19.01.2023 Streikland Frankreich

Bild von Andrea auf Pixabay

Die Franzosen sind für ihre Widerstandskraft bekannt. Insbesondere für soziale Errungenschaften bzw. deren Bedrohung gehen sie gerne, oft und hartnäckig auf die Straße. Vor einigen Jahren haben die sog. “Gelbwesten-Proteste” das Land an die Grenzen seiner Regierbarkeit gebracht – obwohl der Anlass einen sinnvollen ökologischen Kern hatte.

Die Frage ist nur: Ist grundsätzlich jede Korrektur traditioneller Regelungen automatisch ein Ausdruck eines heimtückischen, von Profitinteressen motivierten Sozialabbaus? Ist ein Präsident, der – wie im aktuellen Fall – die Rentengesetzgebung an den demografischen Wandel und die europäischen Maßstäbe anpassen will, damit zwangsläufig ein “Präsident der Reichen”?

Ich wünsche mir durchaus eine aufgeklärte und demokratisch aktive Bevölkerung, die auch für eigene Interessen zu kämpfen bereit ist. Was ich nicht mag, ist ein reflexhaftes Reagieren wie auf Knopfdruck. Manchmal gehört es zu einem verantwortlichen Regierungshandeln eben dazu, Probleme auf eine Art zu lösen, die bei einzelnen Gruppen auch zum Verlust von liebgewordenen Wohltaten oder Privilegien führt. Gelegentlich erfordern andere Zeiten bzw. andere Umstände eben auch andere Entscheidungen.
Im Kampf gegen den Klimawandel wird da noch einiges auf uns alle zukommen.

Ich finde, mit diesem Gedanken sollten sich auch die kämpferischen Franzosen gelegentlich mal vertraut machen.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

18.01.2023 CO2-Trickserei

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Die morgige ZEIT-Ausgabe titelt: “Der Klima-Betrug”. In einer offenbar aufwendig recherchierten Analyse wird aufgedeckt, dass die CO2-Zertifikate, durch die Firmen ihre eigenen Emissionen kompensieren können, in einem beträchtlichen Umfang eine Mogelpackung darstellen. In der Berechnung und Zertifizierung der Projekte (meist geht es um die Bestandssicherung von Wäldern) kommt es wohl häufig zu unrealistischen Angaben. Das bedeutet, dass die behauptete Klima-Neutralität oft faktisch nicht erreicht wird.

Ich stelle mir die Frage, wie diese Nachricht wohl auf die jungen Klima-Aktivisten wirkt, denen man gerade vermitteln möchte, doch bitte zukünftig wieder mehr Geduld, Kompromissbereitschaft und Respekt vor dem Rechtsstaat aufzubringen.
Wäre es nicht verständlich, wenn solche halbseidenen Tricksereien (um es vorsichtig auszudrücken) Wasser auf die Mühlen derjenigen wären, die nicht mehr an demokratische Lösungen glauben und den Weg in eine Radikalisierung für alternativlos betrachten?

Ich habe mich sogar kurz bei dem Gedanken erwischt, dass solche Informationen besser nicht in die Öffentlichkeit gelangen sollten – damit nicht alle wohlmeinenden Bemühungen in Pauschalverdacht geraten. Aber das kann natürlich nicht die Lösung sein…

Also muss es darum gehen, das System zu verbessern und alle Optionen zu nutzen; auch den Handel mit CO2-Zertifikaten.


17.01.2023 Man kann es nicht richtig machen…

Von Daniel Biskup – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=85529860

Man stelle sich ein Parallel-Universum vor, in dem Scholz sich für eine neue weibliche Verteidigungsministerin entschieden hätte.
Egal, wer es geworden wäre: Die Dame hätte unter dem Generalverdacht gestanden, in erster Linie wegen des Geschlechter-Proporzes ausgewählt worden zu sein. Es hätte wütende Kommentare gegeben, dass der Ampel die Gender-Korrektheit wieder mal wichtiger als die Fachkompetenz gewesen wäre.
Man kann sich all das lebhaft vorstellen…

Jetzt darf die versammelte Medienwelt auf die andere Seite springen: Scholz habe sich als unzuverlässig und wankelmütig erwiesen und gebe das hehre Ziel der Parität bei erster (zweiter) Gelegenheit einfach mal so nebenher auf.

Ich würde in dem Parallel-Universum besonders gerne mal prüfen, in wie vielen Fällen es dann die gleichen Personen wären, die genau die andere Entscheidung ebenfalls kritisieren würden…

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


16.01.2023 Avatar: Eine Modell-Gesellschaft?

Es wird viel gesprochen und geschrieben über den neuen Super-Blockbuster AVATAR II. Ein Teil dieser Diskussion bezieht sich nicht auf die wirtschaftlichen oder technischen Extreme dieses 3-Stunden-Epos, sondern auf die Hoffnungen und Ideale, die von der so perfekten Darstellung einer “besseren” Welt ausgehen (bzw. ausgehen könnten).

