Regierungsbildung in Deutschland

Es ist schon ein bisschen seltsam: Da hatten wir im September eine Bundestagswahl, dann – nach einem sinnlosen Stillstand – Jamaika-Sondierungen, dann deren Scheitern und nun seit einigen Wochen das Vorgeplänkel zu den Verhandlungen über eine nächste GroKo. Und in all diesen bewegenden Wochen, in denen uns die  politischen Themen nur so um die Ohren flogen, setzte ich mich nicht ein einziges Mal hin und pflegte meinen Blog.

Was war/ist los?

Meine Passivität ist kein Hinweis darauf, dass mir das Interesse an Politik plötzlich verloren gegangen wäre. Im Gegenteil: Ich habe fleißig Print- und Webmedien konsumiert und gefühlte 45 Talkshows zum Thema über mich ergehen lassen.
Das Ergebnis dieser Flut von Informationen und Meinungen war eine Art Lähmung des Denkens, Meinens und Schreibens. So als ob die ganzen widersprüchlichen Perspektiven und Facetten sich gegenseitig neutralisiert hätten und irgendwann zu einem zähen und farblosen Brei von Ratlosigkeit, Überdruss und Resignation kondensiert wären.

Dabei hatte ich mich relativ schnell mit der Jamaika-Perspektive angefreundet – bot diese doch die Chance, an ein paar Stellen mehr zu bewegen als dies bei den eher trägen „Groß-Parteien“ zu erwarten gewesen wäre. Meine Hoffnungen lagen (natürlich) bei den zukunftsrelevanten Themen der GRÜNEN: Klimapolitik und ökologische Landwirtschaft. Hoch erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass es den Vertretern der GRÜNEN offenbar gelang, auf der inhaltlichen und der Umgangs-Ebene zu überzeugen und die ihnen zugedachte Störer- und Exotenrolle elegant zu umschiffen.

Das Scheitern dieses Projektes war daher für mich eine frustrierende Erfahrung. Alles, was darauf folgte, hat dieses Gefühl von Unbehagen noch verstärkt.

Wer jetzt erwartet, ich würde die ganze Häme über den Kurswechsel der SPD und ihres „unfähigen“ Vorsitzenden hier nochmal aufwärmen, den muss ich enttäuschen. Mich beschäftigt ein ganz anderes Gefühl: Ich bin zunehmend genervt von der Dramatisierung und Skandalisierung, die sich in die Betrachtung und Bewertung der aktuellen politischen Situation breit gemacht hat. Ich kann es immer weniger ertragen, wenn irgendwelche Politiker oder Journalisten (oder gar irgendwelche Spinner im Internet) mal wieder kundtun, wie absolut unakzeptabel oder extrem gefährlich doch die eine oder andere Variante sei. Wie unfassbar schlimm doch so ein Positionswechsel einer Partei oder wie absolut notwendig doch der sofortige Rücktritt von Führungspersönlichkeiten sei.

Es wird so immer stärker ein Klima erzeugt, in dem Unsicherheiten, Fehleinschätzungen oder ein vorübergehendes Formtief unerbittlich seziert, aufgebauscht und als unverzeihlich definiert werden. Nach dem Motto: „Es gab Schwächen? Weg mit dem Kerl! Wir bauen eine neue Kunstfigur auf, um sie bei passender Gelegenheit wieder umso genüsslicher zur Strecke zu bringen und vor laufenden Kameras zu zerfleischen!“

Dahinter steckt nicht nur eine menschenverachtende Tendenz zur „Quote durch Vernichtung“, sondern auch der Irrglaube, dass uns ja beliebig viele kompetente und engagierte Ersatzpolitiker zur Verfügung ständen (als ob diese auf Bäumen wachsen würden).

Ein gutes Beispiel findet sich wiederum in der SPD: Wie lange hatte man sich auf den so „bollerigen“ Sigmar Gabriel eingeschossen und wie erleichtert waren die Medien, als er endlich das Handtuch warf. „Mal wieder geschafft!“ Seltsamere Weise entpuppte sich dieser so vermeintlich unbeherrschte Gabriel kurze Zeit später – sozusagen aus dem Stand heraus – als überaus kompetenter Chef-Diplomat, der seine Arbeit jetzt schon viele Monate fehlerfrei und souverän macht. Hat man schon mal irgendwo davon gelesen oder gehört, dass man da vielleicht vorher ein wenig übertrieben hatte? Dass es mal wieder hauptsächlich darum ging, jemanden zu demontieren?

Keine Sorge! Ich schimpfe hier nicht über irgendeine „Lügenpresse“. Ich bin froh, dass es in Deutschland so eine niveauvolle Presselandschaft und die öffentlich-rechtlichen Medien gibt. Aber ich bin es leid, auch bzgl. der jetzt anstehenden Regierungsbildung immer wieder zu hören und zu lesen, dass ein bestimmter Weg fast sicher in irgendein Verderben führe. Auch eine nächste GroKo wird unser Land und die beteiligten Parteien nicht gleich in den Abgrund führen – es sei denn, man lässt nicht davon ab, genau das herbeizureden und zu schreiben.

