18.02.2023 Frieden durch China?

Foto von Lara Jameson: https://www.pexels.com/de-de/foto/fahnen-china-karte-sehr-klein-8828351/

Ich weiß: Misstrauen ist durchaus angebracht.
Es wäre naiv, davon auszugehen, dass die aktuelle diplomatische Friedensinitiative Chinas auf der Münchner Sicherheitskonferenz nicht auch ein Schachzug im zunehmenden Kalten Krieg mit der USA wäre. Vermutlich hat sie (auch) das Ziel, den engen Schulterschluss zwischen Europa und den USA anzukratzen. Alles zugestanden.

Aber: Muss man nicht trotzdem nach jedem Strohhalm greifen?!
Was wäre, wenn China einen weltweiten Image-Gewinn dadurch gewinnen wollte, dass es ernsthaft versucht, in diesem Krieg zu vermitteln? Könnte es nicht sein, dass China mit einem Ende des Krieges tatsächlich auch eigene (wirtschaftliche) Interessen verfolgt? Wäre es nicht zumindest denkbar, dass auch den Chinesischen Machthabern bewusst ist, dass auf die Menschheit riesige Herausforderungen warten?
Man weiß das alles vermutlich nicht so genau.

Aus meiner Sicht wäre es ein grober Fehler, wenn man die Ernsthaftigkeit der Ankündigungen nicht zumindest prüfen würde – immerhin wurde von Wang Yi (einem früheren Außenminister) das Prinzip der “territorialen Integrität” als eine Basis für eine Friedenslösung genannt.
Der Westen muss sich ja nicht gleich “einwickeln” lassen; man kann doch die Entwicklung beobachten. Doch jetzt nur mit abwehrendem Getöse zu reagieren, weil es gerade in die Konfrontationsstimmung passt, wäre dumm und unverantwortlich.
Sei es doch den Chinesen, den Türken oder sonst wem auf der Welt gegönnt, einen diplomatischen Erfolg dann auch politisch zu nutzen – wenn nur dafür das Kämpfen, Zerstören und Sterben aufhört.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

17.02.2023 Die Weiße Karte

Von de:Benutzer:Christian Spitschka – Erstellt von de:Benutzer:Christian Spitschka (selbstgemacht), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=287034

Fußball ist nicht gerade mein Spezialgebiet. Aber wenn sich dort gesellschaftlich relevante Dinge tun, sollen sie auch gewürdigt werden.

Ende Januar sind bei einem Frauen-Fußballspiel in Portugal (vor mehr als 15.000 Zuschauern) erstmals zwei Weiße Karten eingesetzt worden – und zwar nach offizieller Genehmigung durch die Fifa.
Sinn dieser Karte ist es, besonders faires Verhalten hervorzuheben – in diesem Fall ging es u.a. um die Hilfsbereitschaft von Sanitätern der gegnerischen Mannschaft.
Es geht also um Lob statt Mahnung oder Strafe; handfeste Vorteile sind mit dem Zücken der Karte nicht verbunden.

Mich begeistert diese Initiative sehr.
Aus meiner Sicht gibt es nicht nur beim Sport, sondern auch in den Medien und in der ganzen Gesellschaft einen eklatanten Mangel an dem Hervorheben und Zelebrieren von prosozialem Verhalten, also der Art mitmenschlichen Umgangs, der ein Gegengewicht zum überbordenden Egoismus und zur Ellbogenmentalität darstellen kann.
Es wäre eine tolle Entwicklung, wenn die Weißen Karten auf den Fußballplätzen der Welt ab sofort zu einer begehrte Auszeichnung und von den Mannschaften und ihren Fans mit Stolz registriert würden.

Es sollte grundsätzlich viel mehr Augenmerk auf positive Modelle gerichtet werden. Keine Gesellschaft kann es sich auf Dauer leisten, die erwünschten Verhaltensweisen ihrer Mitglieder unbeachtet zu lassen oder sich ihnen gegenüber neutral zu verhalten. In diesem Sinne ist sogar dem oft gescholtenem Chinesischen Punkte-System durchaus etwas abzugewinnen: Warum sollte es keine Beachtung (oder auch Vorteile) bringen, wenn man sich angemessen, gemeinschaftsbezogen und anständig verhält!?

