23.01.2023 Insekten essen?

Bild von ivabalk auf Pixabay


In der EU dürfen ab morgen zwei Insektenarten als Lebensmittel eingesetzt werden; für acht weitere Arten laufen entsprechende Anträge. In anderen Teilen der Welt stellen Insekten und anderes Kleingetier schon lange eine wertvolle Proteinquelle dar.
Wollen wir das wirklich auch bei uns?

Ja, wir sollten es wollen!
Im Vergleich mit dem, was sich bei uns in den Fabrik-Ställen, Schlachthöfen und in der Fleischverarbeitung abspielt, ist der Einsatz von Insekten & Co ganz sicher eine deutlich weniger ekelige Sache. Wie wir alle wissen, ist das alternative Verzehren von noch mehr Fisch aus mehreren Gründen keine annehmbare Alternative.
Das in der Insektenzucht hergestellte Protein produziert weniger Emissionen, benötigt viel weniger Ressourcen und verursacht weniger Tier-Leid (weil die Empfindungs- und Leidensfähigkeit deutlich geringer ist als bei den von uns bevorzugten Tieren).
Und die Ekel-Schwelle? Wir werden das Insekten-Eiweiß sicher in der Regel nicht in Form von erkennbaren Tieren zu uns nehmen; es geht also um eine reine gedankliche Umstellung.
Das wird schon zu schaffen sein…

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

22.01.2023 Mädchen in Afghanistan

Foto von Ali Azad: https://www.pexels.com/de-de/foto/sand-wahrzeichen-kliff-monument-11855445/

Die Situation der Mädchen und Frauen in dem taliban-regierten Land ist trostlos und beschämend.
Es kann nicht als Ausdruck einer kulturellen oder religiösen Besonderheit akzeptiert werden, dass das weibliche Geschlecht von Bildung, Beruf und Präsenz in der Öffentlichkeit ausgeschlossen wird. Die grundlegenden Menschenrechte sind nicht verhandelbar.

Daraus ergibt sich allerdings ein fast unlösbares Problem für das Umgehen mit einem Land, dass in dramatischer Weise auf Unterstützung durch Hilfsorganisationen angewiesen ist.
Kann man die vor toxischer Männlichkeit strotzende Regierung unter Druck setzen, ohne die Not der Bevölkerung noch zu vergrößern?

An diesem Dilemma könnte sich eine “feministisch-orientierte” Außenpolitik beweisen.
Ich werde das im Auge behalten.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

21.01.2023 Einzelmensch und Geschichte

Vor ca. einer Woche habe ich die Lektüre eines Buches beendet, in dem der Frage nachgegangen wurde, in welchem Umfang einzelne Führungspersönlichkeiten für den Verlauf des letzten Jahrhunderts prägend waren (zur Rezension).
Seit fast einem Jahr stellen sich zahllose Menschen mit zunehmender Ratlosigkeit die Frage, ob bzw. wie tatsächlich im 21. Jahrhundert ein einzelner Machthaber – Putin – die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Entwicklungen so weitreichend beeinflussen kann.
Was sagt das über das zivilisatorischen Niveau einer vermeintlich “intelligenten” Spezies aus, wenn die globalen Organisationen und Institutionen fehlen, die solche Rückfälle in überwunden geglaubten Imperialismus verhindern könnten?
Natürlich war unser Planet auch vor dem Ukraine-Krieg alles andere als ein friedlicher Ort. Und doch macht es einen großen Unterschied, dass sich jetzt in ganz Europa auf einmal eine militärischen Perspektive auf Gegenwart und Zukunft in die Mitte der Gesellschaft gedrängt hat.
Die eingeleiteten Entwicklungen werden in den nächsten Jahren weltweit Billionen von Euro verschlingen und sind dabei auch noch ein ökologischer Wahnsinn: Energie und Ressourcen in ungeahntem Ausmaß werden verschwendet, um der Bedrohung durch einen autokratischen Herrscher und seiner Clique etwas entgegenzusetzen.