Für das Thema Europa könnte sogar eine Menge dabei herauskommen. Allerdings wäre es ein unverzeihliches Versäumnis, wenn die notwendigen Umsteuerungen in der Energie- und Umweltpolitik nur deshalb unterbleiben würden, weil die GRÜNEN jetzt diese Schritte nicht mehr erzwingen können. Wer im Jahre 2017, auf der Basis gut gefüllter Steuerkassen, die Einhaltung der Klimaziele von Arbeitsplätzen und den Profiten einiger Energiekonzerne abhängig macht, der stellt – wider besseres Wissen – die Zukunft aufs Spiel; die ökologische und die ökonomische Zukunft.

Das dritte Geschlecht

Das Bundesverfassungsgericht hat sich entschieden: Es muss demnächst die Möglichkeit geschaffen werden, sich neben “männlich” und “weiblich” einer dritten Kategorie zuordnen zu können. Damit soll den Interessen der Minderheit (ca. 80.000 bis 100.000 Menschen) entsprochen werden, die aus biologischen und psychischen Gründen eine solche Zuordnung als aufgezwungen und unstimmig erleben.

Mich irritiert das – nicht weil ich diese Minderheit diskriminieren möchte oder an ihrem Anliegen zweifle. Mich irritiert das, weil ich mit den Maßstäben durcheinander komme.

Dient es wirklich einer Gesellschaft, die sich zu ca. 99,9% mit der bisherigen Einteilung arrangieren könnte, wenn aus dem Motiv des Minderheitenschutzes eine neue gesellschaftliche Realität gezimmert wird?  Mit allen juristischen und verwaltungsmäßigen Konsequenzen? In deutscher Gründlichkeit?

Könnte es nicht auch zu den unvermeidbaren Lebensrisiken gehören, wenn seltene Besonderheiten und Abweichungen als – für den Einzelfall nicht optimal geregelte – “Sonderfälle” behandelt werden, ohne dass gleich aus der Ausnahme eine für die ganze Gesellschaft sichtbare und für die meisten nur schwer nachvollziehbare gesetzliche Neudefinition entsteht?

Wie weit muss die Mehrheit sich an den Minderheiten ausrichten? Brauchen wir für alles eine hochoffizielle Regelung? Fühlt sich die Mehrheitsgesellschaft vielleicht immer fremder und unverstandener, weil man ihr nach und nach alle als sicher geglaubten Selbstverständlichkeiten streitig macht?
Schaffen wir so nicht  – statt einer immer diskriminierungsfreieren Gesellschaft – eher neue AfD-Wähler?

Ich weiß – meine Überlegungen sind vermutlich nicht politisch korrekt.
Aber vielleicht ein bisschen vernünftig??

“ES” Die (Neu-)Verfilmung des Horror-Klassikers von Stephen KING

Warum gehe ich in einen solchen Film?
Nun, das hatte in erster Linie sehr persönliche Gründe; die alleine reichen zur Erklärung mehr als aus. Dazu kam die Neugier, wie das Buch von Stephen King, das ich vor kurzem als Hörbuch gehört habe, filmisch umgesetzt wird. Dazu wollte ich mir eine Meinung bilden.

Ich hole etwas aus:
Ich mag keinen Horror; ich muss nicht mit dem inneren und äußeren Schrecken der Welt konfrontiert werden, um mich irgendwie zu spüren; Gewaltschilderungen erzeugen bei mir Abwehr und Abscheu. Ich sehe die Ästhetisierung der Gewalt nicht als akzeptable Kunstform an. Ich gehöre der „ach so ignoranten und spießigen“ Gruppe von Menschen an, die einen Zusammenhang zwischen exzessiver Gewaltdarstellung (in welcher Form auch immer) und der Verrohung von Menschen und Gesellschaften postulieren (das tue ich nicht nur als Privatmensch sondern auch als Psychologe).

Warum dann überhaupt Stephen King?
Nun – der Mann kann einfach tolle Geschichten toll erzählen! Auch wenn seine Millionen-Bestseller nicht als „hohe“ Literatur gelten, so beinhalten sie doch sehr viel mehr als Schocker-Effekte. King kann Figuren zeichnen, Schauplätze atmosphärisch dicht ausgestalten und psychische Prozesse nachvollziehbar machen. Im Grund liebt er die Menschen.
Schade nur, dass seine Leidenschaft in diese eine Richtung geprägt wurde. Einen King ohne Horror und Gewalt würde ich als Autor lieben!

Ach so – ich wollte eine Filmkritik schreiben…

Was kann man nach dieser Vorrede erwarten? Bestimmt keine Begeisterung – aber vielleicht ein Lob für die cineastische Umsetzung der Vorlage.
Dieses Lob gibt es ganz eindeutig von mir nicht!