In einer film-typischen Zuspitzung zeichnet der Film den Kampf zwischen einer weitgehend friedlichen und im offensichtlichen Einklang mit der berauschend-schönen Natur lebenden Spezies und den brutal-ausbeuterischen Eindringlingen von dem zerschundenen Planet Erde. Während die rücksichtslosen Macho-Kolonialisten mit entsprechend bullig-martialischem Kampfgerät vorrücken, sind die Indigenen mit organisch-lebendigen Flug- und Schwimmgenossen unterwegs.
Die Fronten und die Moral scheinen mehr als eindeutig zu sein.

Der Film verwendet durchaus einige Zeit darauf, einen Einblick in das Alltagsleben der Pandora-Bewohner zu geben. Es wird deutlich, dass die Naturverbundenheit sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche bezieht und auf eine technologische Ausbeutung von Ressourcen nicht zu den Zielen dieser Lebensform gehört.

Um so unverständlicher erscheint es, das es den Filmemachern nicht gelingt, sich hinsichtlich der – natürlich übermäßig langen – Kampfhandlungen von den sattsam bekannten Mustern und Klischees zu befreien. Wie in jedem beliebigen Action-Film gibt es viel Getöse, Geballere und Faustkämpfe zwischen den Protagonisten.
Zunehmend geht dabei der Unterschied zwischen den beiden Parteien verloren: Auch die “Guten” benutzen irgendwann die gleichen Baller-Waffen – Hauptsache es geht so richtig ab!

Nun könnte man einwenden, dass es schließlich um das Zurückschlagen eines technologisch weit überlegenen Aggressors geht.
Aber: Es ist es wirklich zu viel verlangt, wenn man erhofft oder erwartet, dass ein Teil der so üppig sprießenden Fantasie darauf verwandt wird, eine ganz andere Form der Verteidigung zu erfinden? Hätte nicht genau das eine wirklich bewegende Botschaft sein können? Wäre nicht eine kulturell stimmige Form eines intelligenten, aber “gewaltlosen” Widerstandes eine echte Zukunftsvision gewesen?

Mir scheint, dass durch diese letztlich weitgehend “gewöhnliche” Action-Kampf-Szenerie die Chance auf einen tatsächlichen alternativen Denkanstoß vertan wurde.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


15.01.2023 Vape – das neue Rauchen

Jugendliche rauchen wieder deutlich mehr. Das ist keine gute Nachricht!
Was rauchen sie? In steigendem Umfang sogenannte Vapes (Einweg-E-Zigaretten). Diese offenbar hypen bunten Röhrchen bestehen aus Plastik, einer Flüssigkeit (mit oder ohne Nikotin) und einem kleinen elektronischen Bauteil. Nach dem Verdampfen der Flüssigkeit entsteht ein äußerst problematischer Müll (eigentlich Elektro-Schrott).
Über Inhaltsstoffe, Wirkung und Nebenwirkungen wird bereits viel gestritten; klar ist, dass es einen großen “grauen” Markt gibt, in dem keinerlei Kontrollen stattfinden.

Brauchen wir solche Produkte? Muss eine “freie” Gesellschaft mit einem kapitalistischen Wirtschaftssystem hinnehmen, dass so etwas auf den Markt kommt – und sich dann ein entsprechender “Bedarf” bildet – angeheizt durch bestimmte Influencer in den Social-Media-Kanälen? Ist das wirklich unsere Vorstellung von “Freiheit”, dass gesundheitlich und ökologisch extrem bedenkliche Konsumartikel neue Trends setzen können?

Es gibt jede Menge Bedarf, unseren Freiheitsbegriff in einer Welt voller ökologischer Krisen neu zu definieren bzw. auszuhandeln: das betrifft den Verkehr, die Ernährung, das Wohnen, den Ressourcenverbrauch – und ganz offenbar auch das Rauchen…

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


14.01.2023 Künstliche Intelligenz

Bild von Seanbatty auf Pixabay

Seit einigen Wochen mehren sich die Artikel über ein offenbar extrem leistungsfähiges Textsystem (ChatGPT), das – inzwischen frei zugänglich – Texte erstellen kann, die oft erst auf den zweiten oder dritten Blick (bzw. durch Fachleute) als elektronisch erzeugt zu erkennen sind. Dazu reicht es, dem Chatbot-Programm ein paar wenige (oder auch sehr spezielle) Vorgaben zu machen, um dann z.B. ein Gedicht im Stil von Shakespeare zu einem selbstgewählten Thema zu erhalten.
Die Journalisten/Journalistinnen, die das ausprobiert haben, waren wohl alle sehr beeindruckt. Schon gibt es eine Reihe von kritischen und warnenden Stimmen, die Missbrauch bzw. das baldige Ende ganzer Berufsgruppen vorhersehen. Auch Schulen und Ausbildungsinstitute machen sich Sorgen, weil auch aufwendige Haus- und Examensarbeiten (zumindest in der Rohform) innerhalb von Sekunden generiert werden können.