Leider ist keine Lösung in Sicht. Der Gedanke, dass das alles von den Einstellungen, Motiven und Entscheidungen eines einzelnen Menschen abhängen könnte, ist kaum zu ertragen…

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


“Feuerkind” von Lone Stephen KING

Bewertung: 3.5 von 5.

Diese Rezension bezieht sich auf die aktuell erschienene Hörbuch-Ausgabe des bereits 1980 erschienenen Romans, die vermutlich durch die 2022 erfolgte Neuverfilmung (“Firestarter”) angeregt wurde.
Die Interpretation durch den Kult-Sprechen David Nathan ist auch in diesem Fall beeindruckend und über jeden Zweifel erhaben; ihm zuzuhören ist eindeutig ein Genuss.

Das Feuer-Mädchen (Charlie) ist die Tochter von Eltern, die während ihres Studiums an einem mehr als zweifelhaften medizinisch-psychologischen Experiment teilgenommen haben. Die damals verabreichte Droge führte letztlich dazu, dass die Mutter telekinetische Fähigkeiten entwickelte, der Vater (Andy) seine Mitmenschen durch Gedankenkraft beeinflussen konnte und Charlie durch Willenskraft Feuer entfachen konnte.

Das Buch handelt davon, wie eine geheime Regierungsorganisation (“Die Firma”) mit allen Mitteln versucht, sich der Personen (Andy und Charlie) und ihrer Fähigkeiten zu bemächtigen. Auf der anderen Seite werden wir Zeugen davon, wie die beiden ihre parapsychologischen einzusetzen versuchen, um sich diesem Zugriff zu entziehen bzw. sich daraus zu befreien.

Je nachdem, wie man zu dem typischen Stil von KING steht, wird man entweder eine toll erzählte Thriller-Story wahrnehmen, die durch entsprechende Schocker-Elemente “veredelt” wird – oder man wird hier einen reichlich abstrusen Plot vorfinden, der nur den einen Zweck hat: möglichst viele drastische Gewalt-und Horrorszenen unterzubringen.

Nun wird wohl niemand ernsthaft bezweifeln, dass KING ein Erzähl-Genie ist. Mit einer relativ einfachen und geradlinigen Sprache schafft er es auch in diesem Roman, dass man schnell in die Geschichten hineingezogen wird. Dabei ist sein besonderes Markenzeichen der Einsatz besonders origineller sprachlicher Vergleichsbilder; die gelingen im auch beim Feuerkind immer wieder sehr gut.
Natürlich hängt die Qualität einer Erzählung auch von der Stimmigkeit der beschriebenen Figuren ab. Bei Charlie stellt sich wiederholt die Frage, ob man ihre Entwicklung und ihr Agieren mit den psychologischen Optionen eines so jungen Mädchens vereinbaren kann. Ihr Gegenspieler ist in einer solchen Überzeichnung die Inkarnation des Bösen, dass diese Figur nicht gerade vor Glaubwürdigkeit strotzt.
Was die innere Logik und den Spannungsbogen angeht, ist dieser Roman ebenfalls nicht besonders überzeugend – insbesondere hinsichtlich der Machtverteilung zwischen “Gut” und “Böse”. Es erscheint eher willkürlich, wann und in welchem Ausmaß die besonderen Begabungen der beiden Protagonisten handlungsentscheidend sind.

KING-Fans werden sich trotzdem ohne Zweifel vortrefflich unterhalten fühlen. Dem Sog der Identifikation mit dem “Guten” (also mit Charlie und einigen wenigen Unterstützern) kann man sich kaum entziehen. Natürlich schafft es KING auch in diesem Werk, dass man sich kaum dem Impuls entziehen kann, die Gegenspieler gnadenlos ausmerzen zu wollen. Dann weidet man sich (je nach eigener Aggressionshemmung) geradezu genussvoll an den grausamen Folgen der Zusammenstöße.
Das KING-Publikum liebt es einfach, wenn die – sonst so komplexe – Welt für ein paar Stunden so klar und eindeutig gegliedert ist.

