“Allein gegen die Schwerkraft – Einstein 1914 – 1918” von Thomas De PADOVA

Ich gebe es zu: Es war ein Spontankauf vom Wühltisch.
Aber der Vollständigkeit halber soll das Buch in meiner Liste doch kurz Erwähnung finden.

Der Autor verfolgt das Ziel, die bahnbrechenden Beiträge des mathematischen Genies Albert Einstein zur theoretischen Physik in den zeitgeschichtlichen Zusammenhang des ersten Weltkrieges zu stellen.
Zu diesem Zweck beschreibt er seine Schaffensjahre in Berlin, wo man dem aus er Schweiz stammenden Gelehrten optimale Bedingungen für seine Arbeit in Aussicht gestellt hatte.
Mit großer Gründlichkeit beschreibt der Autor die Verflechtung folgender Ebenen:
– die schrittweise und an Umwegen reiche Ausarbeitung der Allgemeinen Relativitätstheorie
– die privaten Lebens- und Beziehungsverhältnisse von Einstein (zwischen zwei Frauen)
– die komplizierten Beziehungen zu den prägenden Vertretern der Berliner wissenschaftlichen Community
– den Einfluss des Kriegsereignisse auf die Gelehrten-Szene und auf Einstein selbst

Was hatte ich nun davon, mich auf ungefähr 280 Seiten mit dieser – nicht unbedingt alltagsnahen – Thematik zu befassen?
Nun – zuallererst ist mir Einstein als (zeitgeschichtliche) Person näher gekommen und sympathischer geworden. Er war nicht nur ein genialer Denker (ähnlich wie der kürzlich verstorbene Stephen Hawking), sondern auch ein prinzipiengesteuerter, unabhängiger kritischer Bürger, der mit seiner pazifistischen und humanistischen Haltung der – leider auch in Gelehrtenkreisen verbreiteten – nationalistischen Kriegseuphorie dauerhaft widerstand.
Auch einige Facetten der Relativitätstheorie sind mir nun vertrauter als vorher – wobei dankenswerter Weise die Bezüge zum aktuellen Forschungsstand (insbesondere in der Astro-Physik) immer wieder mal verdeutlicht werden (Stichworte: “Schwarze Löcher” und “Gravitationswellen”).

Ich will aber nicht verhehlen, dass für einen “Normalverbraucher” wie mich die Detailtiefe der Ausführungen – insbesondere was die privaten und beruflichen Beziehungen Einsteins zu seinem Umfeld angeht – oft weit über die tatsächliche Bedürfnislage hinausgeht. So genau muss das alles wohl kaum jemand wissen, der sich nicht gerade hauptberuflich oder hobby-leidenschaftlich mit den angesprochenen Themen auseinandersetzt.

So kann ich dieses Buch wohl nur Menschen empfehlen, die gerne intensiv in zeitgeschichtliche  Zusammenhänge eintauchen und nicht darüber nachdenken (müssen), ob sie die dafür investierte Zeit wirklich “über” haben.
Für diese Leser trägt dieses Buch sicher ein Stück zum Weltverständnis bei.
(Im Nachhinein bin ich nicht ganz sicher, ob ich wirklich zu der Zielgruppe gehöre).

Offener Brief an Andrea Nahles von SILVIA

Hallo Andrea,
es brennt mir auf der Seele, mich zu deinen Rücktritten zu äußern.
“Oh nein”, das bedeutet, dass ich es nicht verstehen kann, dass so vielen ehrlich interessierten und engagierten Menschen nicht klar ist, dass es keinen, ja keinen Sinn macht, sich gegenseitig Schuld zuzuschieben, dass man Köpfe rollen sehen möchte, dass man sich in Kritik an Personen festhält.
“Oh ja” bedeutet, dass ich verstehen kann, wie müde dies macht, wie enttäuscht du sein musst und dass es für dich wahrscheinlich gut und richtig ist, durchzuatmen und dich aus dem Gewitter der Sensations-Presse und der eigenen Genossen zurückzuziehen.
Ich danke dir für dein ehrliches Engagement und deinen Mut, sich diesen schwierigen Aufgaben zu stellen, die du übernommen hattest.
Die Aussage vor der EU Wahl, dass man gemeinsam an einem Strang ziehen muss, um etwas zu erreichen und ein negatives Chaos abzuwehren, die gilt nicht nur für die Staaten Europas! Die gilt für jede Familie, für jede kleinste Arbeitsgruppe und auch für eine Partei, zu der ich stehe und die ich soooo gerne wieder als stabilen Faktor in diesem Meer an Unwegsamkeiten erleben möchte.
Für die kommenden Tage wünsche ich dir viel Kraft, mutmachende, freundliche Menschen um dich herum und liebevolle Umarmungen.
Liebe Grüße
Silvia

Talkshows nach der Europawahl

Ich möchte eine Lanze brechen für die großen Talkshows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
Es wird ja immer gerne gemeckert, über alles. Auch die Talkshows (Will, Plasberg, Maischberger, Illner) kriegen oft ihr Fett weg: Sie seien eine Plattform, auf denen die immer gleichen Promi-Schwätzer ihre vorgestanzten politischen Phrasen und Worthülsen zum Besten geben würden. Oder so ähnlich.
Ich habe das nie so einseitig empfunden – auch wenn es natürlich immer wieder mal ärgerliche und wenig relevante Sendungen gab.