Die Verfilmung konnte der Versuchung nicht widerstehen, das Verhältnis von Story und Grusel-Effekten genau auf den Kopf zu stellen. Die Geschichte der sympathischen Loser-Kinder-Clique dient fast ausschließlich als Anlass für die Schocker-Szenen. Der Regisseur tobt sich ungebremst aus in einer – sicherlich technisch perfekten – Aneinanderreihung von bis ins Absurde gesteigerten Ekel-Fantasien.
Die Regel scheint zu sein: „Je extremer desto besser – man muss doch bei dieser Gelegenheit mal zeigen, was heute tricktechnisch geht!“
Sorry – aber das interessiert mich nicht; ich brauche den Ekel nicht perfektioniert!
(An der Stelle sollte ich es vielleicht verraten: Ich habe die Augen öfters mal geschlossen, weil ich bestimmte Bilder gar nicht erst in mein Gehirn lassen wollte).

Noch ein paar andere Dinge haben mich geärgert:

  • Die ca. 11 bis 13-jährigen Kinder haben Sprüche von deutlich älteren Jugendlichen drauf – offenbar um das Ziel-Publikum (ab 16) zu bedienen.
  • Die im Film dargestellte Gewalt wird auch dadurch verharmlost, dass (gesundheitliche) Folgen durchweg in absurder Weise ausgeblendet werden (z.B. verursachen Steinwürfe an den Kopf scheinbar keinerlei Schäden).
  • Die Kinder sind auch psychisch gegenüber den extrem traumatisierenden Erlebnissen scheinbar vollkommen immun.

Wen könnte dieser Film also ansprechen – außer der Zielgruppe von jungen Menschen, die alles mitnehmen, was irgendwie trendy oder extrem ist?
Es gibt sicherlich Cineasten, für die eine Verfilmung dieses Horror-Klassikers ein von Natur aus relevantes Ereignis ist. Deren Interesse allen Facetten der Filmkunst gilt und deren Neugier für und Faszination durch das Medium nicht durch solche prinzipiellen Erwägungen (s.o.) getrübt wird. Für diese Menschen kann es sicher gute Gründe geben, sich dieser Situation zu stellen.

Für alle anderen empfehle ich:  Lass ES sein!

Wahlnachlese Nr. 1

Ich muss mal ein paar Gedanken loswerden, die sich in den letzten Tagen in meinem Kopf gebildet haben. Diese Gedanken sind sicher nicht besonders „politisch korrekt“. Ich erwarte also durchaus Widerspruch – auch von den im Allgemeinen wohlwollenden Lesern meines blogs….

Inzwischen – nach zwei Tagen Wahlanalysen – habe ich unzählige Male von Politikern und Journalisten gehört, dass wir endlich „die Menschen“ ernst nehmen und deren Bedürfnisse berücksichtigen sollten, die ihren Protest zu einem großen Teil durch Wahl der AfD ausgedrückt haben.
Das hört sich erstmal unmittelbar einleuchtend an. Nur: wer sind „die Menschen“? Und – noch wichtiger: Will ich überhaupt, dass man auf deren Meinungen und Forderungen eingeht? Will ich überhaupt in so einem Land leben, das sich stärker als bisher nach den Wünschen dieser Menschen ausrichtet?

Wenn man das noch etwas weiterdenkt, könnte man sogar die – sicher bedenkliche – Formulierung wagen: War ich nicht vielleicht eigentlich ganz froh, dass „diese Menschen“ bisher kein Sprachrohr für sich hatten und deshalb eher zur Gruppe der Nichtwähler gehörten?
Darf man sowas denken – oder gar sagen?

Spätestens jetzt müsste man langsam mal definieren, welche Menschen man denn damit meinen könnte. Ich habe bestimmte Bilder im Kopf: Pegida-Demonstranten; laut über die „Lügenpresse“ Schimpfende; interviewte AfD-Wähler, die völlig undifferenziert und uninformiert gegen alle Vertreter des Staates wettern, usw. Jeder kennt diese Bilder: Unsympathische, offenbar ungebildete und extrem wütende Menschen, die ihre Identität ziehen aus ihrer Ablehnung von allem irgendwie „Etablierten“.
Diese Menschen und diese Meinungen wollen jetzt alle mehr vertreten?!

Bevor man mir Überheblichkeit und soziale Blindheit vorwirft: Ich habe großes Verständnis für Menschen, die es skandalös finden, wie weit die Schere zwischen Arm und Reich inzwischen auseinanderklafft. Ich denke auch, dass die Interessen der wirtschaftlich Mächtigen eine zu große Rolle spielen und die Verstrickungen zwischen Wirtschaft und Politik in einigen Bereichen bedenkliche Ausmaße hat. Alles richtig!

Aber muss ich deshalb jede Niveaulosigkeit, jedes dumpfe Nachplappern von irgendwelchen hirnlosen Parolen jetzt als ernstzunehmende politische Meinungsäußerung bewerten? Müssen Parteien bestimmte Positionen nur deshalb übernehmen, weil es eine „Stimmungstendenz“ in diese Richtung gibt? Bedeutet repräsentative Demokratie wirklich, dass man jede Verirrung und Verwirrung aufgreifen muss? Manche Meinungsäußerungen sind einfach dummes Zeug oder auch brandgefährlich!

