16.03.2020

“Hart aber fair” fängt um 20:15 Uhr an und geht irgendwann nach 23 Uhr fast nathlos in die Tagesthemen über.

Medien im Ausnahmezustand begleiten eine Gesellschaft im Ausnahmezustand.

Sie tun es gut. Informativ und umfassend. Seriös und verantwortungsvoll.

Wir haben ein funktionierendes Gemeinwesen – fast auf allen Ebenen. Das, was wir brauchen in schweren Zeiten, liefern weder Populisten noch Wutbürger oder Internet-Chaoten.

Ich bin sehr gespannt, welche mittel- und langfristigen gesellschaftlichen Auswirkungen das alles haben wird. Schon allein deswegen würde ich es gerne auch ganz persönlich überstehen….

15.03.2020

Was soll man vor Beginn einer Woche schreiben, in der es zu einer Art “Ausgangssperre” kommen könnte?

Da bin ich im Moment etwas sprachlos.

Melde mich morgen wieder.

13.03.2020

Ich klage an: Der Corona-Virus betreibt Altersdiskriminierung!

Was ist nicht alles passiert in den letzten Jahrzehnten, um der Diskriminierung jeder erdenklichen Minderheit entgegenzutreten. Inzwischen ist alles erlaubt – jede/r/s Religion, sexuelle Präferenz, Kleidung, Körperkult, Weltanschauung, Partnerschaftsmodell. Familienkonstellation, Ernährungsregel, usw.
Niemand wird – zumindest offiziell – wegen irgendwas benachteiligt.
Das ist sicher ein gesellschaftlicher Fortschritt, auf den unsere liberale Demokratie stolz sein kann (auch wenn es die ein oder andere Übertreibung gab und gibt…).

Und jetzt kommt dieser bekloppte Virus und sagt: Ob ihr schwer erkrankt oder vielleicht auch sterbt, hängt in erster Linie von eurem Alter ab. Je nachdem, wie alt ihr seid, ist euer Leben (am Ende dieser Pandemie) zu 0,7% oder zu 25% zu Ende (statistisch betrachtet, im Falle einer Infektion, die wiederum zu ca. 70% wahrscheinlich ist).

Ups! Was ist auf einmal mit der stetig steigenden Lebenserwartung los?
Darf so ein hergeflogener Virus das einfach auf den Kopf stellen? Gibt’s da nicht irgendwo eine Gleichstellungsbeauftragte?

Das klingt vielleicht irgendwie lustig (soll es natürlich auch).
Aber das ist nur eine Übersprungshandlung, eine Bewältigungstechnik.
Ich finde es tatsächlich in keiner Weise amüsant, mich mit einer altersbedingten Sterblichkeitswahrscheinlichkeit von ca. 4% in diesem Jahr konfrontiert zu sehen (im – durchaus wahrscheinlichen – Falle einer Infektion).
Okay – das ist immer noch eine gute Überlebensrate – aber diese beruht darauf, dass alle Systeme funktionieren und die ernsthaft Erkrankten noch gut versorgt werden.

Ich gönne es den jüngeren Menschen, dass sie in dieser Krise eine größere Sicherheit haben. Es wäre total ungerecht und unnatürlich, wenn es umgekehrt wäre.
Ich weiß ja auch, dass ich allein durch mein Alter jedes Jahr eine höhere Sterblichkeitswahrscheinlichkeit habe, ist ja logisch.
Aber: Das muss ja nicht noch durch Corona potenziert werden!
Muss es wirklich das Alter sein? Darf nicht berücksichtigt werden, wo man gerade steht im Leben, was man noch vorhat, was einen alles interessiert, wen man alles mag und liebt?