Auf diese aktuellen KI-Welle setzt die neue ZEIT-Titelgeschichte noch eine ziemliche Portion drauf: Hier geht es um ein Dialog-Programm (LaMDA), das so “authentisch” und gefühlvoll auf Fragen reagiert und so faszinierende Selbstauskünfte erteilt, dass ein Google-Mitarbeiter überzeugt davon ist, es hier mit einem echten Bewusstsein und echten Emotionen zu tun zu haben. Inzwischen befindet er sich in einer Art Krieg mit seinem früheren Arbeitgeber, weil er sich für die Persönlichkeits-Rechte diese KI-Systems engagiert.

Mir geht es hier weniger um die philosophische, technische, psychologische und neurowissenschaftliche Frage, ob (bzw. ab wann) man bei intelligenten Maschinen auch von einem Bewusstsein ausgehen kann (oder irgendwann muss).
Viel wichtiger erscheint mir, in welchem offensichtlich rasenden Tempo sich unsere tägliche Umwelt weiterentwickeln und dramatisch verändern wird. Die Dynamik dieser Prozesse scheint im Moment geradezu zu explodieren. Es kann sehr gut sein, dass wir schon in wenigen Jahren (manche sprechen sogar von Monaten) über Anwendungen verfügen werden, die bisher nur aus Science-Fiction Stories bekannt sind:
Wir werden zu allen erdenklichen Themen (fast) perfekt formulierte Texte erstellen können, die aufgrund ihrer “Individualität” nicht mehr als Plagiate zu erkennen sind. Wir werden schon sehr bald auf unsere Anfragen in Suchmaschinen (zumindest bei Google) perfekt formulierte und differenzierte Antwort-Texte erhalten (statt ellenlanger Link-Listen). Wir werden (insbesondere) im Internet konfrontiert sein mit einem Wust an Aussagen und
Texten, deren Entstehen und deren Glaubwürdigkeit kaum nachzuvollziehen ist.

Ich bin sicher, dass wir uns schon in ein bis zwei Jahren wundern werden, wie schnell wir mal wieder in einer “neuen” Welt leben – und wir werden daran zurückdenken, wie “gemütlich” im Vergleich doch die Entwicklung von PCs, Internet, Handys, Smartphones, Facebook und WhatsApp waren…

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


13.01.2023 GRÜNE Spaltung?

Image: Wikipedia

Der spektakulär inszenierte Protest gegen die Räumung des Mini-Dorfes Lützerath bedeutet für die GRÜNEN zweifellos eine Belastung – stehen doch Mitglieder bzw. Funktionsträger der Partei auf beiden Seiten der Barrikaden.

Sich auf Realpolitik einzulassen, Kompromisse auszuhandeln und juristische Entscheidungen dann auch gegen Widerstand durchzusetzen, ist für eine ursprüngliche Protestpartei alles andere als gemütlich. Aber man kann nicht beides haben: Entweder ist man ein Teil des Systems (um dieses so weit wie demokratisch möglich zu verändern) oder man reduziert sich auf den außerparlamentarischen Druck.
Das gilt für die Partei als Ganzes – aber natürlich nicht für das einzelne Mitglied, das sich durchaus in die Proteste einreihen kann.

Aus dieser konflikthaften Widersprüchlichkeit von GRÜNEN Klimaaktivisten jetzt aber das Risiko oder gar die Notwendigkeit einer zweiten, radikaleren Umweltpartei ableiten zu wollen, halte ich für grundfalsch und gefährlich. Diese Spaltung würde die parlamentarische Vertretung der ökologischen Bewegung mit großer Sicherheit schwächen. Die inneren Reibungsverluste und Auseinandersetzungen würde funktionierende Strukturen und Abläufe zerstören und Energie binden, die dringend auf dem politischen Parkett gebraucht werden. Das Gewicht der GRÜNEN in der Ampel würde stark darunter leiden – und damit insbesondere den Einfluss der FDP stärken.