Man wird einwenden: „Man muss es vielleicht in dem Moment tun, wo es eine neue Partei gibt, die diese Menschen einfängt.“

Ich denke aber: Man kann und sollte sich natürlich um die Bürger und Wähler bemühen, die man mit Argumenten und guter Politik überzeugen kann. Aber ansonsten kann man sich auch dadurch profilieren, dass man sich vor einer bestimmten Gruppe auch klar abgrenzt! Ich würde mir ab und zu ein klares Bekenntnis dazu wünschen, dass man als Partei oder Politiker bestimmte Menschen bzw. ihre (oft menschenverachtenden) Haltungen gar nicht vertreten will! Die sollen dann wählen, was sie wollen – sie sollen aber die nächsten Jahre nicht mit dem erhebenden Gefühl herumlaufen, dass sich alle so sehr um sie bemühen….

Oder liege ich da ganz falsch?

Bundestagswahl

Wählen ist Privatsache. Zum Wahlrecht gehört das Attribut “geheim”.
Trotzdem möchte ich meine Überlegungen zum Thema hier offen machen.
Warum?
Es ist  – wie immer – eine Mischung zwischen Selbstreflexion und einem ganz bescheidenen Versuch der Einflussnahme durch Überzeugung.

Was kann man realistischerweise noch beeinflussen?
Nun, man kann vielleicht noch verhindern, dass die AfD drittstärkste Kraft wird und man kann dafür sorgen, dass eine der beiden für eine Koalition mit Merkel in Frage kommende Partei stärker wird als die andere.
Da der Ruf der GroKo ziemlich gelitten hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass entweder die FDP oder die GRÜNEN Koalitionspartner werden. Und das macht einen wesentlichen Unterschied!

Zunächst zur AfD:
Einige von uns haben vielleicht im erweiterten Bekanntenkreis oder in der Verwandtschaft Kontakt zu Menschen, die potentielle AfD-Wähler sind. Vielleicht gibt es vor der Wahl noch eine Gesprächsmöglichkeit, die man nutzen könnte.
Wenn ich mir eine solche Situation vorstelle, dann würde ich weniger über einzelne Politikfelder oder gar Detailfragen sprechen. Bzgl. der bekannten Themen wie Flüchtlings- , Euro-, Familienpolitik und innere Sicherheit würde ich deutlich machen, dass “alternative” Meinungen möglich und legitim sind. Ich würde auch Verständnis für das Gefühl zeigen können, dass sich bestimmte (konservativ-nationale) Wertvorstellungen und Meinungen bei den etablierten Parteien nicht mehr so richtig “unterbringen” lassen (außer bei der CSU).
Somit wäre die Suche nach einer Alternative letztlich nachvollziehbar.
Das entscheidende Argument, trotzdem nicht AfD zu wählen, wäre für mich das Thema “Anstand” (oder auch “Grundwerte”). Natürlich kann und will ich nicht jedem AfD-Kanditaten ganz persönlich diesen Anstand absprechen. Aber festzuhalten bleibt, dass diese Partei von Meinungen und Personen durchsetzt ist, die einige  für mich wesentliche Grundwerte zumindest in Frage stellen.
Ich meine damit Haltungen wie
– klare Abgrenzung von klassisch-rechtsradikalem und nationalistischem Gedankengut
– Verzicht auf Verunglimpfung von politischen Gegnern oder bestimmten Menschengruppen
– Verzicht auf jede Verharmlosung von Gewalt (als Ausdruck eines Protestes oder als politisches Mittel)
– Beibehaltung einer Grundsolidarität mit Menschen, die unter Krieg, Verfolgung, Not und bitterer Armut leiden (was ausdrücklich nicht die Bereitschaft beinhalten muss, alle diese Menschen nach Europa oder Deutschland einzuladen).
Wenn Menschen sich zu diesen – sehr allgemeinen – Grundüberzeugungen bekennen könnten, dann dürften sie eigentlich nicht mit gutem Gewissen ihr Kreuz bei der AfD machen. Diesen Gedanken würde ich gerne vermitteln. Mit allem Respekt vor den Unterschieden in konkreten Fragestellungen.