Nach dieser Nach-Wahl-Woche komme ich jedenfalls zu einem ganz anderen Ergebnis:
Wenn ich das, was ich vor und nach der Wahl aus anderen Medien entnommen habe (und das war eine Menge, weil ich viel Zeit darauf verwandt habe) mit den vier Talkshows zur Europawahl vergleiche, sage ich: “Hut ab!”

Ich würde es mal so zusammenfassen: Wenn ein halbwegs interessierter Mensch diese vier Sendungen angeschaut hat, befindet er sich ganz vorne am “Puls der Zeit”. Diese Sendungen boten insgesamt eine umfassende und faszinierende Möglichkeit, sich mit der aktuellen Stimmung im Lande vertraut zu machen. Durch eigene Anschauung.
Man könnte kritisch anmerken, dass es eine grundsätzlich wohlwollende Haltung gegenüber der aktuellen jugendlichen Protestbewegung gab. Das stimmt.
Aber: Ist es wirklich journalistisch illegitim, der grün-bewegten und von Jugend-Protest getragenen “Wende” eine Woche lang die volle Aufmerksamkeit zu schenken? War es nicht geradezu erholsam, eine beeindruckenden Ausschnitt von jungen Parteimitgliedern und Aktivisten (überwiegend weiblich) zu erleben, die unglaublich diszipliniert, sachlich, fachlich kompetent, respektvoll und höflich diskutiert haben?
Diese Leute sind intelligent, gebildet, eloquent und engagiert. Benehmen können sie sich auch. Und sie haben (überwiegend) keine persönlichen (wirtschaftlichen) Interessen bzw. Karriereziele.
Ich frage mich: Wer muss sich da verstecken und eigenes Auftreten und Handeln hinterfragen? Sollten wir nicht vielleicht tatsächlich Positionen und Funktionen freimachen für diese “unverbrauchten” Gesichter und erfrischenden Kommunikationsweisen?

Für mich war diese Woche eine Sternstunde der öffentlichen Medien.
Wir will, kann sich aus erster Hand informieren. Ein tolles System!
Wir sollten es verteidigen. Es wird – nicht ganz zufällig – in erster Linie durch die AfD angegriffen.

Wer das alles verpasst hat und wenigstens noch eine Sendung nachschauen möchte: Ich empfehle Maybret Illner vom 30.09.19.

 

Nach der Europawahl

Verständnis für Frust
Es ist für viele Menschen verständlicherweise irritierend und auch ärgerlich, dass ein – etwas respektlos und provokant auftretender – junger YouTube-Blogger offenbar mehr Einfluss auf die Wahlentscheidung einiger Hunderttausend junger Wähler genommen hat als dies monatelange Bemühungen von engagierten Wahlkämpfern vermocht haben. Das fühlt sich sicher frustrierend und ungerecht an.
Und vielleicht hat es auch etwas Bedrohliches, wenn man erleben muss, wie eine medial gehypte Einzelmeinung so plötzlich bundesweite Bedeutung bekommen kann – an allen anderen seriösen und etablierten Kanälen vorbei.
Ich selber habe allerdings keine besondere Sorge bzgl. dieser potentiellen “Indoktrination”, weil ich davon überzeugt bin, dass das Rezo-Video nur deshalb diese durchschlagende Wirkung entfalten konnte, weil es passgenau eine sowieso vorhanden Stimmung getroffen und verstärkt hat. Ohne “Fridays for Future” wäre das Video in der Subkultur steckengeblieben, aus der es stammt.

Freude und Genugtuung
Ich gönne es den engagierten jungen Leuten und unserer Gesellschaft, dass durch den Erfolg der GRÜNEN der Eindruck entstanden ist, dass sich in unserer oft geschmähten Demokratie Engagement und ein inhaltlich begründeter Protest auszahlt. Man kann etwas bewegen!
Man muss dafür keine Autos anzünden, Polizisten verprügeln oder Bomben legen. Man muss dafür auch nicht unseren Staat und seine Institutionen aushöhlen oder verunglimpfen (so wie es übrigens sehr viele ach so kluge Erwachsene vor unseren Augen tun).
Vielleicht hat diese Europawahl eine ganze Generation für unser demokratisches System gewonnen! Dieser Effekt könnte weit über die tatsächlich Veränderungen von Mehrheitsverhältnissen hinausgehen. Was kann unserer Gesellschaft besseres passieren, als dass jetzt in Tausenden von Schulklassen und Familien über den Zusammenhang zwischen den Schüler-Demonstrationen und dem Wahlverhalten der Erst- und Jungwähler diskutiert wird?

