18.01.2020

Ausprobieren ist ja wirklich reizvoll: Man kann entscheiden, ob die neue Sache zu einem passt und man kann – auch bei einer klaren Verneinung – immer noch sinnvoll mitreden.

Heute Nacht war der E-Scooter dran. Die letzte Bahn war schon weg, der Fußweg erschien etwas zu weit, das Auto war schon zu Hause.
Was macht der moderne Rentner: Er lädt die LIME-App runter, meldet sich an, zahlt über PayPal 5 Euro auf ein Prepaid-Konto und macht sich mit der geöffneten App auf die Suche nach dem nächsten angezeigten Fahrzeug.

Nun gut. Es herrschten erschwerte Bedingungen. Dunkel, kalt und ungemütlich. Keine Erfahrung oder Vorinformationen. Es hakte etwas. Eine erfahrene Userin kam mir zu Hilfe (das mag für andere Menschen in meinem Alter normal sein – für mich ist es nicht identitätskompatibel).
Ich fuhr voll konzentriert. Es fühlte sich extrem unkomfortabel an, hart und ruckelig. Aber ich kam zu Hause an. Noch hatte ich einen kleinen zeitlichen Vorspruch gegenüber dem Fußmarsch…

Kapiert hatte ich schon, dass ich mich elektronisch abmelden musste.
Das ging aber leider nicht. Weil ich – ohne es zu ahnen – die vorgesehene Nutzungszone verlassen hatte.
Was tun? Es war immer noch dunkel, kalt und ungemütlich.
Ich fuhr zurück in die erlaubte Zone. Es handelte sich um mehr als die Hälfte der Strecke, die ich insgesamt zurückgelegt hatte.

Das Parken und Abmelden funktionierte dann ganz gut. Ich sollte noch ein Foto machen – zum Beweis, dass ich vernünftig geparkt hatte. Fotos machen kann ich.

Ich brauchte dann nur noch nach Hause laufen. Am Ende war mir dann auch warm.
Von den 5 Euro waren 4,20 € verbraucht. Wegen der ganzen Hin- und Herfahrerei.
Ich war dann etwas 30 Minuten später zu Hause als bei einem ganz normalen Fußmarsch. Aber um eine Erfahrung (Wortspiel!) reicher.
Die 80 Cent lasse ich verfallen. Die App wird gelöscht.
Goodbye, schöne neue E-Scooter-Welt!

16.01.2020

Heute ging es um eine neue Regelung zu Organspenden. In unserem Parlament wurde intensiv und engagiert diskutiert. So weit, so gut.

Über das Ergebnis bin ich enttäuscht. Die unterlegene “Widerspruchslösung” hätte aus meiner Sicht viele Vorteile gehabt. Der Haupteffekt wäre natürlich die Steigerung der Zahl der Spenderorgane gewesen. Aber auch das gesellschaftliche Signal hätte Bedeutung gehabt: Eine “Selbstverständlich der Solidarität” hätte Ausdruck gewinnen können. Normal wäre die Hilfe für ansonsten Todgeweihte gewesen; der Wunsch, sich von dieser Regel zu befreien, hätte einer Aktivität bedurft. Das wäre für mich menschlich und logisch gewesen.

Immerhin hat es der Minister Spahn versucht. Respekt!

15.01.2020

Es sind sehr grundsätzliche Einstellungen und Bewertungen, die sich in den letzten Monaten und Jahren gewandelt haben. Manches, was noch vor kurzer Zeit selbstverständlich war, löst heute Kopfschütteln oder sogar Wut oder Fassungslosigkeit aus. Sehe ich heute rauchende Schlote von Kohlekraftwerken oder riesige Öltanker, kommt mir das geradezu pervers vor. Wie konnte man – so frage ich mich – diese Bilder einmal kritiklos als willkommenen Ausdruck wirtschaftlicher Prosperität interpretieren? Bestimmte Weltsichten sind wohl für alle Zeiten verloren gegangen. Hoffentlich nicht zu spät….