Jetzt zur Koalititionsfrage:
Auch wenn sich die FDP sehr modern und weltoffen – vor allem sehr digital – zeigt: Entscheidend scheint mir zu sein, dass sie durch ihren Vorrang für den “freien” Markt (mit möglichst wenig Regeln) nicht die Voraussetzungen dafür schaffen wird, dass wir uns als Gesellschaft schnell und konsequent genug auf eine ökologisch ausgerichtete Wirtschaft, Energieerzeugung, Mobilität, Landwirtschaft, … zubewegen. Die freie Entfaltung des einzelnen und der Unternehmen mag ein hohes Gut sein – aber das Bewältigen des Klimawandels und der skandalösen Ungleichheit bei der Verteilung des Reichtums und der Ressourcen muss eine höhere Priorität bekommen. Und dafür bedarf es eines starken Staates, der regulierend und steuernd eingreift und – da wo es notwendig ist – auch der wirtschaftlichen Macht Grenzen setzen kann.
Sollte es für eine Koalition mit den GRÜNEN eher reichen als mit der FDP, zeichnet sich zumindest die Chance ab, nicht nur Rückschritte zu verhindern (was ja auch schon gut wäre) sondern auch in Einzelfragen positive Akzente zu setzen (vielleicht bei der Braunkohle oder der Massentierhaltung).

Insofern glaube ich, dass man tatsächlich mit einer Wahlentscheidung für die GRÜNEN in dieser besonderen politischen Konstellation etwas bewegen und beeinflussen könnte – und zwar mit relativ wenigen Stimmen, die aber eine wichtige Weichenstellung beinhalten könnten.

Heilpraktiker – abschaffen oder aufwerten?

Man diskutiert aktuell über den Status des Heilpraktiker-Berufs. Kann es wirklich sein, dass die beiden medizinischen Berufsbilder „Arzt“ und „Heilpraktiker“ scheinbar gleichberechtigt nebeneinander stehen, obwohl der niedergelassene Mediziner ein wahrlich aufwändiges Studium absolviert hat und der Heilpraktiker letztlich eine Mini-Prüfung ablegen musste, die sicherstellen soll, dass er einen groben Schaden anrichtet.
Gibt es da nicht einen Handlungsbedarf? Ist das Berufsbild noch zeitgemäß? Schützt die Bezeichnung „Heilpraktiker“ ausreichend vor Scharlatanerie? Werden nicht völlig unrealistische Erwartungen geweckt und gefährliche Risiken generiert durch die immer stärkere Hinwendung zur Alternativmedizin?

Okay – ich höre die Stimmen des Protestes: Könnte es nicht sein, dass die engstirnige und technisierte Schulmedizin – unterstützt von der Pharmalobby – mal wieder auf genau die „Konkurrenz“ losgeht, die den enttäuschten und frustrierten Patienten einen menschliche und ganzheitlichen Zugang zu ihren Störungen und Krankheiten ermöglicht? Kennt nicht jede/r im Bekanntenkreis (oder bei sich selbst) ein Beispiel dafür, dass die Schulmedizin versagt, der Heilpraktiker aber geholfen hat? Wollen wir wirklich zulassen, dass es demnächst noch weniger Alternativen zur „Fünf-Minuten-Dann-Rezeptblock-Zücken-Medizin“ gibt. Müssen wir uns mit den Heilpraktikern solidarisieren und den Berufsstand retten?

Okay – der Bogen ist aufgespannt. Und nun?

Vorweg eine Bemerkung: Es gibt gute und schlechte Ärzte genauso wie gute und schlechte Heilpraktiker. Es gibt mit Sicherheit Heilpraktiker, die durch Aus- und Fortbildung und Erfahrungswissen ein profundes medizinisches Faktenwissen haben und dies mit einer wohltuenden Zuwendung, einer therapeutischen Gesprächsführung und einer natürlichen Autorität verbinden können. Es gibt ohne Zweifel zahlreiche körperliche und psychosomatische Störungen, für die diagnostischen Sichtweisen, die Interpretationen, die Ratschläge und die angebotenen Behandlungsformen außerordentlich hilfreich und letztlich auch heilend sein können.
Aber eben nur „können“. Das Schild an der Tür sichert das alles nicht ab. Zwar garantiert die Kassenzulassung auch keinen Ideal-Mediziner – aber sie steht für einen Ausbildungsstandard, der meilenweit über das geforderte Wissen des Heilpraktikertums hinausgeht (vielleicht sogar Lichtjahre).

Also bleiben meines Erachtens nur zwei Möglichkeiten: Entweder werten wir das Berufsbild soweit auf, dass jeder Patient davon ausgehen kann, dass ihm ein gut ausgebildeter Mensch gegenübertritt, der – zumindest für einen Teilbereich – auch schulmedizinisches Wissen in sein Tun einbringt. Oder wir schaffen diese „Grauzone“ zwischen esoterischem Heiler und Alternativ-Mediziner ab und schaffen damit Klarheit, dass für „Krankheiten“ nur die eine, „richtige“ Medizin zuständig sein kann. Die Medizin nämlich, die ihre Methoden überprüfen und ihre Erfolge messen lassen muss.