Spaltung überwinden
Aber es gibt auch aus meiner Sicht ein Problem. Und zu dessen Lösung werden wir Erwachsene gebraucht:
Während nämlich die Jungen jedes Recht zur Polarisierung haben, sollten wir dafür sorgen, dass es keinen dauerhaften Riss in unserer Gesellschaft gibt. Diesmal meine ich nicht den zwischen Arm und Reich, sondern die Aufspaltung in zwei Lager mit grundsätzlich verschiedenen Werten und Zielen.
Auf der einen Seite stehen u.a. die jungen Klimaschützer, die GRÜNEN und die engagierten Wissenschaftler, die inzwischen eine breite bürgerliche Schicht davon überzeugt haben, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein wünschenswertes, sondern ein überlebenswichtiges Prinzip für diesen Planeten darstellt. Dieses Milieu ist bereit, im Bereich von Konsum und materiellem Wohlstand deutliche Einschränkungen hinzunehmen und sieht sich eher dem Ziel einer gerechten Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums zugunsten eines – im Prinzip auch weltweiten – Gemeinwohls verpflichtet.
Dem gegenüber stehen die Gruppierungen, die den Erhalt gewohnter kultureller Identitäten und eigene bzw. nationale wirtschaftliche Interessen in den Mittelpunkt stellen und dabei unbestreitbar auch ehrliche Sorgen vor einer Gefährdung der erreichten sozialen Sicherheit und Stabilität haben.
Zwischen dem grünen Milieu und dem durch die AfD vertretenen rechten Rand des politischen Spektrums erscheinen diese Gegensätze aktuell unüberwindbar. Mir liegt die Gruppe dazwischen am Herzen.

Ich wünsche mir, dass der Gesprächsfaden nicht abreißt. Man sollte überall – auch im privaten Bereich – darauf achten, dass man mit einem arroganten oder elitären Auftreten die “Unentschiedenen” nicht in die rechte Ecke treibt. Auch wenn man gute Gründe hat, seine Überzeugungen als “richtig” (auch im Sinne wissenschaftlicher Belege) zu bewerten, sollte man Brücken bauen und nicht abreißen.
Es gibt auch bei den gerade  “abgestraften” Parteien verantwortungsvolle und engagierte Menschen, auf deren Sachverstand und Erfahrung man nicht verzichten kann. Da muss man nicht bei den Zuspitzungen von Rezo stehenbleiben.
Und es gibt bestimmt in Verwandtschaft, Bekanntschaft und Nachbarschaft Menschen, die anders denken, aber trotzdem ansprechbar sind. Weil es (noch) gemeinsame Ziele und Grundwerte gibt. Natürlich können wir auch mit den jungen Leuten auf die Straße gehen; aber zusätzlich könnte es unser Job sein, den Zusammenhalt im Alltag zu pflegen. Auch mal zwischen den Milieus (damit meine ich natürlich keine Anhänger einer menschenverachtenden rechtsradikalen Gesinnung).

… Hochkant-Videos

Wenn man irgendwann in der Mitte des letzten Jahrhunderts geboren wurde und dann in die Jahre kommt, hat man als aktiver Medien-Mensch, also als Foto-/Film-/Video-Amateur schon so einige technische Revolutionen mitgemacht. Noch stärker als bei der Fotografie, wo es im wesentlichen nur um den Übergang in das digitale Zeitalter ging, hat es für den Heim-Videobereich ein ganzes Arsenal von Systemen gegeben, die sich vom alten Super-8-Format über immer kleinere und hochauflösendere magnetische  Videobänder (die zunächst analoge, dann digitale Signale enthielten) bis hin zur volldigitalen Speicherung und Bearbeitung in aktueller 4K-Qualität gesteigert haben.
Parallel dazu entwickelten sich die Darstellungsmöglichkeiten und -qualitäten: Nachdem zunächst die Leinwand wie im Kino durch den Filmprojektor angestrahlt wurde, kamen dann die elektronischen Röhren-Bildschirme, also die normalen Fernseher dran; oft mit einem enttäuschenden Ergebnis. Nachdem – nach zwischenzeitlichen Einsatz der Beamer-Technologie – der große  Flachbildschirm mit mindestens HD-Auflösung Einzug in die Wohnzimmer gehalten hat, machte das Videografieren auch für qualitätsbewusste Filmer richtig Spaß.

Eines stand während dieses ganzen Entwicklungsverlaufs allerdings nie in Frage: Film- bzw. Videobilder leben vom Querformat! So wie man die Welt sieht, so wie man Kino und TV immer erlebt hat. Eigentlich galt und gilt die Devise: Je breiter desto besser! Das spürt man insbesondere dann, wenn man alte, im Format 4:3 aufgenommene Fernsehbilder auf einem modernen Monitor betrachten muss. Fürchterlich!

Alles könnte gut sein – aber dann kamen die Smartphones!

