“Celsius” von Marc ELSBERG

Bewertung: 3 von 5.

Klima-Thriller sind ja inzwischen fast ein eigenes Genre geworden. Mal steht die Botschaft im Vordergrund (und die Handlung dient nur als Vermittlungsweg); manchmal geht es überwiegend um den Plot (und das Klima-Thema stiftet nur den aktuellen Rahmen).
Es scheint zunächst, dass Marc ELSBERG einen Mittelweg gewählt hat: Man nimmt ihm eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Menschheits-Bedrohung durchaus ab; gleichzeitig kümmert er sich aber auch zunehmend um einen – reichlich verwegenen – Handlungsablauf.
Der Erfolg ist allerdings letztendlich nur mäßig.

Inhaltlich gibt es bei Celsius durchaus einen gewissen Alleinstellungs-Bonus: Es geht nämlich in diesem Buch nicht um die gewohnten Konflikte hinsichtlich der Maßnahmen zur CO2-Reduzierung, sondern um eine nachgeschaltete Technologie: das Geoengineering.
Tatsächlich werden ja schon seit Jahren Szenarien durchgespielt, wie man durch direkte technologische Beeinflussung des Klimas (insbesondere der Sonneneinstrahlung) der Erderwärmung entgegentreten könnte.

ELSBERG spielt die weltpolitischen Komplikationen, die ein unabgestimmtes Eingreifen in globale Klimaprozesse auslösen könnten, in aller Ausführlichkeit durch. Es beginnt mit einem spektakulären Alleingang Chinas, entwickelt sich aber im Laufe der Story (die mehrere Jahren umfasst) zu einem komplexen Verwirrspiel mehrerer Akteure.
Natürlich sind auch Aktivisten, engagierte Wissenschaftlerinnen und Enthüllungsjournalisten im Spiel. Bestimmten Mächten im Hintergrund ist keine Maßnahme zu aufwendig oder brutal, um ganz andere Ziele zu verfolgen.
Und dann gibt es dann noch so ein geheimes älteres Filmprojekt, das irgendwie mit allem zusammenhängt…

Die Darstellung ist phasenweise recht Action-lastig: Man hat dann das (ermüdende) Gefühl, dass Kino-Szenen mühsam in Sprache übersetzt werden: Da knallt, explodiert und brennt es am laufenden Meter – braucht man das in dieser Ausführlichkeit?!

Die größte Schwäche des Thrillers ist allerdings der doch sehr konstruierte Handlungsfaden rund um diesen ominösen Film, der so erstaunlich zukunftsweisend war und wegen dem noch viele Jahre nach seinem Nichterscheinen erbittert gekämpft und gemordet wird. Diese Verwicklungen führen die Story doch recht weit von dem eigentlich sehr relevanten Thema des Buches weg.
Zwar kommt in der Endhandlung eine durchaus originelle Idee zum tragen, diese geht aber in dem übermäßig personalisierten Show-Down ziemlich verloren.

Insgesamt hat ELSBERG ein relevantes Thema ein wenig zu reißerisch bearbeitet und ist so deutlich unter dem möglichen Niveau geblieben.
Was allerdings bleibt, ist das klare Gefühl, dass alle Anstrengungen auf eine rasche und konsequente Vermeidung von weiteren Klimagas-Emissionen gerichtet werden sollten – statt auf eine zukünftige Super-Technologie zu hoffen.

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