Ich höre sie schon schreien, die Freiheits-Fanatiker, die sich jede Einflussnahme auf ihr Verhalten als pädagogischen Gutmenschen-Übergriff verbitten.
Ob wenigstes die Weiße Karte vor ihnen Bestand hat?

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

16.02.2023 Nach Putin?

Von ВО Свобода – 200 років Тарасові Шевченку 9.03.2014, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31609467

Da denkt man nun seit fast genau einem Jahr: “Wie wird man diesen Putin los und wie könnte es in Russland danach weitergehen?”
Ein prominenter Kreml-Kritiker hat nachgedacht und sich – wie der SPIEGEL berichtet – jetzt auf der Münchner Sicherheitskonferenz zu Wort gemeldet: Der frühere Oligarch Michail Chodorkowski.

Zu dem von ihm skizzierten demokatischen Neuanfang in Russland – der nicht weniger als eine echte Revolution (zumindest ein Aufstand der Eliten) voraussetzen würde – ist es sicher noch ein weiter Weg. Das sieht auch der Exil-Russe.
Aber es ist zumindest ermutigend, dass er wohl weiterhin Verbindungen zu einflussreichen Kreisen in seiner Heimat hat.

Von allen vorstellbaren Szenarien für den weiteren Verlauf dieses schrecklichen Krieges wäre ein Regime-Wechsel in Moskau das mit Abstand attraktivste – vorausgesetzt, es wäre tatsächlich mit einer politischen Neuausrichtung und einem sofortigen Rückzug der Truppen verbunden. Vielleicht können solche Menschen wie Chodorkowski ja das ein oder andere einfädeln. Möglicherweise könnte ja in inoffiziellen Verhandlungen erreicht werden, dass bestimmte Entscheidungsträger gewisse Sicherheitsgarantien bekommen (wobei damit ja durchaus auch die wirtschaftliche Sicherheit gemeint sein könnte…).

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

15.02.2023 Ein Hoch auf den Journalismus

Foto von Suzy Hazelwood: https://www.pexels.com/de-de/foto/rot-gerahmte-brille-auf-zeitungen-3886870/

Gefühlt alle paar Monate platzt eine Nachrichten-Bombe.
Damit sind nicht die hochgepeitschten Reißer-Überschriften im Netz gemeint, sondern die Ergebnisse eines sorgfältig und langfristig recherchierten Investigativ-Journalismus.
Heute war es die Offenlegung eines privaten Syndikats, das Wahlmanipulationen gegen Cash nicht nur anbietet, sondern auch schon wiederholt durchgeführt hat.

Solche journalistischen Meisterleistungen sind heutzutage weder durch Einzelkämpfer noch durch einzelne Medien-Organe zu bewerkstelligen. Die Aufdeckung der perfekt getarnten Machenschaften z.B. von Finanzbetrugs- und Steuerhinterziehungsexperten erfordert personelle und technische Ressourcen, die nur durch die Kooperation großer Teams aus mehreren Unternehmen erreichbar sind.
Offenbar können solche Recherchen zu Ergebnissen führen, die weit über das hinausgehen, was von den eigentlich zuständigen Behörden und Strafverfolgern zu leisten ist.

Genau da liegt das Problem: Es fehlt den professionellen staatlichen Ermittlern ganz offensichtlich an Engagement, an Ressourcen oder an der politischen Rückendeckung.
Das wüsste man gerne mal genauer…

Vielleicht ein Thema für den nächsten Journalisten-Coup!