Letztlich ist das Feuerkind ein typischer KING – sicher nicht einer seiner besten. Ein Hörbuch-Erlebnis ist er – dank David Nathan – auf jeden Fall.

20.01.2023 Neue Klima-Koalition?

Ein geschickter Schachzug:
Wie der SPIEGEL heute meldet, bietet der CDU-Politiker Jung unserem Vizekanzler Habeck Unterstützung in der Verkehrspolitik an. Er macht sich dabei den Konflikt um die Verzögerungspolitik (um es nicht Sabotage zu nennen) des FDP-Verkehrsminister Wissing zunutze und schlägt eine ganze Reihe von ökologisch-sinnvollen Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emmisionen insbesondere beim Autoverkehr vor.
Das kann man ja erstmal begrüßen!

Zu vermuten ist allerdings, dass nicht nur reines Umwelt-Engagement dahinter steckt.
Einmal könnte so eine Schützenhilfe von der Seite den inneren Ampel-Konflikt natürlich noch befeuern und nach außen zusätzlich sichtbar machen.
Zum anderen könnte man in diesem Vorstoß einen dezenten Wink in Richtung Zukunft sehen: Vielleicht lohnt sich ja für die GRÜNEN demnächst die Überlegung, ob sie ihre Klimaziele eher mit der Union als in der Ampel-Konstellation verwirklichen können…

Mir wäre das alles recht – wenn es nur die FDP unter Druck setzen würde, sich endlich aus der Verweigerungsecke herauszubewegen. Es muss u.a. endlich (finanziell) bestraft werden, besonders große bzw. umweltschädliche Autos zu fahren. Noch immer setzt die deutsche Autoindustrie auf überdimensionierte und übermotorisierte Dinosaurier-Fahrzeuge (leider auch im Elektro-Bereich).

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

19.01.2023 Streikland Frankreich

Bild von Andrea auf Pixabay

Die Franzosen sind für ihre Widerstandskraft bekannt. Insbesondere für soziale Errungenschaften bzw. deren Bedrohung gehen sie gerne, oft und hartnäckig auf die Straße. Vor einigen Jahren haben die sog. “Gelbwesten-Proteste” das Land an die Grenzen seiner Regierbarkeit gebracht – obwohl der Anlass einen sinnvollen ökologischen Kern hatte.

Die Frage ist nur: Ist grundsätzlich jede Korrektur traditioneller Regelungen automatisch ein Ausdruck eines heimtückischen, von Profitinteressen motivierten Sozialabbaus? Ist ein Präsident, der – wie im aktuellen Fall – die Rentengesetzgebung an den demografischen Wandel und die europäischen Maßstäbe anpassen will, damit zwangsläufig ein “Präsident der Reichen”?

Ich wünsche mir durchaus eine aufgeklärte und demokratisch aktive Bevölkerung, die auch für eigene Interessen zu kämpfen bereit ist. Was ich nicht mag, ist ein reflexhaftes Reagieren wie auf Knopfdruck. Manchmal gehört es zu einem verantwortlichen Regierungshandeln eben dazu, Probleme auf eine Art zu lösen, die bei einzelnen Gruppen auch zum Verlust von liebgewordenen Wohltaten oder Privilegien führt. Gelegentlich erfordern andere Zeiten bzw. andere Umstände eben auch andere Entscheidungen.
Im Kampf gegen den Klimawandel wird da noch einiges auf uns alle zukommen.

