“Tun, was getan werden muss” von Alexander MacLeod

Bewertung: 4 von 5.

Der kanadische Schriftsteller und Literatur-Professor MACLEOD legt in diesem Band acht Kurzgeschichten vor, die allesamt einen ganz eigenen Charakter haben. Es sind nicht nur ganz unterschiedlichen Welten, in die uns der Autor führt – er schafft auch völlig verschiedene Atmosphären und löst damit sehr spezifische Gefühle aus.

Den inhaltlichen Rahmen bieten u.a. eine Elternschaft nach Trennung, die entscheidende musikalische Aufführung eines jungen Pianisten, die schwesterliche Solidarität in einer Ausnahmesituation, der Besuch bei einer älteren Dame und das absurde Verhalten eines notorischen Kofferdiebs. Besonderen Eindruck hinterlässt die zufällige räumliche und zeitliche Überschneidung zweier extrem gegensätzlicher Welten in einem Motel (“Die Schlüsselübergabe”).

MACLEOD spielt mit dem Unerwarteten. Er beobachtet und beschreibt vermeintlich unwichtige Details der realen physikalischen Umgebung, gestaltet genau damit aber eine jeweils ganz besondere Szenerie, in der sich manchmal banale, manchmal extrem absurde Dinge ereignen. Der sprachliche Aufbau der Geschichten liegt dem Autor offensichtlich vordringlich am Herzen. Spätestens nach der dritten oder vierten Story gewinnt man den Eindruck, dass für das Schreiben von MACLEOD die Inhalte und Orte letztlich beliebig austauschbar sein könnten: Es scheint, als könnte er aus jeder Ausgangslage eine besondere kleine Welt zaubern.

Man sollte mit diesen 8 Schätzen sorgsam umgehen, sie nicht wie Kapitel eines Buches hintereinander weglesen. Stattdessen sollte man jeder Geschichte die Zeit geben, ihren spezifischen Charakter zu entfalten und ihn nachklingen zu lassen. Anderseits wäre auch eine Unterbrechung des jeweiligen Gesamtprozesses nicht zu empfehlen.

Diese Sammlung ist etwas für Freunde der literarischen Erzählkunst, die das Spiel mit Details, mit künstlicher Verlangsamung von Abläufen und mit einer lebendigen Bildsprache genießen können. Trotz der ein oder anderen dramatischen Wendung sind es eher leise Geschichten, die feinfühlig darauf aufmerksam machen, was sich alles hinter der Banalität des Alltagslebens verbergen könnte.

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