08.01.2020

Das neue Jahr startet wie das alte geendet ist: Alle verfügbaren Daten, alle Studien und alle beobachtbaren Phänomene weisen immer wieder darauf hin, dass sich die Erderwärmung – mit allen ihren Folgen – gegenüber den Erwartungen und Prognosen weiter beschleunigt.

Gerade lese ich – auf der heute modernisierten SPIEGEL-Seite – dass 2019 das bisher wärmste Jahr in Europa war. Hätte jemand vor 10 Jahren vorhergesagt, dass sich der Klimatrend so eindeutig und kurzfristig in immer neuen Extremwerten zeigen würde, hätte man ihn als unrealistischen Untergangspropheten beschimpft. Auch besorgte Wissenschaftler gingen eher von langfristigen Trends aus, die sich erst nach genaueren Analysen bestätigen könnten.
Seitdem sehen wir zu, wie Hitzerekorde, apokalyptische Waldbrände, Überschwemmungen und schmelzende Gletscher sich gegenseitig die Schlagzeilen klauen.

Man fragt sich manchmal in seiner hilflosen Wut, ob die ganzen Katastrophen vielleicht sogar einen “höheren” Sinn haben könnten: in ihrer Klarheit und Eindeutigkeit den Prozess des Umsteuerns zu beschleunigen?!

An diesen Effekt zu glauben, setzt allerdings einigen Optimismus voraus.
Die Regierung in Australien will jedenfalls ihre ihre Klima-Ignoranz unvermindert fortsetzen. Schließlich wird geht es ja um den Wohlstand der Nation, der zu einem großen Teil auf der Kohle basiert.
Dass die konservative Regierungspartei von den Wahlspenden der Fossil-Industrie besonders profitiert hat, ist vermutlich nur eines dieser Gerüchte…

07.01.2020

Ich wurde heute auf ZEIT-online eingeladen, an einer Umfrage zu den GRÜNEN teilzunehmen. Es sollte darum gehen, von welchen Idealen sie sich verabschiedet hätten und ob es ihnen nicht an Radikalität fehle – so auf dem Weg zur Volkspartei. Da waren sie bei mir gerade richtig. Wo ich doch dieses ganze Gemeckere sowieso nicht leiden kann. Solange die GRÜNEN die mit Abstand weitgehensten Positionen einnehmen, ist mir nicht verständlich, was sie denn mit noch radikaleren Positionen bewirken könnten – außer ihre Wahlchancen (und damit die Umsetzungsoption ihrer Ziele) zu verringern. Es geht nicht darum, wie perfekt und kompromisslos das Programm formuliert ist, sondern ob sich endlich konkret etwas verändert. Was also genau ist falsch daran, sich so darzustellen, dass man für ca. 30 % wählbar erscheint?

06.01.2020

Im letzten Jahr brannte der brasilianische Regenwald. Zu einem großen Teil als Ergebnis von Planungen und Entscheidungen.
Jetzt brennen in Australien weite Landstriche und setzen Zehntausende in Angst und Schrecken.

Millionen Tonnen CO2 werden freigesetzt.

Was macht das mit der persönlichen Motivation, auch bei schlechtem Wetter das Auto mal stehenzulassen oder die Heizung ein wenig zu drosseln? Um das Klima zu schonen…
Ich kann mich von Zweifeln an der Sinnhaftigkeit privater Bemühungen noch einigermaßen freihalten. Wie lange noch?

05.01.2020

Es ist trostlos: Man muss im Jahr 2020 noch immer über Trump sprechen. Diesmal nicht über irgendeinen selbstverliebten egomanischen Selbstbeweihräucherungs-Tweed, sondern über eine Aktion, die mal eben den nahen Osten in ein Pulverfass mit brennender Lunte verwandelt.

Der Erfolg des Militärschlages: Das wirklich nicht ungefährliche Regime des Iran geht innerlich und äußerlich gestärkt in das neue Jahr. Die interne Demokratiebewegung wird geschwächt, weil sich natürlich in einem solchen Fall alle hinter der – eigentlich ungeliebten – Regierung versammeln. Die USA verliert als sicher geglaubte Verbündete (Irak) im Kampf gegen den Terrorismus. Die Kriegsgefahr steigt. Auf die sicher zu erwartende Vergeltung ist bereit die nächste Eskalationsstufe angekündigt.

Das verspricht ein echtes Trump-Erfolgsjahr zu werden!