Und jetzt kommt das Wichtigste: Natürlich muss sich die Schulmedizin verändern! Radikal! All das, was die Menschen beim Heilpraktiker oder Homöopathen suchen (und oft auch finden), muss in die standardmäßige ärztliche Betreuung integriert werden. Und das, was dort nicht hineinpasst, gehört in eine deutlich erweitere psychotherapeutische Versorgung. Natürlich wollen und brauchen kranke und gestörte Menschen einen ganzheitlichen Blick auf ihre Lebenssituation und ihr gesundheitsrelevantes Verhalten. Natürlich brauchen sie Zuwendung und Gespräch, um sich verstanden zu fühlen und Veränderungsmotivation aufbauen zu können. Aber all das sollte innerhalb des medizinischen Systems geboten werden und nicht außerhalb – in kaum zu kontrollierenden Nischen und in einer oft geradezu anti-wissenschaftlichen Gegenwelt.

Wenn die Diskussion um Heilpraktiker und Homöopathie ernsthaft und kritisch geführt wird (was ich sehr begrüße), dann geht das nicht ohne Konsequenzen für die „normale“ medizinische Versorgung. Man kann nicht nur etwas wegnehmen (wofür es tatsächlich gute Gründe gäbe), ohne den Bedarf zu decken, der sich bisher dorthin entladen hat.

(Ich empfehle zum Thema noch meine Rezension über dieses Buch).

Deutschland – Autoland?

Wir befinden uns am Beginn einer Krise – einer Krise unserer Automobilwirtschaft. Noch machen die Konzerne gute Geschäfte mit tonnenschweren, übermotorisierten Dinosauriern – doch brausen sie alle gemeinsam in einem noch weitgehend ungebremsten Tempo in eine Sackgasse. Wenn wir Glück haben, meistern wir dieses Krise irgendwie. Wenn das gelingen sollte, dann nicht wegen der Fähigkeiten sondern trotz der Unfähigkeit unserer Automobil-Manager.

Warum – so fragt man sich – finden sich in den millionenschweren Chefetagen keine Persönlichkeiten mit visionären, wirklich innovativen Ideen und Zielen? Warum reicht es noch nicht mal für einen realistischen Blick in die nahe Zukunft? Besteht die einzige vorstellbare Management-Strategie in dem Festhalten an dem Vorhandenen? Statt sich dem seit langem vorhersehbaren Trend zuzuwenden (der emissionsfreien Mobilität), wird politische Lobby-Arbeit betrieben und über viele Jahre der Versuch gemacht, sich durch kriminelle Absprachen und technische Manipulationen durchzumogeln. Als ob sich die Notwendigkeiten des Klimaschutzes und die Konkurrenz im  Rest der Welt so lange gedulden würden, bis auch der letzte deutsche Manager bereit und in der Lage ist, die Welt zu verstehen.

So sollen Arbeitsplätze gesichert werden?
Ein Armutszeugnis!

Drei große Zukunfts-Sachbücher im Vergleich

Al GORE: Die Zukunft
HARARI: Homo Deus
LESCH / KAMPHAUSEN: Die Menschheit schafft sich ab

Ja – ich habe sie wirklich alle drei gelesen in den letzten Monaten (alles ziemlicher Wälzer). Mit großem Gewinn. Da nicht jede/r so viel Zeit hat, möchte ich durch den Vergleich der drei Bücher eine Entscheidungshilfe geben.

Zu den Gemeinsamkeiten:
Alle drei Bücher bieten eine fast unerschöpfliche Quelle von Fakten und Zusammenhängen über die Trends und die Risiken an, die das Schicksal der Menschheit in den nächsten Jahrzehnten bestimmen werden. Die Argumente und deren wissenschaftliche Untermauerung sind absolut überzeugend, geradezu zwingend. Natürlich geht es um Klima, Umweltzerstörung, Bevölkerungswachstum, wachsende soziale Ungleichheit, Bedrohung der Demokratie, künstliche Intelligenz, Genmanipulation und die Digitalisierung aller Lebensbereiche. In den Grundaussagen und den Schlussfolgerungen sind sich die Autoren sehr einig – wenn sie auch unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Wo also liegen die Besonderheiten bzw. Unterschiede?

Das Buch von Al GORE ist aus der Perspektive eines amerikanischen Politikers geschrieben, von einem Insider des Systems. Die von ihm analysierten Fehlentwicklungen der US-Demokratie sind beeindruckend klar und unmissverständlich beschrieben – geradezu entlarvend. Diese detaillierte Auseinandersetzung mit dem Versagen eines politischen Systems findet sich in den anderen beiden Büchern nicht.  Dabei bleibt Al GORE ein amerikanischer Patriot und hofft darauf, dass die USA sich von dem Einfluss des Großkapitals, der Lobbyisten und der rechten Medien-Zaren wieder befreien kann und dann (wieder) eine verantwortliche Führungsmacht für die ganze Welt werden kann. (Er konnte sich wohl nicht ernsthaft vorstellen, dass Trump eine US-Wahl gewinnen könnte – sonst hätte wohl sein Optimismus noch mehr Schaden genommen).
Al GORE ist in erster Linie ein Klima- und Umwelt-Aktivist; diese Schwerpunkte sind dem Buch auch anzumerken.
Seine Darstellung ist gut gegliedert; der rote Faden ist immer zu erkennen. Es wird keine Behauptung aufgestellt, die nicht auch faktenreich untermauert wird. Der Stil ist eher unaufgeregt und sachlich.