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

14.02.2023 Der Kampf der Giganten

Foto von Pixabay: https://www.pexels.com/de-de/foto/zeitrafferfotografie-von-blauen-lichtern-373543/

Im Bereich der KI (Künstliche Intelligenz) tobt seit einigen Wochen eine öffentliche Auseinandersetzungen zwischen den Tech-Riesen Microsoft und Google um die “Weltherrschaft” bei den neuen Textsystemen. Losgetreten wurde dieser Show-Down durch einen Vorstoß der Firma Open-AI, die im November 22 ihren “ChatGPT” öffentlich zugänglich machte.
Ziemlich verrückt wird die Sache dadurch, dass die beiden Konzerne sich so verhalten, als ob es wirklich um den Vorsprung von ein paar Tagen ginge.

Wenn man sich klar macht, dass es hier um sehr grundsätzliche und weitreichende Innovationen geht, die unseren Umgang mit dem Internet (vor allem mit den Suchmaschinen) und die Produktion von Texten aller Art prinzipiell und dauerhaft verändern wird – dann wirkt die fast panische Angst vor dem “zweiten Platz” doch reichlich übertrieben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in diesem Zukunftsfeld nicht genug Platz für mehrere Anbieter und Konzepte geben wird.

Wie sehr das alles “überdreht” ist, zeigt auch die Reaktion der Börse auf einen kleinen Fehler bei der ersten Google-Bard-Vorführung: Plötzlich war das Unternehmen 900 Millionen Dollar weniger wert…

Wenn man diese Situation mit dem Aufkommen von Facebook und WhatsApp vergleicht, kann einem schon schwindelig werden: Wo soll diese Tempo-Steigerung mal enden?

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

13.02.2023 FDP-Niederlagen

Von Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=113139283

Wie ratlos und verzweifelt muss eine Partei sein, wenn ihr als Markenkern nichts mehr anderes einfällt als die Verteidigung des Automobils – natürlich eingeframt als “Rettung der Wahlfreiheit”.

Versteht sich diese Partei eigentlich noch als Teil der “Fortschritts-Koalition”? Mit einem Verkehrsminister, der immer noch das 9-Euro-Ticket nennt, wenn man ihn nach seinen bisherigen Leistungen im Klimabereich anspricht?

Nach jeder Wahlniederlage wird die Blockierer-Mentalität noch ein bisschen nach oben geschraubt – offenbar ohne mal darüber nachzudenken, ob nicht gerade diese Haltung (z.B. beim Tempolimit) ein Teil des Problems ist.

Das alles nervt total – und zieht die ganze Ampel und ihre Projekte mit runter.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

12.02.2023 Kämpfe in Nordsyrien

Foto von Ahmed akacha 

Das ist wohl an Absurdität kaum zu überbieten:
Während die Suche nach noch lebenden Erdbebenopfern unter den gewaltigen Schutthaufen aufgegeben wurde und die Opferzahl vermutlich weit über 30 000 liegt, wird in Nordsyrien zwischen den kurdischen Kämpfern und der Türkischen Armee geschossen.

Es ist zum Verzweifeln!

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

11.02.2023 “Wahlkampf” kurz nach der Halbzeit

Foto von Sharefaith: https://www.pexels.com/de-de/foto/flagge-von-amerika-1202723/

In den USA toben die parteiinternen Kämpfe um die Kandidaten für die Präsidentschaft, die im Januar 2025 beginnen wird (nach einer Wahl im November 2024).
Ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine Art von Dauer-Fixierung immer schon auf die nächste Entscheidung der konkreten Arbeit und dem politischen System guttut. Es ist eher auch ein permanenter Medien-Hype.

Trostlos erscheint die Aussicht, dass tatsächlich zwei sehr alte Männer gegeneinander antreten könnten – also Biden gegen Trump. Es könnte wohl unmöglich das richtige Zeichen der westlichen Führungskraft an die Welt sein, dass hier der längst fällige Generationswechsel unterbliebe.

Auch dass man sich möglicherweise 1,5 Jahre an der erratischen Persönlichkeit von Trump abarbeiten und über die Fitness von Biden spekulieren könnte, wäre alles andere als die notwendige Konzentration auf die überbordenden Sachprobleme.