Plötzlich konnte Jedermann und Jedefrau immer und überall ziemlich hochwertige Videoaufnahmen herstellen. Und das passierte dann auch. Was man sich allerdings mit meiner Vorgeschichte nicht vorstellen konnte: Die Menschen halten ihre Smartphones einfach so in der Hand, wie sie es immer tun und erzeugen damit tatsächlich sehenden Auges Hochkant-Videos! Unfassbar!
Mir würde eher die Hand abfallen als zu vergessen, das Handy um 90° zu drehen um “richtige” Videos zu machen. Die man dann später auch auf anderen Endgeräten angemessen anschauen kann, die man in Video-Schnittprogrammen zu echten Filmen verarbeiten kann.

Es ist eine echte Zäsur, ein Generations-Bruch!
Wer das Videografieren auf dem Smartphone beginnt und sowieso nie eine andere Betrachtungsform als das Smartphone-Display wählt, empfindet kein Problem. Es entsteht kein Leidensdruck. Es gibt noch nicht einmal ein Bewusstsein für die “Perversion” dieser Aufnahmetechnik.
Und so passiert es inzwischen, dass man selbst in der Tagesschau dokumentarische Bilder gezeigt bekommt, in denen ein mickrig kleiner Bildstreifen in der Mitte die eigentliche Information enthält und rechts und links davon unscharfe breite Streifen dazugemogelt werden.

Es ist verrückt: Die Leute haben kinoähnliche 65-Zoll-Monitore an der Wand, die ihre Smartphone-Aufnahmen in einer genialen Qualität im Format 16:9 wiedergeben könnten. Aber sie machen Hochkant-Videos. Weil – ja weil man das Handy mal gerade so in der Hand hat – und für das Querformat vielleicht die zweite Hand als Unterstützung bräuchte.

Ich werde scheinbar alt – und verstehe die Welt nicht mehr in allen Facetten!

Europawahl / Rezo-Video / Fridays for Future

Die steigenden Teilnehmerzahlen der Schüler-Demos und die sensationelle Öffentlichkeitswirksamkeit des Videos von YouTube-Blogger Rezo machen beispielhaft deutlich: Es gibt aktuell eine gesellschaftliche Dynamik, die sich in erster Linie rund um das Thema “Klimakrise” manifestiert.
Dazu ein paar Überlegungen, die auch im Zusammenhang mit der morgigen Europawahl stehen:

Unbestreitbar ist:
Ja, einige Aussagen auf den Plakaten protestierender Schüler und in dem Rezo-Video (ich habe es wirklich ganz gesehen) sind überspitzt, polemisch, übertrieben, ungerecht und vermutlich in Einzelbereichen sachlich nicht haltbar. Das mag man bedauern oder sich sogar massiv darüber ärgern.

Vielleicht hilft ja  – als erster Schritt – eine Relativierung: Angesichts des unfassbaren Schrotts und der hasserfüllten Tiraden, die uns in den sozialen Medien seit Jahren umgeben: Wie schrecklich und gefährlich sind dann die zugespitzten Thesen eines jungen Mannes, der sich mit – zumindest im Prinzip belegten – Statements an eine jugendliche Subkultur wendet, die vermutlich von deutlich “seriöseren” Medienangeboten kaum erreicht wird? Droht da wirklich der allgemeine Sittenverfall? Oder könnte es doch vielleicht ein engagierter – sicher nicht ausgewogener – Beitrag zu einer dringend notwendigen gesellschaftlichen Diskussion sein? Ist eine vereinfachende Zuspitzung “Die CDU zerstört unsere Zukunft” wirklich mehr Aufregung wert als der Gegenstand, um den es geht – nämlich eine von den Kids als real empfundene Bedrohung ihrer Lebensperspektiven?
Noch ein Gedanke zur Relativierung: Die Gelbwesten in Frankreich haben aus Wut über vermeintliche soziale Zumutungen mal eben einen Staat an die Grenze eines Aufruhrs gebracht; es gab massive Gewalt und riesige materielle Schäden. Haben wir wirklich ein Problem wegen Schüler-Streiks und Rezo-Videos? Geht’s noch?

Eine weitere Frage an die Menschen, die sich über die Heftigkeit und den Rigorismus der jungen Leute aufregen: Wer trägt eigentlich die Verantwortung dafür, dass sich die Auseinandersetzung so zugespitzt hat?
Sind es ungeduldige und überhitzte, auf Krawall gebürstete Jungen Leute, die sich – naiv wie sie sind – vor irgendeinen Karren spannen lassen?
Oder hat möglicherweise die Generation ihrer Eltern (also wir) schlichtweg 50 Jahre (seit “Grenzen des Wachstums”, Club of Rome, 1972) in einem beträchtlichen Umfang versagt?
Wir waren es doch, die schon lange alle Informationen über Umweltzerstörung, Ressourcenkrise und Klimawandel hatten und trotzdem nicht bereit waren, unser Wirtschaften und unseren Lebensstil den klar erkennbaren Notwendigkeiten anzupassen. Und jetzt sollen ausgerechnet diejenigen, die den Schlamassel irgendwann ausbaden müssen, Rücksicht auf unsere Bedürfnisse nach Ausgewogenheit und Diplomatie nehmen?
Das ist – mit Verlaub – verkehrte Welt!