Ich finde, mit diesem Gedanken sollten sich auch die kämpferischen Franzosen gelegentlich mal vertraut machen.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)

18.01.2023 CO2-Trickserei

Bild von Pixource auf Pixabay

Die morgige ZEIT-Ausgabe titelt: “Der Klima-Betrug”. In einer offenbar aufwendig recherchierten Analyse wird aufgedeckt, dass die CO2-Zertifikate, durch die Firmen ihre eigenen Emissionen kompensieren können, in einem beträchtlichen Umfang eine Mogelpackung darstellen. In der Berechnung und Zertifizierung der Projekte (meist geht es um die Bestandssicherung von Wäldern) kommt es wohl häufig zu unrealistischen Angaben. Das bedeutet, dass die behauptete Klima-Neutralität oft faktisch nicht erreicht wird.

Ich stelle mir die Frage, wie diese Nachricht wohl auf die jungen Klima-Aktivisten wirkt, denen man gerade vermitteln möchte, doch bitte zukünftig wieder mehr Geduld, Kompromissbereitschaft und Respekt vor dem Rechtsstaat aufzubringen.
Wäre es nicht verständlich, wenn solche halbseidenen Tricksereien (um es vorsichtig auszudrücken) Wasser auf die Mühlen derjenigen wären, die nicht mehr an demokratische Lösungen glauben und den Weg in eine Radikalisierung für alternativlos betrachten?

Ich habe mich sogar kurz bei dem Gedanken erwischt, dass solche Informationen besser nicht in die Öffentlichkeit gelangen sollten – damit nicht alle wohlmeinenden Bemühungen in Pauschalverdacht geraten. Aber das kann natürlich nicht die Lösung sein…

Also muss es darum gehen, das System zu verbessern und alle Optionen zu nutzen; auch den Handel mit CO2-Zertifikaten.


“Liebe” von Lone FRANK

Bewertung: 4.5 von 5.

Wenn am Tag nach dem Erscheinen eines Buches eine Rezension gepostet wird, dann sagt das sowohl etwas über den Verfasser (hat Zeit, ist interessiert und motiviert), als auch über die Publikation aus: Was macht also dieses Buch so anregend, informativ oder bewegend, dass ich davon nicht lassen konnte?

Die dänische Neurobiologin und Wissenschaftsjournalistin Lone FRANK hat ein “persönliches Sachbuch” geschrieben. Dabei stellen die privaten Voraussetzungen und Fragestellungen deutlich mehr als eine Rahmenhandlung für Sachinformationen dar: Die Autorin verwebt ihre Biografie geradezu mit den fachlichen Inhalten und stellt ihren individuellen Erkenntnisprozess als einen integralen Bestandteil der Sachbotschaft dar.
Geschaffen wird so ein Geflecht von Erkenntnissen und Bezügen, in denen es keiner Fallbeispiele mehr bedarf. Die Autorin stellt sich selbst als solches zur Verfügung – was den Vorteil hat, dass sich Zusammenhänge im Längsschnitt einer ganzen Biografie zeigen lassen.
Das geradezu monumentale Thema “Liebe” wird durch die Privatheit des Zugangs auch verfügbar gemacht: Statt der systematischen Gliederung eines Fachbuchs folgen wir der Autorin auf ihrem eigenen Weg durch das Labyrinth dieses “Höchsten der Gefühle” – schauen ihr dabei zu, wie sich Perspektiven und Aspekte zusammensetzen und mit eigenen Erfahrungen verschmelzen.