04.01.2020

Ich verstehe die Franzosen nicht.
Gemeint sind die Franzosen, die jetzt schon seit Wochen ihr Land lahmzulegen versuchen im Kampf gegen bestimmte Sozialreformen, insbesondere gegen Anpassungen im Rentensystem. Es geht um Veränderungen, die bestimmte – im Prinzip willkürliche – Privilegien abbauen, eine gewisse Angleichung an europäische Standards und eine langfristige Stabilität der Finanzierung sichern sollen.
Alles logisch, grundvernünftig und für jeden Außenstehenden nachvollziehbar.
Das Ganze wird angestoßen durch einen mutigen jungen Präsidenten, den die gleichen Franzosen (viele von Ihnen) vor wenigen Jahren als Hoffnungsträger gewählt haben; an verkrusteten politischen und Parteistrukturen vorbei. Und die ihm somit letztlich den – in seinem Programm dargestellten – Auftrag gegeben haben, im erstarrten Frankreich etwas in Bewegung zu setzen.

Warum – so frage ich mich – sind so viele intelligente und gebildete Menschen unfähig oder nicht bereit, die für einen solchen Weg auch einen gewissen Preis zu zahlen? Warum wird die Politik, der Staat in dem Moment so unerbittlich zum Feind erklärt, wenn die Korrekturen auch eigene Privilegien betreffen? Warum ist es so leicht, gegen begründbare Korrekturen eine Protest- und Kampfstimmung zu generieren, als ob es um die Verteidigung der Grundrechte gegenüber einem Despoten ginge? Warum lassen sich so viele Menschen so gerne dafür mobilisieren, irgendwie gegen etwas “Unsoziales” zu sein, das sich beim näheren Hinsehen überwiegend als unlogisches Sonderrecht zeigt?

Natürlich neigen alle Menschen in einem gewissen Umfang zum Egoismus.
Aber die Franzosen zelebrieren das Dagegensein auf eine besonders intensive Art.
So ganz verstehe ich das nicht…

03.01.2020

Vielleicht kommt diese Betrachtung einen Tag zu spät; aber es hat mich noch beschäftigt:

Ich finde es sehr bemerkenswert, dass die Verursacherinnen des tragischen Brandes im Krefelder Affenhaus sich schnell gemeldet haben und somit ohne Zögern bereit waren, Verantwortung für ihr fahrlässiges Verhalten zu übernehmen.
Niemand kann letztlich verhindern, dass eigenes Tun ungewollte schwerwiegende Folgen hat. Aber man kann die eigene Reife dadurch unter Beweis stellen, dass man sich dieser Situation stellt.

Hut ab!
(Eine ziemlich altmodische Redewendung für eine weitgehend hutlose Gesellschaft)

02.01.2020

Österreich wird eine schwarz-grüne Regierung bekommen. Das ist zwar nicht mein Traum, aber die mit Abstand erfreulichste Alternative. Dass sich die Grünen mit einem beherzten Klimapaket mitten in der EU an die politische Front begeben, könnte ein positives Aufbruchsignal für ganz Europa werden. Zumal das Kabinett auch noch weiblich und jung erscheint. Ein Zeichen gegen Verkrustung und rückwärtsgewandten Altherren-Populismus.

Ein schöner Start für Europa!

01.01.2020

Szene 1:
In den heute-Nachrichten werden kaleidoskopartig kurze Videos von den Silvesterfeiern in den Hauptstädten der Welt gezeigt. Bunte Raketen, Geknatter, Rauch. Man könnte auch sagen: Feinstaub bis zum Abwinken. London, Paris, New York, Berlin. Es gibt eine Ausnahme: Peking!
Für mich ein faszinierendes Symbol für eine Verschiebung der Verhältnisse. Man überlässt den Chinesen mit ihrer emissionsfreien Lasershow den Vortritt in die Zukunft. Und schluckt dumpf den traditionellen Feinstaub.
Tolle Leistung, alte Welt!

Szene 2:
Nachrichten aus Leipzig. Ein Polizist ist von linksautonomen Silvesterfreunden halbtot geschlagen worden. Eine Sprecherin der Szene dazu (sinngemäß): Man müsse berücksichtigen, dass die Anwohner wegen der Polizeipräsenz etwas dünnhäutig seien.
Ich weiß nicht, ob man das in dem restlichen Jahr an Dummheit und Menschenverachtung noch toppen kann.

Frohes neues Jahr!