“Das dritte Herz des Oktopus” von Dirk ROSSMANN und Ralf HOPPE

Bewertung: 2.5 von 5.

Warum liest (hört) man den dritten Teil einer Reihe, wenn man schon vom zweiten ziemlich enttäuscht war? Wohl, weil die Kombination von Klima- bzw. Nachhaltigkeits-Themen und dem Spannungs-Genre irgendwie attraktiv und sinnvoll erscheint. Und weil die Hoffnung bestand, dass vielleicht der Oktopus endlich mal eine tragende Rolle bekommen könnte…

Tatsächlich erweckten die beiden Autoren zu Beginn der Story den Eindruck, als ob es diesmal wirklich um diese faszinierende Art gehen könnte – hat sich doch so eine Riesen-Intelligenzbestie an die deutsche Ostseeküste verirrt. Leider stellt sich dann bald heraus, dass eher die Eier (“das Gelege”) des Monstrums im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Oder – besser gesagt – bestimmte Mikroorganismen, die mit ihrer Hilfe entwickelt und dann auf die Menschheit losgelassen werden, um… (Spoiler-Alarm).

Wir bewegen uns am Beginn der 2030-iger Jahre. Nationalstaaten gibt es zwar noch, aber alle wichtigen Entscheidungen werden vom Klima-Weltregierung gefällt. Es gibt aber eine Aktivisten-und Widerstandsgruppe, die besonders die Interessen der Bevölkerung des Süd-Pazifiks vertritt; aus deren Sicht reichen die Maßnahmen der Mainstream-Klimaretter nicht aus. Das führt zu Konflikten und setzt für den Roman einen spektakulären Kidnapping-Auftakt.

Irgendwie geht es letztlich um die Zukunft der Menschheit, denn die wird massiv angegriffen – teils aus wissenschaftlicher Hybris, teils aus materieller Gier.
Wie gut, dass es den – eigentlich gar nicht zum Helden geborenen – Beamten der Klima-Regierung in Kapstadt gibt und seine weltbekannte Pop-Star-Freundin (wer die Logik dieser Paar-Beziehung versteht, möge sich bei mir melden).
Ja, es gibt auch einen abgedrehten Wissenschaftler, einen psychopatischen Milliardär, eine mysteriöse Umwelt-Aktivistin, einen egomanischen Verteidigungsminister und ein paar Nebenfiguren – meistens sehr leicht in “gut” und “böse” zu kategorisieren.
Wie das alles zusammenhängt, versucht der Plot dieses “Thrillers” möglichst so zu enthüllen, dass dabei so etwas wie ein Spannungsbogen entsteht.

Leider kann der Roman weder den Oktopus-, noch den Entführungsfaden wirklich sinnvoll weiterspinnen. Der Stoff, der letztlich entsteht, sieht eher nach einem notdürftig zusammengehaltenen Flickenteppich aus: Alles wirkt reichlich unplausibel und konstruiert.
Manche Einzelheiten wirken absurd: So wird z.B. im Laufe des Romans ernsthaft darüber nachgedacht, ob ein nachgewiesener Mehrfach-Mörder vielleicht doch nur Gutes im Sinn hatte…

Ja, es gibt auch in diesem Roman ein paar Stellen, an denen die Dramatik des Klimawandels thematisiert wird und ethische Grundsatzfragen aufgeworfen werden: Wie weit darf man gehen, um wenigstens einen Teil der Menschheit zu retten? Muss man vielleicht den Menschen selbst manipulieren, damit er nicht alles zerstört?
Leider spielen solche spannenden Fragen im Getümmel der teilweise action-lastigen Handlung nur eine kleine Nebenrolle.

Für die 770 Seiten (bzw. 23 Std.) bietet dieser Roman eindeutig zu wenig Substanz – jedenfalls, wenn man mehr als Unterhaltung möchte. Angesichts des rasenden Fortschritts der Künstlichen Intelligenz verwundert und enttäuscht es dabei auch, wie wenig KI-Zukunftsvisionen in diesen Roman eingeflossen sind.

Falls es noch eine Oktopus-Fortsetzung geben sollte – dann jedenfalls ohne mich.

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