Freuen wir uns doch, dass die jungen Leute uns einen Teil der Verantwortung abnehmen. Sogar wir werden noch etwas davon haben – weil es uns schnelles Handeln letztlich viel weniger abverlangen wird als weiteres Abwarten und Lavieren.
Müssen wir uns tatsächlich vor einer Bewegung fürchten, die alle Bürger aufruft zur Europawahl zu gehen und dabei an das Klima zu denken? Diese Kids zeigen uns, dass sie an unser demokratisches System – mit all seinen Schwächen – glauben! Was wollen wir eigentlich noch mehr? Gab es schon mal eine Jugendbewegung, die vernünftigere Ziele mit vernünftigeren Methoden zu erreichen suchte?

Wer ausgerechnet daran verzweifelt, der lebt wohl doch ein wenig in einer anderen Welt!
(Tut mir leid, wenn das auch polemisch klingen sollte…)

Wer sich genauer für die Wege interessiert, wie denn eine Umsteuerung zu einer klimaschonenden und nachhaltigen Welt aussehen könnte, kann hier mal reinschauen.

Übrigens: Morgen ist Europawahl!
Nicht zu wählen (oder die AfD) heißt, die Kräfte zu stärken, die die EU aushöhlen wollen und die gar nichts zum Klimaschutz beitragen wollen.

“Jugendämter diskriminieren Hartz IV-Eltern”

So etwa könnte man die Äußerung eines Linken-Politikers zusammenfassen, die ich gestern in einer Nachrichtensendung aufgeschnappt habe.
Ich war total fassungslos! Wie tief kann man sinken, wenn man in ideologischen Scheuklappen lebt?!

Wenn man besessen ist von dem Gedanken, dass den wirtschaftlich Schwachen in unserer Gesellschaft immer und überall Unrecht angetan wird, kommt man offenbar irgendwann auf die Idee, dass auch die Eingriffe der Jugendämter in arme Familien nur ein Ausdruck einer gesellschaftlichen Stigmatisierung sein können. Nach dem Motto: Erst lässt man die Familien verarmen und dann nimmt man ihnen noch – ohne andere triftige Gründe – die Kinder weg und bestraft sie damit für ihre Armut!

Was für ein Weltbild! Ob dieser Mensch jemals ein Jugendamt von innen gesehen hat? Ob er eine leise Ahnung davon hat, was alles zusammen kommen muss, bevor ein Kind “rausgeholt” wird? Was alles vorher probiert und durchlaufen werden muss? Dass wirtschaftliche Verhältnisse allein  explizit nie eine Begründung für die Inobhutnahme von Kindern sein dürfen?

Ja. In armen Familien gibt es echte Kindeswohlgefährdung. Mit höherer Wahrscheinlich als in anderen Gesellschaftsschichten. Das liegt schlichtweg daran, dass bestimmte Risiko-Faktoren für beide Bereiche gelten: für schlechte wirtschaftliche Verhältnisse und für Gefährdungen von Kindern.

Dass hat übrigens nichts damit zu tun, dass die betroffenen Menschen (Eltern) nun die persönliche Schuld für ihre Lage hätten. Oder dass die Gesellschaft nicht noch eine Menge zusätzlicher Anstrengungen unternehmen sollten, zu unterstützen und zu kompensieren. Das wäre richtig und notwendig!
Es geht schlichtweg darum, dass Kinder vor schädigenden Einflüssen geschützt werden müssen. Und das gilt auch, wenn diese Schädigungen von armen Eltern ausgehen. So einfach ist das!
Auf solche Gefährdungen wird ganz sicher nicht vorschnell oder diskriminierend reagiert, sondern in der Regel immer noch zu langsam und zurückhaltend.
Daran ändert auch ein dezidiert linkes Weltbild nicht! Mit einer solchen verqueren Argumentation schwächt man linke Politik eher.

 

Fridays for Future / CO2-Steuer / Klimaziele

Jetzt kann ich nicht mehr ruhig bleiben; jetzt muss ich mich äußern. Einfach, weil es mir dann (hoffentlich) etwas besser geht.

Die GroKo hat gerade die CO2-Steuer abgeschmettert, ohne eine realistische, kurzfristig wirksame Alternative im Bereich Verkehr anbieten zu können.
Der einzige Grund: Es könnte zu Mehrbelastungen kommen, die gerade wirtschaftlich Schwächere und Pendler belasten könnten. Das könnte das Wahlvolk verärgern und möglicherweise in die Arme von Protestparteien (insbesondere der AfD) treiben. Also: lieber nichts tun!