14.01.2020

Manchmal (ver)zweifelt man dann doch an den Menschen und ihren abstrusen Ideen. Z.B. an den Auswüchsen des Gender-Wahnsinns.

Da wird jetzt in bestimmten Kreisen (ernsthaft) darüber diskutiert, ob man öffentlich sagen darf, das Geschlechter-Unterschiede eine reale biologische Grundlage haben (und eben nicht nur oder überwiegend soziale und kulturelle Konstruktionen sind).

Die Harry-Potter-Autorin ROWLING steht deshalb seit einigen Wochen unter Beschuss einer bestimmten Gender-Szene. Sie sagte oder schrieb: “Sex is real”.

Wie abgedreht sowas diskutiert werden kann, kann man hier nachlesen. Ich bin über diese Sichtweise einfach nur fassungslos….

13.01.2020

Im Iran drücken sehr mutige Menschen ihren Protest gegen das erzreaktionäre Mullah-Regime unter Einsatz ihres Lebens aus.
Was tut Trump: Er twittert seine Unterstützung in der Landessprache Farsi.

Ein tolles Geschenk für die Mullahs! So können sie wunderbar behaupten, dass der Protest vom Ausland ferngesteuert ist und nur den Feinden des Staates nützt.

Das ist Trump im Zweifelsfall egal. Es bringt Punkte im Wahlkampf und lenkt von anderen Themen ab.

12.01.2020

Habe mich heute über die ZEIT geärgert. In einem längeren Artikel erfolgte eine “Analyse” der Politik von Macron. Diese sei eindeutig und in einem verwerflichen Umfang arbeitnehmerfeindlich und ausschließlich an den Interessen der Wirtschaft und der Reichen ausgerichtet.

Nun bin ich kein Fachmann für französische Sozialpolitik, zugegeben. Aber ich kann es im Jahre 2020 nicht mehr gut ertragen, wenn reflexartig und undifferenziert jede Korrektur auch an unlogischen, nicht mehr zeitgemäßen oder auf Dauer unfinanzierbaren Regelungen nur deshalb in Bausch und Bogen verdammt wird, weil irgendeine Gruppe von Arbeitnehmern oder Rentnern betroffen ist.

Wer zwanghaft jede Maßnahme ablehnt, die Privilegien von normalen Menschen (also nicht Reichen) betrifft und sie prinzipiell mit dem Kampfbegriff “Sozialabbau” (oder “FDP-Politik”) versieht, ist für mich im Scheuklappen-Denken des 19. Jahrhunderts stecken geblieben.

Ja, es kann auch ungerechtfertigte und dysfunktionale Regelungen für ärmere Gruppen geben. Es gibt sicher auch in Einzelfällen Überregulation und Überversorgung. Es gibt auch in unteren Schichten Egoismus und Schmarotzertum. Nicht jede Form von Transfer und Umverteilung ist unter allen Bedingungen sinnvoll, gerecht und logisch. Diese “alte” linke Sichtweise finde ich nicht mehr zeitgemäß.

Eine moderne linke Politik würde für mich bedeuten, dass es weniger um das Umverteilen von privatem Geld geht, sondern dass stattdessen der Staat für eine sehr gute öffentliche Infrastruktur in allen Bereichen sorgt. Bei Bildung, Gesundheit, Umweltschutz, Familienhilfen, Kultur, Verkehr, menschenfreundlichen Städten, usw.

Dafür darf er gerne noch stärker auf das Geld (sehr) reicher Leute zugreifen: durch eine vernünftige Vermögenssteuer, durch eine deutlich verschärfte Erbschaftssteuer und durch ausreichend Personal im Bereich Steuerprüfung und -fahndung.

Dafür gehe auch ich gerne mal auf die Straße. Aber mit Sicherheit ohne gelbe Weste oder rote Fahne.

11.01.2020

Heute bin ich mal echt geplättet! Das hätte ich nicht für möglich gehalten.

Worum geht es? Die iranische Regierung musste heute einräumen, dass das ukrainische Flugzeug vom eigenen Militär versehentlich abgeschossen wurde. Ein offenbar zwangsläufiges Eingeständnis aufgrund klarer Beweislage.

