“Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen” von Florian FREISTETTER

Bewertung: 4 von 5.

Man kann die Entwicklung, die Methoden, die Leitfiguren und – vor allem – die Erkenntnisse der Astronomie systematisch und strukturiert in Lehrbüchern oder populärwissenschaftlichen Sachbüchern darstellen. Der Autor, ein österreichischer Astronom, Podcaster und Wissenschafts-Kabarettist, wäre dazu sicher in der Lage.
Doch er hat sich anders entschieden: Er erzählt 100 kleine Geschichten über große Gestirne und bevölkert damit das Firmament mit einem Kaleidoskop von strahlenden Himmelskörpern, die alle auf irgendeine Art etwas mit unserem Heimatstern, der Sonne, gemeinsam haben: Irgendwann ging es (natürlich mit angemessenem Abstand vom Urknall) mit Wasserstoff und Helium los…

Die Auswahl der Sterne ist natürlich nicht zufällig, denn das didaktische Ziel des locker geschriebenen Sachbuches strahlt irgendwie aus aus allen Richtungen: FREISTETTER will mit den gewählten Beispielen einen möglichst breiten Einblick in alle Phänomene der Astronomie geben. So werden Sterne genannt, die jeweils eine Entwicklungsphase, eine Größe, eine Entfernung, eine Entdeckungsmethode, eine wissenschafts-historische Phase, eine kulturelle Bedeutung oder einen besonderen Erkenntniszuwachs repräsentieren. ‘
Was man schnell lernt: Es gibt praktisch unendlich viel Auswahl, die Dimensionen sind kaum vorstellbar und die Namen der meisten erwähnten Himmelskörper kann man sich ganz bestimmt nicht einprägen (sie ergeben sich meist aus irgendwelchen rein formalen Listen mit vielen Buchstaben und Ziffern).

Trotz aller Komplexität: Nach und nach erwirbt man als Leser/in dann doch eine gewisse Expertise. Man erkennt die grundsätzlichen Methoden von Beobachtung und Messung wieder und erfasst bald den typischen Lebenslauf eines Sterns (von der diffusen Gaswolke bis zu den unterschiedlichen Restzuständen – im Extremfall wäre das ein Schwarzes Loch).
Anders ausgedrückt: Gewisse Wiederholungen sind offenbar unvermeidlich – denn man kann die kosmischen Urkräfte und deren Erforschung nicht auf 100 unterschiedliche Weisen darstellen.

Empfehlen würde ich dieses mit erhellenden Fakten und Anekdoten bis zum Bersten angefüllte Buch am ehesten solchen Menschen, die schon eine kleine Portion Basiswissen mitbringen. Dann kann man sozusagen vom ersten Stern an eintauchen in die faszinierende Vielfalt der ganz großen Dimensionen. Startet man als kosmologischer Anfänger, dauert es ein kleines Weilchen, bis sich ein Grundverständnis eingestellt hat. Schlimm ist das allerdings nicht: 100 Beispiele bieten eine mehr als ausstreichende Lernstrecke (auch wenn es sich nicht gleich um Lichtjahre handelt…).
Wer neugierig auf unser Universum ist, wird sich mit diesem Buch ganz sicher nicht langweilen!

Das Hörbuch liest der Autor übrigens selbst ein. Dabei merkt man, dass er Bühnenerfahrung hat und ein geübter Sprecher ist. Die Stimme ist sehr charakteristisch, motivierend und angenehm.

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