Seitdem die Gelbwesten in Frankreich ihr Unwesen treiben, gibt es eine panische Angst vor den Protestbürgern, die vermeintlich jede politische Richtungsentscheidung ausschließlich unter dem Blickwinkel betrachten, ob damit irgendeine Einschränkung von “verbrieften” Rechten oder ungünstige Konsequenzen für das eigene Portmonee verbunden sein könnten.
Die Folge: Die Politik kann und darf nur noch Entscheidungen fällen, die grundsätzlich niemandem weh tun könnten! Weil alles, was man einmal hatte – sei es auch noch so schädlich, unverantwortlich oder gefährlich – innerhalb kürzester Zeit den Status von unverrückbaren Menschenrechten erhält:
Fleischberge zu Taschengeldpreisen, Rasen ohne Tempolimit, für 19 € quer durch Europa fliegen, Smartphone-Wechsel im Jahrestakt – all das und vieles mehr gehört inzwischen zum Standard – jede Abweichung davon bedroht Zufriedenheit und Lebensqualität.
Und vor allem die Freiheit!

Die Wohlstandsgesellschaften auf diesem Planeten haben inzwischen einen Freiheitsbegriff, der sich hauptsächlich durch die Möglichkeit zum ungehemmten Konsum definiert. Freiheit wird somit nicht bedroht durch die Klimakatastrophe, durch die Vermüllung der Meere, durch die schädigenden Folgen der industriellen Landwirtschaft oder die zunehmende Vereinsamung der Menschen in ihren technisch hochgerüsteten Single-Haushalten. Freiheit wird bedroht, wenn irgendein Konsumgut oder eine liebgewordene Gewohnheit knapper oder teurer wird!
Egal welche Fehlentwicklung man anpacken will: Es darf keine Nachteile haben! Für niemanden!

Damit haben wir inzwischen die verrückte Situation, dass ein Umsteuern über Verbote nicht geht (weil ein Wutgeheul über die bedrohte Freiheit entstehen würde) und eine Regulation über den Preis nicht geht, weil es ja  – logischerweise – auch spürbar sein müsste, um etwas zu bewirken.
Eigentlich könnten die Politiker nach Hause gehen. Es gibt nichts mehr zu tun!

Eine besondere aktuelle Facette ist dabei die Vermischung zwischen allgemeinen Zielen (Energiewende, Klimaschutz) und der Sozialpolitik.
Während auf der einen Seite seit Jahrzehnten hingenommen wird, dass die Schere zwischen Arm und (ganz) Reich immer weiter auseinander geht, fällt den Politikern ausgerechnet beim Umwelt- und Klimaschutz auf einmal auf, dass bei einer Steuerung über den Preis die Auswirkungen in den unteren Sozialschichten stärker spürbar wären.
Ja, das ist dann so! Es muss auch so sein, wenn es was bringen soll! Wir leben ja auch nicht in einer Gesellschaft, in der Mercedes-Limousinen verlost werden. Warum muss dann jeder das Recht haben, auch mit kleinem Einkommen Fernreisen zu unternehmen oder für ein Fußballspiel durch halb Deutschland zu fahren zu können?
Es gibt kein Menschenrecht auf alles für alle! Und wenn man den gesellschaftlichen Reichtum anders verteilen will: nur zu! Aber nicht plötzlich dann, wenn es um Spritpreise oder Massentierhaltung geht!
Klimaschutz ist auch dann alternativlos, wenn er unsozial sein sollte! Das traut sich nur niemand zu sagen!

Und da sind wir dann endlich bei den Kids und ihren Freitags-Protesten. Was für eine Aufregung!
Da verlangen doch tatsächlich diese unreifen und verblendeten jungen Leute, dass man die eigenen Wissenschaftler (die meisten davon sind übrigens Erwachsene) und die eigenen politisch beschlossenen Klimaziele richtig ernst nimm! Also sozusagen wörtlich! Welch revolutionärer Übereifer! Wenn das jeder machen würde!
Kann man nicht ein wenig Einsicht und Kompromissbereitschaft verlangen? Reicht es nicht, dass die Gesellschaft im Prinzip dafür ist? Muss es dann auch noch verbindlich werden??

Ich würde mich als Jugendliche/r verarscht fühlen. Ich würde – gerade im Moment – denken, dass die “Alten” haben immer noch nichts kapiert haben. Die machen einfach weiter, weil sie sich nicht trauen, unbequeme Wahrheiten auszusprechen bzw. wahrzunehmen:
Wir werden Bequemlichkeit und Wohlstand opfern müssen, um langfristige Ziele zu erreichen! Fleisch darf und muss teurer werden, Sprit und Strom auch, Flugbenzin erst recht!
Es gibt Schlimmeres (was dann letztlich langfristig auch sogar noch teurer werden wird).
Und die Kids haben ein Recht darauf, uns immer wieder daran zu erinnern, dass sie die Konsequenzen zu tragen haben werden. Wir können nicht erwarten, dass sie dabei zuschauen, wie wir (unsere Generation) die Titanic auch deshalb sinken lassen, weil wir sowieso schon vorher abgetaucht sind  – nachdem wir bis zum letzten Moment aus dem Vollen geschöpft haben.