Was passiert? Die Stimmung in der iranischen Bevölkerung kippt von einem Moment zum nächsten und wendet sich aus der einmütigen Solidarisierung gegen die USA in eine Protestwelle gegen den eigenen Lügen-Staat. Unglaublich!

Welch aufgestautes Frustpotential muss da unter der Oberfläche lauern! Die nächsten Tage und Wochen werden sicher extrem spannend. Hoffentlich kommt etwas Gutes dabei raus. Ein demokratischer Regimewechsel im Iran würde neue Vorzeichen für die ganze Region schaffen.

Aber das ist wohl noch ein Traum…

10.01.2020

Frank SCHÄTZING, der deutsche Erfolgsschriftsteller war gestern bei Markus LANZ. Seine Ausführungen zum Klimawandel waren klar, eindeutig und engagiert. Auch wenn ich sein letztes Buch nicht sehr mochte: Sein Auftritt hat mir wirklich gut gefallen. Vielleicht schaut ihr mal in die ersten Minuten rein

09.01.2020

Ich will nicht nur über Politik schreiben. Das Leben besteht auch aus anderen Facetten.

Z.B. Werbung: Seitdem ich meinen TV-Konsum ganz überwiegend aus den Mediatheken unserer öffentlichen-rechtlichen Sender bestreite, bin ich kaum noch mit Werbung konfrontiert. Ein echter Vorteil. Manchmal schalte ich dann aber doch mal auf heute oder Tagesschau.

Was passiert: Ich muss unmittelbar vor Sendungsbeginn die denkbar nervigste Werbung aller Zeiten (gefühlt) ertragen: Irgendwelche halbwegs sympathischen Menschen erzählen dort ganz euphorisch, wie sehr ihnen Kijimea-Reizdarm geholfen hat. In einer so schrecklich auf Natürlichkeit getrimmten Künstlichkeit, dass mir regelmäßig schlecht wird.

Warum muss man im Jahre 2020 noch so eine niveaulose und penetrante Reklame produzieren?

Ich weiß es natürlich: Es kommt nur auf den einhämmernden Wiederholungseffekt an…

Wenn ich mal solche Beschwerden haben sollte, werde ich in der Apotheke sagen: “Geben sie mir irgendwas, wenn es nur nicht Kijimea heißt!”

08.01.2020

Das neue Jahr startet wie das alte geendet ist: Alle verfügbaren Daten, alle Studien und alle beobachtbaren Phänomene weisen immer wieder darauf hin, dass sich die Erderwärmung – mit allen ihren Folgen – gegenüber den Erwartungen und Prognosen weiter beschleunigt.

Gerade lese ich – auf der heute modernisierten SPIEGEL-Seite – dass 2019 das bisher wärmste Jahr in Europa war. Hätte jemand vor 10 Jahren vorhergesagt, dass sich der Klimatrend so eindeutig und kurzfristig in immer neuen Extremwerten zeigen würde, hätte man ihn als unrealistischen Untergangspropheten beschimpft. Auch besorgte Wissenschaftler gingen eher von langfristigen Trends aus, die sich erst nach genaueren Analysen bestätigen könnten.
Seitdem sehen wir zu, wie Hitzerekorde, apokalyptische Waldbrände, Überschwemmungen und schmelzende Gletscher sich gegenseitig die Schlagzeilen klauen.

Man fragt sich manchmal in seiner hilflosen Wut, ob die ganzen Katastrophen vielleicht sogar einen “höheren” Sinn haben könnten: in ihrer Klarheit und Eindeutigkeit den Prozess des Umsteuerns zu beschleunigen?!

An diesen Effekt zu glauben, setzt allerdings einigen Optimismus voraus.
Die Regierung in Australien will jedenfalls ihre ihre Klima-Ignoranz unvermindert fortsetzen. Schließlich wird geht es ja um den Wohlstand der Nation, der zu einem großen Teil auf der Kohle basiert.
Dass die konservative Regierungspartei von den Wahlspenden der Fossil-Industrie besonders profitiert hat, ist vermutlich nur eines dieser Gerüchte…