FRANK hat den (ebenfalls biografisch unterfütterten) Anspruch, sich dem Thema “Liebe” wissenschaftlich zu nähern. Sie führt Gespräche mit Fachleuten, zitiert zahlreiche Autoren/Autorinnen, stellt Forschungsergebnisse dar und lässt sich auch bei ihrer Selbsterkundung fachlich begleiten.
Berührt werden alle erdenklichen Zugänge: evolutionäre, genetische, hirnphysiologische, hormonelle, entwicklungs- und persönlichkeitspsychologische, historische, kulturelle, mediale usw.
Auch thematisch ist der Blick weit gefasst: Angefangen von der Brutpflege bei (bestimmten) Säugetieren, über Eltern/Kind-Liebe, Bindung, Verliebtheit, Spielarten längerfristiger Beziehungen, Eifersucht, Polyamorie, Freundschafts-Liebe, Tierliebe, digitale Partnersuche – bis zur aktuellen Einsamkeits-Problematik.
Der – vielleicht etwas ungewöhnlich intensive – Blick auf Trauer um eine verlorene Liebe erklärt sich durch die persönliche Ausgangslage der Autorin: Für sie war der Verlust eines geliebten Partners der Startpunkt für ihre Reise durch das Liebes-Land.

FRANK lässt nicht nur ihren Erkenntnisprozess und die damit verwobene Selbstreflexion recht frei fließen, sie dokumentiert das auch in der (Nicht-)Gliederung ihres Textes. Das Buch kommt ohne Kapitel- oder Zwischenüberschriften aus und hat entsprechend auch kein Inhaltsverzeichnis. Der Sachbuchcharakter beweist sich dann an anderer Stelle: durch ein ausführliches Literaturverzeichnis.

Wie der breitgefächerte Zugang erwarten lässt: Natürlich steht auch am Ende dieses Buches keine “Antwort” – weder darauf, was genau die Liebe ausmacht, noch auf die Frage nach der persönlichen Liebesfähigkeit (und deren Grundlagen). Das Gebiet ist komplex und unübersichtlich, aber es lassen sich Schneisen schlagen und manchmal erreicht man einen Aussichtspunkt, der ein wenig Überblick ermöglicht. Auch hier passt dann die vielzitierte Weisheit: “Der Weg ist das Ziel”.

Positiv ist zu bewerten, dass FRANK immer wieder darauf aufmerksam macht, dass man seine Liebes-Persönlichkeit eben nicht selbst basteln und frei wählen kann. Gerade die Vielfältigkeit und Komplexität der Einflussfaktoren sollte daher zu einer gewissen Bescheidenheit bzgl. der Selbstoptimierung führen. Überhaupt warnt die Autorin eher vor dem Druck, der von verfestigten Bildern und Normen ausgeht (z.B. hinsichtlich des Verliebtheits-Rausches als zwingend notwendiger Anfangsphase).
Auf der anderen Seite sieht FRANK aber keinen Grund zum Fatalismus: Da das Zusammenspiel von Biografie, Gefühlsprägungen, kognitiven Einstellungsmustern und konkretem Verhalten so verschachtelt ist, können eben auch gewisse “Umprogrammierungen” stattfinden (indem man durch ein anderes Denken oder Verhalten auch Gefühle beeinflusst).

Wenn auch das Buch für ein “vorgebildetes” Publikum nur wenige inhaltliche Neuigkeiten bereithält, so gehen doch einige der Überlegungen zu aktuellen gesellschaftlichen Trends deutlich über ein etabliertes Fachbuchwissen hinaus. Zusätzlich laden die persönlichen Anmerkungen und Bewertungen der Autorin immer wieder zu Reflexion oder Diskussion ein.
Für Menschen, denen z.B. die Feinheiten der Bindungstheorie, die hormonellen Grundlagen von Verliebtheit/Liebe und die Aspekte bzw. Methoden der Liebes-Forschung bisher nicht vertraut waren, erhalten eine wirklich fundierte Einführung in dieses Forschungsfeld.
An einigen Stellen mag man vielleicht doch mal eine Systematik vermissen oder die privaten Einstellungen der Autorin für weniger bedeutsam halten.

Insgesamt ein tolles und extrem anregendes Buch – das gerade durch seinen subjektiven Zugang ein buntes Kaleidoskop an Perspektiven und Betrachtungen enthält und damit für jede/n Liebes-Neugierige/n etwas zu bieten hat.