 

“Der Ernährungskompass” von Bas Kast

Nein, ich schließe mich nicht einer Diät-Mode oder einer Ernährungs-Ideologie an. Ich finde auch nicht, dass bewussteres Essen jetzt das wichtigste Thema überhaupt wäre.
Ich berichte nur über ein sehr lesenswertes Buch.

Der Journalist Bas Kast hat etwas getan, was ich als einen wirklich gewinnbringenden Service empfinde: Er hat sehr viele (sicher nicht alle – wie von den Werbetextern etwas großspurig behauptet) Studien ausgewertet, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Ernährung auf der einen und Gewichtsreduktion, Gesundheit und Lebenserwartung auf der anderen Seite befassen. Sein Ausgangspunkt war nicht das Bedürfnis, Argumente für eine bestimmte  – von ihm bevorzugte – Ernährungsweise zu sammeln. Kast stellt glaubhaft dar, dass ihm das Ergebnis seiner Recherchen ziemlich egal war: Er wollte nur wissen, wie denn die wissenschaftliche Faktenlage nun tatsächlich aussieht. Vor allem: Wie sich die Widersprüche zwischen den geradezu feindlichen Diät-Lagern – insbesondere zwischen den Aposteln des “möglichst wenig Fett” und des “möglichst wenig Kohlenhydrate” aufklären lassen.

Die Art, wie der Autor seine ambitionierte Aufgabe angeht, ist aus meiner Sicht außerordentlich gut gelungen. Befunde und Zusammenhänge werden unaufgeregt, sachlich und mit einem bemerkenswerten Tiefgang dargestellt und bewertet. Kast nimmt die Leser sogar mit bis in die Feinheiten des Zellstoffwechsels – ohne den roten Faden zu verlieren oder in ein Fachchinesisch zu verfallen.
Wenn man sich auf all die Informationen einlässt, bekommt man sehr viel mehr als ein paar gut begründete Ernährungs-Tipps. Man fühlt sich aufgeklärt; man hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Auch wenn man vielleicht nicht jede Einzelheit abspeichern wird: Es bleibt der Eindruck, hier hat jemand die Materie zu durchdringen versucht und hat einen Weg gefunden, dies nachvollziehbar zu vermitteln.
Sympathisch ist dabei, dass Kast auch mit Unsicherheiten und Widersprüchen umgehen kann. Er steht dazu, wenn nur vorläufige Aussagen möglich sind. Er macht deutlich, wenn er – bei einer unklaren Datenlage –  seine persönlichen Schlussfolgerungen zieht. Er missioniert nicht, hat aber den Mut zu klaren Empfehlungen.

Natürlich werde ich an dieser Stelle keine Zusammenfassung der Ratschläge geben; das kann man an anderer Stelle nachlesen. Es geht auch gar nicht so sehr darum, dass man so viel Neues lernt (für mich war es trotzdem eine ganze Menge). Ich habe am meisten davon profitiert, dass die Art des Umgangs mit dem Modethema Ernährung so erfrischend un-ideologisch und damit überzeugend und motivierend ist.

Auf meine persönliche Ernährungsgewohnheiten hat dieses Buch – zumindest in dem bisherigen Beobachtungszeitraum – mehr Einfluss gehabt als alles, was ich jemals zuvor gehört oder gelesen habe.
Gibt es für ein Ratgeber-Fachbuch ein größeres Kompliment?

“4 3 2 1” von Paul AUSTER

Darf man sich als Hobby-Rezensent wirklich an so ein Monumental-Werk eines der profiliertesten lebenden Schriftstellers heranwagen?
Ja – man darf. Man darf zu allem eine Meinung haben – dabei erhebe
ich natürlich in keiner Weise den Anspruch, auf irgendwelche literaturwissenschaftlichen Kompetenzen zurückgreifen zu können.

Vermutlich habe ich noch nie so lange ungeduldig auf ein Buch gewartet. Nach dem – von den meisten Kritikern gefeierten – Erscheinen des Romans vor genau einem Jahr wollte ich es gerne als Hörbuch genießen. Irgendwann im Spätherbst habe ich dann aufgegeben: Ich wollte es endlich persönlich kennen lernen! Also doch lesen – ca. 1300 Seiten!

Der beste – und gleichzeitig naheliegenste – Zugang zu diesem Buch ist die Frage nach dem seltsamen Zahlen-Titel. Die Antwort legt die Grundidee und das Grundkonzept dieses ur-amerikanischen Entwicklungsromans offen: Das Leben des Archie Ferguson wird in vier verschiedenen Versionen erzählt. Von einem identischen Startpunkt aus – definiert durch die Vorgeschichte seiner Eltern, deren Herkunftsfamilien und Verwandten zum Zeitpunkt seiner Geburt – ranken vier Lebensläufe bis ins junge Erwachsenenalter. Erzählt wird das überwiegend brav chronologisch in jeweils vier, später drei parallelen Kapiteln (1.1, 1.2, 1.3, 1.4; 2.1 …usw.). Warum irgendwann eine Kapitel-Version leer bleibt, vermag man sich mit etwas Fantasie auszumalen…