LESCH ist ein deutscher Wissenschaftler. Sein Buch ist eine sehr gründliche und umfassende Bestandsaufnahme der (aktuell stark bedrohten) Menschheitsentwicklung auf diesem Planeten. In diesem Sinne umfasst er mit seinem Buch sogar noch die erste Publikation von HARARI (Eine kurze Geschichte der Menschheit).
Es werden unglaublich viele  Aspekte nicht nur berührt sondern auch vertieft.
Das Buch von LESCH ist schon fast ein historisches, naturwissenschaftliches und umweltbezogenes Nachschlagewerk (leider ohne ein Stichwortverzeichnis).
Die Darstellungsform unterscheidet sich insbesondere dadurch, dass LESCH immer wieder einzelne Themen in separaten Exkursen vertieft (abgehoben in farbigen Kästchen). Dadurch wird ein noch größerer Tiefgang erreicht; die Darstellung bekommt dadurch einen kaleidoskopischen Charakter und verläuft nicht so stringent in einem Fließtext. Ein weiteres Stilmittel stellen eingebaute Interviews mit anderen Experten dar; ebenso werden Quellen nicht nur erwähnt sondern teilweise sehr ausführlich zitiert.
Diese Buch liest man sicher nicht nur einmal – es verführt dazu, einzelne Aspekte immer mal wieder nachzuschlagen.

Warum ist trotzdem HARARIs Buch mein Favorit?
In gewisser Weise ist dies das subjektivste Buch dieser Auswahl. Hier ist am meisten vom Autor und seinen Gedanken zu spüren. Bei HARARI geht es nicht in erster Linie um eine beeindruckende Faktensammlung sondern im Mittelpunkt steht seine sehr besondere Einordnung und seine Systematik.
Von HARARI wird man am meisten “an die Hand” genommen. Er erklärt die Welt (und den Menschen) auf dem Hintergrund seiner Denkschablonen.
Vielleicht gibt es Menschen, die das eher befremdlich finden oder sich manipuliert fühlen. Bei ihnen entsteht vielleicht eine Reaktanz.
Mir erging es anders: Ich empfand es anregend und faszinierend, mich auf diese Reise zu begeben. Ich hatte keine Probleme, mich auch auf die subjektiv-wertenden und manchmal sehr selbstüberzeugten Aspekte seiner Darstellung einzulassen. Ich habe es sehr genossen!
Natürlich gab es auch für mich einige Stellen, die mich zur Relativierung oder gar zum Widerspruch reizten – dafür habe ich über weite Strecken das Angebot ausgekostet, bekannte Tatsachen und Trends in ungewohnten und höchst kreativen und anregenden Zusammenhängen serviert zu bekommen.
Insgesamt ist der Homo Deus das philosophischste der drei Bücher; der von HARARI erstellte gedankliche Überbau ist absolut gleichrangig bedeutsam wie die angeführten Fakten.

Warum liest man drei solche Bücher, wenn man inhaltlich sowieso schon überzeugt ist?
Das ist eine gute Frage, über die ich ernsthaft nachdenken werde….

Gemeinwohl-Ökonomie

Bitte was?
Habe ich auch erst gedacht, als ich den Titel der letzten Sendung (07.07.2017) des “Philosophischen Radios” auf WDR 5 gelesen habe.
(http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-das-philosophische-radio/index.html

Doch siehe da: Das Konzept hat mich sofort angesprochen und ist gerade dabei, in den Mittelpunkt meiner politischen Überzeugungen zu rücken.

Warum?
Die in diesem Denkansatz steckenden Ideen passen geradezu perfekt zu der Ratlosigkeit, die mich angesichts der dramatischen globalen Fehlentwicklungen, des gerade auf dem G20-Gipfel erlebten Irrsinns und der Mut- und Ideenlosigkeit der meisten politischen Parteien befallen hat.
Wo bitte – so habe ich mich gefragt – ist das überzeugende Gegenmodell zu der zukunftslosen kapitalistischen Wachstumsideologie? Woher könnte in dieser verfahrenen Lage, in der man auch auf der linken politischen Seite kaum innovative Konzepte findet, so etwas wie eine “realistische Utopie” kommen?

  • Eine Antwort gibt die Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie.

