dollar dazu!

Das lässt natürlich meine Fantasien schweifen: Ab welcher Zuzahlungs-Summe wäre ich denn beispielsweise bereit, einen Porsche zu “erwerben”? Wie wäre es dann mit der Sonderausstattung? Könnte man damit die Kaufprämie noch erhöhen? Wäre es lohnend, verschiedene Händler gegeneinander auszuspielen? Wer bietet am meisten?

Natürlich stelle sich auch die Frage nach dem Wiederverkaufs-Verlust, wenn man ihn mal loswerden möchte: Es könnte ja sein, dass man beim Weiterverkauf des Gebrauchten noch mehr oben drauf legen müsste als man selbst beim Neukauf bekommen hat. Das wäre dann ein echtes Verlustgeschäft.

Es gibt immer so viel zu bedenken. Ich lass es doch wohl besser sein…

20.04.2020

Parallelwelten

Ich habe es in einigen Beiträgen schon angedeutet; heute ist es mir nochmal ganz klar geworden: Wir werden uns alle daran gewöhnen müssen, noch etliche Monate in zwei (vielleicht auch mehreren) Parallelwelten zu leben.

Nachdem einige Wochen unser Alltag dadurch bestimmt war, dass einige relativ klare Einschränkungen für fast alle Bereiche der Gesellschaft galten, wurde in dieser Woche eine zweite Phase eingeläutet: Die allmähliche Rückkehr in eine neue Normalität.

Mit einem Schlag wurde damit nicht nur die Situation deutlich unübersichtlicher; es begannen auch sofort eine vielstimmige Diskussion über angeblich falsche Entscheidungen – weil die Lockerung der Regelungen entweder zu schnell oder zu langsam erfolgen.

Schaute man auf diesem Hintergrund gestern bei Anne Will und heute bei Plasberg rein, wurde eines sehr schnell deutlich:
Es gibt die eine Welt, in der die Rückkehr zum normalen Leben und Wirtschaften nur noch durch überängstliche Virologen und sich autokratisch gebärdende Politiker gebremst wird.
Und es gibt die andere Welt, in der wir vielleicht bis ins übernächste(!) Jahr mit durchgreifenden Einschränkungen rechnen müssen (z.B. bzgl. der Kinderbetreuung in KITAS und Schulen) und in der möglicherweise eingeleitete Lockerungen wieder zurückgenommen werden müssen.

Diese beiden Realitäten wird es – so vermute ich sehr stark – nicht nur in der Politik und in den Medien geben. Jede/r von uns wird zwischen den beiden Polen hin- und herpendeln, manche von uns vielleicht mehrfach täglich – je nachdem in welchem Setting und in welcher Stimmung wir uns gerade befinden.

Aber das ist nur der eine Teil der Story, sozusagen der nationale.
Daneben wird es aus vielen Teilen der Welt (so wie gestern aus Südafrika und vor einigen Tagen aus Indien) noch eine geraume Zeit Meldungen geben, die uns immer wieder fassungslos und hilflos machen werden. Die Konfrontation mit der schreienden Ungleichverteilung von Lebensbedingungen und Ressourcen löst offenbar unter den Corona-Bedingungen etwas Besonderes aus: Zwar wissen wir im Prinzip alle, wie unglaublich privilegiert wir hier alle vergleichsweise leben (ja: alle!); aber die Unmittelbarkeit und Anschaulichkeit der Auswirkungen dieses globalen Ereignisses bringt es jetzt wirklich auf den Punkt!
Auf einmal steht die ganze Welt gleichzeitig vor der gleichen Herausforderung – und die Risiken und Bewältigungschancen unterscheiden sich wie Tag und Nacht!
Die Parallelwelten lassen grüßen!

Es gibt noch eine weitere Parallelwelt; die heißt Trump und spielt sich in den USA ab.
Ich will mich dazu hier nicht äußern, aber auf einen wirklich lesenswerten Artikel aus ZEIT-online verweisen. Es ist ein etwas längerer Text, aber er ist sehr informativ. Ich empfehle in sehr!

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19.04.2020

Ungeduld

Eindruck aus dem Sonntags-Talk: Anne Will möchte mit aller Macht wieder zurück zu den altgeliebten Kontroversen. Sie versucht zuzuspitzen.

Das betrifft auch die Auswahl der Gäste: Man lädt wieder Leute ein, von denen man kritische Beiträge erwarten kann.

Vielleicht ist das alles so richtig, weil in einer Demokratie ja gestritten werden soll.

Auf mich wirkt es überflüssig und vor allem ungeduldig.

18.04.2020

Ist zu Corona alles geschrieben und gesagt?

Geht es euch auch so? Ich bin ein bisschen müde und leer, vielleicht auch gesättigt.
Will oder braucht man noch mehr Zahlen, neuere Prognosen, Diskussionen über Masken, Homeoffice oder die Öffnung der Schulen?
Hat man überhaupt schon mal (außer vielleicht unmittelbar nach dem 11. September) so lange so intensiv an einem Thema verweilt?

Man ist – wenn man denn möchte – inzwischen unglaublich gut informiert. Dazu gehört inzwischen, dass man auch die Zwischentöne kennt, die (kleinen) Nuancen in den Einschätzungen selbst der Fachleute.
Jeder halbwegs aufmerksame Mensch könnte in einer Podiumsdiskussion wohl inzwischen in die Rollen von Laschet, Söder oder Lindner schlüpfen, ohne dass es groß auffallen würde.

Das Verrückte ist nur: Trotz aller Gewöhnung, trotz zunehmender Gelassenheit könnte es sein, dass das “dicke Ende” noch kommt. So ganz allgemein für uns alle, aber auch so ganz fürchterlich persönlich.

Aber: Kann man das beeinflussen, wenn man noch mehr Zeit investiert, noch mehr Informationen sammelt? Ich glaube, eher nicht.
Jede/r wird wohl inzwischen wissen, wo er/sie sich einordnet bzgl. der Vorsichtsmaßnahmen und der Umgehensweise.

Deshalb ist es sicher nicht verkehrt, wenn man sich mal anderen Themen zuwendet.
Das Virus wird keinen Unterschied machen – egal wie viele Sondersendungen man versäumt hat.