Vielleicht sollte man erstmal die laufende zweite Hälfte der Amtszeit nutzen. Es gibt genug zu tun.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

10.02.2023 Harry Potter Video-Spiel

Foto von RODNAE Productions: https://www.pexels.com/de-de/foto/holz-tisch-zimmer-kerzen-7978061/

Wie ich ZEIT-online entnehmen kann, gibt es in der Gamer-Welt einen erbitterten Streit darüber, ob man das – lang erwartete und offenbar extrem gut gelungene – Video-Spiel zur weltbekannten Fantasy-Reihe kaufen bzw. spielen “darf”.
Dabei geht es nicht um die möglichen Folgen von magischen und mystischen Geschichten für unsere Gesellschaft. Nein – das Problem liegt viel tiefer!

Es geht schlichtweg darum, ob man mit seinem Gewissen (oder einer woken correctness) vereinbaren kann, dass die Schöpferin des Potter-Universums daran mitverdient (was sie natürlicherweise tut).
Warum das schlimm ist? Vielleicht weil Rowling schon so unglaublich reich geworden ist?

Nochmal nein! Die Autorin hat es wiederholt gewagt, zur durchaus konfliktträchtigen Beziehung zwischen FeministInnen und Trans-AktivistInnen eine eigene Meinung zu äußern. Da diese nicht mit der Ideologie der Trans-Bewegung übereinstimmt, wurde sie per Experten-Beschluss als “transphob” überführt.

Nun sitzen offenbar junge Menschen mit zittrigen Fingern vor ihren hochgezüchteten Gaming-PCs und würden nichts lieber tun, als auf den berühmten Besen um das Zauberschloss Hogwarts zu sausen – und jetzt besteht doch tatsächlich die Gefahr, dass man sich mit dieser Entscheidung gegen die Transbewegung stellen könnte…
Was für ein tragisches Dilemma!

Warum fühle ich mich manchmal fremd in diesem unserem Lande….?

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

09.02.2023 Man kommt kaum hinterher…

Von President Of Ukraine from Україна – Europe has no right to react in silence to what is happening with our Mariupol – address by the President of Ukraine (flickr.com), CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116602856

Gerade in diesen Tagen erscheint es tatsächlich spektakulär, in welchem Ausmaß dieser Regierungschef die politische Agenda in ganz Europa bestimmt. In drei Tagen hat er London. Paris und Brüssel in Schauplätze für den Überlebenskampf seiner Ukraine gemacht. Seine Energie, sein Einsatz, seine Hoffnung scheinen erschöpflich zu sein.
Gleichzeitig ist dieser Mensch – sicher auch auf der Basis seiner Medienerfahrung – ein extrem begabter Kommunikator, der seine Person zu einer Art Markenzeichen für die Unbeugsamkeit und den Freiheitswillen einer ganzen Nation gemacht hat – bis hin zu einem konsequent durchgehaltenem Outfit. Alles an Selenksky ist eine Botschaft!

Und doch ist zu wünschen, dass man diesen Präsidenten möglichst bald wieder in langweilig-genormter staatsmännischer Aufmachung zu sehen bekommt.
Es wird ein langer Prozess und vermutlich die schwierigste Aufgabe für diese Symbolfigur sein (die so oder so in den Geschichtsbüchern landen wird): Kann er den Übergang vom Kampf in die irgendwann notwendige “Befriedung” managen? Hat er auch dafür die Kraft und die innere Ausstattung?

Wenn es nicht so unfassbar schrecklich, grausam und gefährlich wäre, könnte man es fast “spannend” finden, wie all das letztlich von statten gehen wird. Allerdings ist dieser “Spannungsbogen” manchmal fast unerträglich – weil ein guter und schneller Ausgang alles andere als gewiss ist. Es könnte auch für uns noch sehr viel schlimmer kommen…

Ob dabei diese großen Auftritte in den europäischen Metropolen eine Rolle spielen?
Wer sollte das jetzt wissen?

(Zu weiteren Tages-Gedanken)