Das Gute dabei ist: Wir brauchen keine Revolution, wir brauchen kein von Grund auf verändertes Gesellschaftssystem. Was wir – nach dieser Idee – brauchen ist “nur” eine Einigung darauf, dass der Erfolg und die materiellen Ergebnisse eines wirtschaftlichen Handelns zukünftig danach bemessen werden soll, in welchem Umfang damit die als “Gemeinwohl” definierten Ziele erreicht wurde. Es ginge dann also nicht – wie bisher – darum, wer ein Produkt zu dem günstigsten Preis anbietet; es würde statt dessen berücksichtigt, unter welchen (sozialen und ökologischen) Bedingungen dieses Produkt erzeugt wurde, wie viele Ressourcen dabei verbraucht wurden und welche Gemeinwohl-Bedürfnisse damit befriedigt würden. Die Einmischung in den “freien” Markt würde nicht über Verbote und Kontrolle erfolgen, sondern durch wirtschaftliche Anreize bzw. Auflagen.
Ein kleines Beispiel: Es gibt bereits woanders erste Regelungen, die solche Unternehmen mit einer zusätzlichen Steuer belegen, in denen das Verhältnis zwischen dem niedrigsten und höchsten Einkommen besonders extrem hoch ist.

Okay! Es gibt tausend Fragen und Einwände – ich weiß!
Es geht um das Überwinden von Denkblockaden. Es geht darum, sich nicht weiter vermeintlichen Naturgesetzen der momentanen wirtschaftlichen Weltordnung auszuliefern – weil diese einfach unverantwortliche und z.T. perverse Ergebnisse liefert.
Was wäre wirklich verkehrt daran, wenn eine Gesellschaft die Anreize so definieren würde, dass diese mit den eigenen ethischen Zielen und den ökologischen Notwendigkeiten übereinstimmen?
Das alles wird nicht kurzfristig umsetzbar sein. Es geht um den Denkanstoß!
Ich hoffe und denke, dass wir von diesem Ansatz in den nächsten Jahren noch hören werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinwohl-%C3%96konomie
http://www.christian-felber.at/schaetze/gemeinwohl.pdf

G 20 und die Folgen

Ja, die Welt ist ungerecht. Ja, die meisten der in Hamburg versammelten Führer der wirtschaftlich mächtigsten Nationen und Institutionen sind von egoistischen und nationalen Interessen bestimmt und haben nicht das Wohlergehen der gesamten Menschheit im Sinn. Ja, die momentane Weltwirtschaftsordnung trägt weiter dazu bei, dass sich der Reichtum konzentriert und Klima und Umwelt leiden.
Es ist daher ohne Zweifel legitim, durch Proteste und Aktionen darauf aufmerksam zu machen, dass man sich dringend eine andere Prioritätensetzung wünscht.

Würde sich die internationale Politik eher in die gewünschte Richtung bewegen, wenn solche Gipfeltreffen unterblieben?
Ich glaube das nicht. Selbst diese – total aufgeblähten – Mammutveranstaltungen bieten eine gewisse Chance der Einflussnahme bzw. der positiven Entwicklung. Die liegt meiner Hoffnung nach einmal in den persönlichen Begegnungen zwischen den Staatschefs und ihren Mitarbeitern. Ich bin davon überzeugt, dass es selbst auf dieser Ebene sozialpsychologische und kommunikative Prozesse gibt, die Denk- und Meinungsblockaden lockern und Perspektiven erweitern können. Begegnungen zwischen Menschen machen Dynamiken möglich, die ohne solche Gelegenheiten unterblieben.
Der zweite Hoffnungsträger ist die internationale Öffentlichkeit, die bei solchen Anlässen auch auf die Autokraten gerichtet ist, die sich in ihrem eigenen Machtbereich gegenüber solchen Einflüssen abschotten können.
Es mögen ja angesichts der dramatischen Menschheitsprobleme nur Nuancen sein, in denen sich Positionen verschieben lassen – aber vermutlich haben diese Nuancen manchmal konkrete Auswirkungen für konkrete Menschen.
Schon aus Mangel an Alternativen darf das nicht ungenutzt bleiben!

Und die Gewalt bei den Protesten? Ist die nicht angesichts der menschenverachtenden Politik vieler Regierungen nicht mehr als verständlich oder sogar angemessen?
Nein, ist sie nicht!
Wer ernsthaft glaubt, dass durch eine größere Militanz von Protesten entweder die Entscheidung der Mächtigen oder das Bewusstsein der Massen in die gewünschte Richtung beeinflusst werden kann, ist naiv oder verbohrt.
Man kann das testen: Jeder könnte mal im Bekanntenkreis herumfragen, ob brennende Autos in ganz normalen bürgerlichen Wohngegenden den persönlichen Einsatz für die Grundfragen der Menschheit erhöhen können.
Es ist absolut skandalös, dass sich die offiziellen Veranstalter der Demos aus dem links-radikalen Spektrum nicht von den Gewalttätern distanzieren und stattdessen nur die allgemein Solidarität gegen die allein schuldige Polizeigewalt zelebrieren.
Mir kann keiner glaubhaft machen, dass die Motivation für die Verwüstung ganzer Straßenzüge in dem Mitgefühl für die notleidenden Menschen oder die zerstörte Natur liegt. Ich traue tatsächlich dem ein oder anderen Staatsführer mehr ehrliches Streben nach positiver Weltgestaltung zu als dem Autonomen Block.

Oder mit Humor: http://www.der-postillon.com/2017/07/g20-twingo.html