17.01.2023 Man kann es nicht richtig machen…

Von Daniel Biskup – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=85529860

Man stelle sich ein Parallel-Universum vor, in dem Scholz sich für eine neue weibliche Verteidigungsministerin entschieden hätte.
Egal, wer es geworden wäre: Die Dame hätte unter dem Generalverdacht gestanden, in erster Linie wegen des Geschlechter-Proporzes ausgewählt worden zu sein. Es hätte wütende Kommentare gegeben, dass der Ampel die Gender-Korrektheit wieder mal wichtiger als die Fachkompetenz gewesen wäre.
Man kann sich all das lebhaft vorstellen…

Jetzt darf die versammelte Medienwelt auf die andere Seite springen: Scholz habe sich als unzuverlässig und wankelmütig erwiesen und gebe das hehre Ziel der Parität bei erster (zweiter) Gelegenheit einfach mal so nebenher auf.

Ich würde in dem Parallel-Universum besonders gerne mal prüfen, in wie vielen Fällen es dann die gleichen Personen wären, die genau die andere Entscheidung ebenfalls kritisieren würden…

(Zu weiteren Tages-Gedanken)


16.01.2023 Avatar: Eine Modell-Gesellschaft?

Es wird viel gesprochen und geschrieben über den neuen Super-Blockbuster AVATAR II. Ein Teil dieser Diskussion bezieht sich nicht auf die wirtschaftlichen oder technischen Extreme dieses 3-Stunden-Epos, sondern auf die Hoffnungen und Ideale, die von der so perfekten Darstellung einer “besseren” Welt ausgehen (bzw. ausgehen könnten).

In einer film-typischen Zuspitzung zeichnet der Film den Kampf zwischen einer weitgehend friedlichen und im offensichtlichen Einklang mit der berauschend-schönen Natur lebenden Spezies und den brutal-ausbeuterischen Eindringlingen von dem zerschundenen Planet Erde. Während die rücksichtslosen Macho-Kolonialisten mit entsprechend bullig-martialischem Kampfgerät vorrücken, sind die Indigenen mit organisch-lebendigen Flug- und Schwimmgenossen unterwegs.
Die Fronten und die Moral scheinen mehr als eindeutig zu sein.

Der Film verwendet durchaus einige Zeit darauf, einen Einblick in das Alltagsleben der Pandora-Bewohner zu geben. Es wird deutlich, dass die Naturverbundenheit sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche bezieht und auf eine technologische Ausbeutung von Ressourcen nicht zu den Zielen dieser Lebensform gehört.

Um so unverständlicher erscheint es, das es den Filmemachern nicht gelingt, sich hinsichtlich der – natürlich übermäßig langen – Kampfhandlungen von den sattsam bekannten Mustern und Klischees zu befreien. Wie in jedem beliebigen Action-Film gibt es viel Getöse, Geballere und Faustkämpfe zwischen den Protagonisten.
Zunehmend geht dabei der Unterschied zwischen den beiden Parteien verloren: Auch die “Guten” benutzen irgendwann die gleichen Baller-Waffen – Hauptsache es geht so richtig ab!

Nun könnte man einwenden, dass es schließlich um das Zurückschlagen eines technologisch weit überlegenen Aggressors geht.
Aber: Es ist es wirklich zu viel verlangt, wenn man erhofft oder erwartet, dass ein Teil der so üppig sprießenden Fantasie darauf verwandt wird, eine ganz andere Form der Verteidigung zu erfinden? Hätte nicht genau das eine wirklich bewegende Botschaft sein können? Wäre nicht eine kulturell stimmige Form eines intelligenten, aber “gewaltlosen” Widerstandes eine echte Zukunftsvision gewesen?

Mir scheint, dass durch diese letztlich weitgehend “gewöhnliche” Action-Kampf-Szenerie die Chance auf einen tatsächlichen alternativen Denkanstoß vertan wurde.

(Zu weiteren Tages-Gedanken)