“Im Spiegel des Kosmos” von Neil de Grasse TYSON

Bewertung: 3.5 von 5.

Die Kernbotschaft des amerikanischen Astrophysikers TYSON ist eindeutig und nachvollziehbar: Eine an Rationalität und Naturwissenschaft orientierte Herangehensweise an die Menschheitsprobleme ist besser als alle Alternativen geeignet, zu einer gemeinsamen Sichtweise und zu wirksamen Lösungen zu kommen.

Als Fan der Raumfahrt und der Kosmologie nutzt der Autor für die Vermittlung einen durchaus beliebten Perspektivwechsel: Die Außensicht aus dem Weltall – gerne noch personalisiert in Form von knuffigen Aliens oder einer interstellaren KI – sollte den in ihren banalen und engstirnigen Denkweisen verstrickten Erdbewohnern ihre Beschränktheit vor Augen führen und so neue Horizonte und Entscheidungsoptionen eröffnen.

TYSON traut sich was zu; es sind die großen Themen, die ihn umtreiben: Er teilt uns seine Einsichten über Krieg, Politik, Religion, Wahrheit, Schönheit, Geschlecht und Rasse mit und sieht seinen Bezugspunkt jeweils in den Methoden und Werkzeugen der Wissenschaft – und deren Output: objektive und überprüfbare Daten!

Ob dieses Sachbuch zu einem Leser oder einer Leserin passt, entscheidet sich aber wohl eher am Schreibstil als am Inhalt.
Tysons Stil ist ein eher persönlicher. Er plaudert eher, als dass er einen streng-strukturierten Argumentationslinie folgt. Er bringt sich, seine Person und seine Laufbahn, gerne ins Spiel. Überhaupt gewinnt man zunehmend den Eindruck, das hier ein von sich selbst überzeugter und vielleicht auch ein wenig selbstverliebter Autor am Werke war.

Das führt auch dazu, dass es manchmal fließende Übergänge gibt zwischen der “objektiven” Befundlage und dem individuellen Weltbild von TYSON: So irritiert zunächst der längere Exkurs in die mögliche “Empfindungsfähigkeit” von Pflanzen – bis dann klar wird, dass der Autor seine (so gar nicht wissenschaftlich zu begründende) Freude am Fleischkonsum damit rechtfertigt, dass ja auch unsere pflanzliche Ernährung vielleicht “Leid” erzeuge.

Es liest sich durchaus erfrischend, die ein oder andere Absurdität menschlicher Verhaltensweisen und Gewohnheiten durch den Spiegel einer Außenperspektive zu entlarven. Als Lesender profitiert man ohne Zweifel von dem Kaleidoskop von Einzelperspektiven, die TYSONs Suchscheinwerfer auf die Welt, ihre Schönheit und ihre Geheimnisse richten. Wir profitieren von den Erfahrungen und Erkenntnissen einer intensiv gelebten und von Erfolgen und Anerkennung gekrönten Wissenschaftler-Biografie.
Ob man mit der “Schattenseite” – einer recht üppig geratenen Selbstüberzeugtheit und einer Tendenz zum Anekdotischen – zurechtkommt, ist wohl nur individuell zu beantworten.

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