Also: Lassen wir uns nicht in eine Spaltungsdiskussion hineinreden oder -schreiben! Dahinter stehen höchstwahrscheinlich keine lauteren Motive.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


12.01.2023 Jeff Beck

Image: Wikipedia

Natürlich macht es immer ein wenig betroffen, wenn ein altgedienter Musik-Held gestorben ist.

Mir geht es aber hier um etwas anderes:
Ich bin erfreut, welch breite Würdigung diesem Ausnahme-Gitarrist auch in den Standard-Medien (Zeit, Spiegel, Nachrichtensendungen) zuteil wird, obwohl er sicher kein klassischer Rock-Star mit einer großen Bekanntheit auch beim Mainstream-Publikum war.

Für mich ist das eine Bestätigung sowohl für die Informationsbreite unser Medien als auch für die anerkannte Bedeutung der Rockmusik für unsere kulturelle Welt der letzten ca. 60 Jahre.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

11.01.2023 Temperatur-Rekorde 2022

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Der Klimawandel wäre ja auch dann dramatisch, wenn es nicht jedes Jahr neue Temperatur-Rekorde geben würde. Es handelt sich schließlich um einen langfristigen Trend, der auch durch ein paar kühlere Jahre keineswegs gebrochen würde.

So ist es geradezu ein Geschenk für die begriffsstutzigen Menschen, dass ihnen Jahr für Jahr das Geschenk gemacht wird, die klimatischen Entwicklungen so eindeutig und anschaulich serviert zu bekommen – geradezu auf einem Silbertablett. Viel klarer und schneller, als die Klima-Modelle es prognostizierten.

Also auch 2022 wieder ein Rekord-Jahr – mit all dem, was dazugehört. Damit es wirklich alle kapieren können.
Hört noch jemand zu? Hat das irgendwelche Auswirkungen auf private Entscheidungen oder die persönliche Lebensführung?

Wir leben – mehr oder weniger – alle in zwei parallelen Welten: In der einen nehmen wir all die dramatischen Informationen besorgt zur Kenntnis – in der anderen leben wir unser Leben mit (fast) all unseren Gewohnheiten einfach weiter.

Mal sehen, welche Alarmsignale 2023 für uns bereithält.
Dann werden wir bestimmt aufwachen…

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


10.01.2023 SKI-Tourismus

Bild von Hans auf Pixabay

Es hat gestern Schnee gegeben in den Alpen. Wintersport wäre – normalerweise – jetzt möglich.
Doch der SKI-Zirkus hat natürlich schon vor Wochen begonnen: Schmale Pisten aus Kunstschnee haben sich durch grüne Wiesen und Abhänge gezogen – weiß überpudert durch Kunstschnee, der mit einem enormen Verbrauch an Wasser und Energie aufgebracht wurde.
Das Business muss laufen: Die Liftbetreiber und die anderen Service-Bereiche wollen ihre Renditen einfahren – schließlich ist das Ganze eine Multi-Millionengeschäft für ganze Regionen.

Tatsächlich gibt es kaum ein perverseres Symbol für die Ignoranz gegenüber den Notwendigkeiten zur Transformation unseres Lebensstils angesichts der Klimakrise. Es ist ein ökologischer Irrsinn, die “Anpassung” an den Klimawandel durch Maßnahmen zu vollziehen, die zielsicher genau diese Krise weiter verschärfen: durch jede Menge zusätzlichen CO2-Ausstoß der energiefressenden Schneemaschinen.
(Ganz abgesehen davon, dass der Massentourismus in den Alpen seit Jahrzehnten ein ökologisches Desaster angerichtet haben).

Statt endlich durch für alle sichtbare Zeichen deutlich zu machen, dass es Auswirkungen hat, wenn wir unseren Planeten hemmungslos aufheizen, gaukeln wir den Menschen vor, dass alles irgendwie weitergehen kann. Hauptsache, man hat seinen gewohnten Spaß und die Kassen klingeln.
Wenn es keinen Schnee mehr gibt – machen wir ihn uns selber.
Wenn es im Sommer zu warm wird, kaufen wir Klimaanlagen.
Wo ist das Problem?

Ach so – die Arbeitsplätze! Ja, die müssen natürlich Vorrang haben – das war ja in der Menschheitsgeschichte bei allen großen Umwälzungen so…
Deshalb haben wir auch noch so viele Hufschmiede und Telegrafenämter.
Wann werden wir kapieren, dass die Umwälzungen und Belastungen durch eine ungebremste Erderwärmung um ein Vielfaches dramatischer sein werden, als alle Maßnahmen, die jetzt ökologisch notwendig wären.

Aber das betrifft ja in erster Linie die nächste Generation…