Bevor es also überhaupt um Personen, Geschichten und Themen geht, steht schon mal eine sehr prinzipielle philosophische Idee im Raum: Lebensläufe werden durch eine nicht zu überblickende Zahl von Umständen, Gegebenheiten und Zufällen bestimmt. Prinzipiell könnte in einem noch so kleinen Ereignis die entscheidende Weichenstellung für den weiteren Lebensweg stecken. Alles was auf diesem einen Geschehen (Begegnung, Unfall, verpasster Termin, usw.) aufbaut, wäre sonst schlichtweg nicht geschehen. Letztlich könnte sich daraus ein anderes Leben ergeben…
AUSTER beschränkt sich auf vier alternative Erzählungen – er hätte natürlich auch 23 oder 3785 Varianten wählen können. Er spielt in diesen vier Biografien mit dem Verhältnis zwischen Konstanz (bestimmte Bedingungen bleiben ja gleich oder ähnlich) und Verschiedenheit (aufgrund von eingeführten Unterschieden bei Personen und Ereignissen).

In welche Welt führt uns Paul AUSTER? Es ist die Welt der 50iger bis 70iger Jahre im Ostküsten-Amerika. Die Welt des Schmelztiegels, in dem Einwanderer ganz unten anfangen und der nächsten Generation mit viel Einsatz gute Startchancen schaffen. Die Welt des wachsenden Wohlstands einer weißen Mittelschicht, in der bald die Autos, das TV-Gerät, der Grillabend und das Tennis-Match dazugehören. Die Welt der zunehmenden Entfremdung zwischen den Generationen, exemplarisch dargestellt am Kampf um Bürgerrechte für Schwarze und die erbitterte Auseinandersetzung um den Vietnam-Krieg. Die Welt des Baseballs als Kristallisationspunkt für Heldengeschichten und einmalige emotionale Höhepunkte.
Das alles und noch viel mehr ist der zeitgeschichtliche Hintergrund für die handelnden Personen, die in diesem Umfeld leben, sich entwickeln, lernen und lieben.

Mehr als alles andere zeigt uns aber AUSTER seine – so darf man wohl ungestraft annehmen – persönliche Lieblingswelt: die Literatur.
Ferguson befindet sich – letztlich auf allen seinen vier Wegen – im engen Kontakt mit Menschen, die schreiben, die (unglaublich viel!) lesen, die über Literatur unterrichten, die Bücher verlegen, übersetzen, verkaufen, lieben….
Natürlich werden die meisten Fergusons auch selbst Journalisten, Übersetzer, Schriftsteller….
Angesichts der – ungelogen – Hunderten genannten und angepriesenen Autoren und Werken wurde mir schon fast schwindelig. Man bekommt irgendwann das Gefühl, ein hoffnungsloser literarischer Analphabet zu sein – so selbstverständlich wird man mit dem Kanon der relevanten Literatur der letzten 200 Jahre konfrontiert. Und die Menschen (zumindest einige) dort in dem Buch scheinen das alles zu lesen (gelesen zu haben). Unfassbar!

Ja: Es geht auch um Liebe – hetero- und homosexuelle, um Freundschaft, um Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, um das ganze pralle Leben. Aber es ist immer ein intellektuelles Leben, ein Leben von Studenten, Künstlern, politischen Aktivisten.

Ich will mich etwas zügeln und zu meiner Bewertung kommen.
Vielleicht ist es schon durchgeklungen. Meine Begeisterung war und ist nicht ungetrübt.
Bei allem Respekt vor Detailverliebtheit und vor dem intensiven Eintauchen in die minutiöse Beschreibungen von Abläufen und Situationen: Es war mir manchmal einfach zu viel! Zu viel Baseball, zu viel Büchertitel, zu viel Treffen in zu vielen Studentenkneipen, usw.
Um auf den Ausgangsgedanken zurückzukommen: Mir hätte es besser gefallen, wenn sich verschiedenen Wege des Archie Fergusons etwas mehr in die Breite entfaltet hätten, wenn sie mehr unterschiedliche und gegensätzliche Lebensbereiche gestreift hätten.

Trotzdem: Wer Zeit und Ruhe für so einen “Schinken” hat, der wird auch belohnt. Immer wieder stößt man auf Überlegungen und Aussagen, die man gleich notieren möchte – für die Ewigkeit.
Toll ist es auch, wenn AUSTER zur Technik “Buch im Buch” greift: Da seine Hauptfiguren (insbesondere Archie) selbst Schriftsteller sind, werden immer mal wieder Buch-Ideen vorgestellt und zwischendurch mal eben eine originelle Kurzgeschichte eingeflochten. So kann sich ein leidenschaftlicher Geschichten-Erzähler ungebremst austoben!

Genug! Ich denke: Wer bis hierhin gelesen hat, dürfte inzwischen eine Idee davon bekommen haben, ob das ein Buch für den nächsten Urlaub sein könnte (Achtung: Kurz-Urlaube eignen sich definitiv nicht!).