Robert Habeck in Essen

Fünf Tage vor der Wahl, Kennedy-Platz in Essen-Mitte.
Keine Riesen-Menschenmenge, aber eine würdige Kulisse für die Abschluss-Veranstaltung der GRÜNEN in Essen.

Robert kommt – ganz anders als vor einigen Wochen Annalena in Bochum – auf leisen Sohlen.

Keine sichtbare Security, kein Begleit-Tross. Habeck mischt sich wie ein ganz normaler Besucher unter das wartende Publikum. Er ist ansprechbar, sucht aber nicht das Zentrum der Aufmerksamkeit. Eine ganze Weile steht er alleine und hört brav der Vorstellung und den Reden der drei örtlichen Kandidaten zu.
Die Botschaft (ob gewollt oder ungewollt): Ich bin einer von euch, ganz normal…

Der Status-Unterschied zu einer offiziellen Kanzler-Kandidatin ist nicht zu übersehen: Er steht nicht so stark als Person im Rampenlicht; er steht nicht in Konkurrenz zu Laschet und Scholz; er hat sicher nicht die höchste BKA-Sicherungsstufe.

Seine Rede unterscheidet sich deutlich von dem Auftritt Baerbocks (vor einigen Wochen):
Er spricht mehr aus dem Moment heraus, entwickelt längere und komplexere Argumentations-Bögen, entwickelt die Gedanken wohl jedesmal ein wenig anders und neu.
Während Baerbock sich eher Punkt für Punkt durch ihr Programm gearbeitet hat und ihre Thesen sehr komprimiert und formelhaft präsentierte, sieht man Habeck eher beim Spinnen der Gedankenfäden zu. Seine Sätze sind komplexer und länger; die Stelle, an der man Klatschen kann, ist nicht so eindeutig vorgegeben wie bei den etwas schablonenhaften Standard-Statements von Annalena.
Habeck ist der Typ für die etwas längere Aufmerksamkeitsspanne. Aus der Rede von Habeck lassen sich deutlich schwerer die berühmten 15-Sekunden-Sprüche für die Tagesschau herausschneiden.

Es ist wohl schwierig, diesen Menschen nicht irgendwie sympathisch zu finden. Das ist kein aufgeblasener Politikertyp alter Schule; gleichzeitig hat er nichts modern-aufgestyltes wie ein Lindner. Man kann sich gut vorstellen, wie er als Minister zwischen sehr verschiedenen Milieus vermitteln konnte.
Tatsächlich freue ich mich darauf, ihn bald in einem neuen Kabinett zu haben. Diesem Persönlichkeits- und Politikertyp vertraue ich gerne meine Stimme und mein Mandat an.
Sollte es dazu nicht kommen, wäre meine Enttäuschung groß…

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