Okay. Ich sollte fair und faktenorientiert bleiben. Wozu bin ich Psychologe?
Natürlich wird nicht nur unser (biologisches) Alter entscheiden, sondern letztlich unser Immunsystem, das auch von vielen anderen Faktoren beeinflusst wird. Eben auch von unserer Psyche.
Also – bei aller demütigen Schicksalsergebenheit: In eine ängstliche oder fatalistische Mutlosigkeit zu verfallen, wäre kontraindiziert! Seien wir selbstfürsorglich und hoffnungsfroh! Behalten wir eine lebensbejahende Grundhaltung; tun wir Dinge, die uns und unser Leben bereichern!
Dafür ist es vielleicht gar nicht so schädlich, dass man aufgrund der besonderen Situation mal innehält und seine Prioritäten überdenkt.

Wir sollen Sozialkontakte einschränken. Das ist sicher vernünftig – soweit es um größere Gruppen von eher anonymen Personen oder um besonders gefährdete Menschen geht.
Das kann aber nicht die Richtschnur sein für den Umgang mit den paar Menschen, die unser Leben wirklich im Kern bereichern und einen Teil unserer Identität ausmachen. Diese Menschen brauchen wir, um unsere positive Lebensenergie zu erhalten.

Es ist sicher eine Zeit zum Innehalten und zur Besinnung, zum Nachdenken, zu Gesprächen, zu einem gutes Buch; für die wirklich bedeutsamen Menschen.
Das alles gilt unabhängig vom Alter.

08.03.2020

Man gibt uns ein Gefühl des Umsorgtwerdens.
Krisenstäbe treffen sich, Politiker treffen sich. Es werden Empfehlungen ausgesprochen, mit zunehmender Dringlichkeit.
Das ist gut und richtig. Auch ich verlasse mich darauf, dass es Notfallpläne für den Fall gibt, dass die sensiblen Schnittstellen unserer hochkomplexen Grundversorgung in Gefahr zu kommen drohen.
Da wird es Urlaubssperren und Dienstverpflichtungen geben (müssen).

Es gibt auch aktuelle Pläne und angekündigten Entscheidungen, die mich irritieren:
Steuersenkungen sollen vorgezogen werden, Kurzarbeitergeld soll fließen, Konjunkturprogramme werden vorbereitet.
Ich frage mich: Muss schon bei den ersten zarten Auswirkungen das Pulver aus vollen Rohren verschossen werden? Wissen wir schon, was insgesamt auf unsere Gesellschaft zukommt? Ist es wirklich vordringlich, den privaten Konsum anzuheizen, angesichts einer völlig unklaren Perspektive? Könnte es nicht sein, dass wir die Milliarden, die jetzt eine erste wirtschaftliche Delle ausgleichen sollen, später für weit dringendere, existenzielle Aufgaben benötigen?

Noch allgemeiner gefragt: Welches Signal brauchen wir? Dass alles so weitergehen kann wie bisher? Teile der Wirtschaft kommen zum erliegen – der Staat richtet es so schnell und so perfekt, dass keiner was merkt?

Wie lange soll das funktionieren? Wie lange will man den Leuten vormachen, dass die Corona-Krise nicht mit Zumutungen verbunden sein wird?
Glaubt man wirklich, die Spielchen aus der Klimapolitik ließen sich auf das Virus übertragen? Nach dem Motto: “Es ist zwar schlimm und wir müssen was tun – aber es darf keiner spüren?”

Müsste es nicht genau umgekehrt sein? Müsste nicht die Konfrontation mit den unvermeidbaren Zumutungen der Epidemie eine Art Modell dafür sein, dass wir auch mit den mittel- und langfristigen Bedrohungen mutiger und konsequenter umgehen sollten. Auch die Bekämpfung der Klimakrise wird in einigen Bereichen ans Eingemachte gehen (müssen).

Ich bin für jede Art von Hilfe und Unterstützung – aber hört auf den Menschen vorzugaukeln, es ginge ohne Zumutungen ab.
Und spart die Ressourcen für den Fall, dass aus Zumutungen echte Not wird.

06.03.2020

Ich weiß nicht, wie es euch geht.
Ich werde von Tag zu Tag etwas nachdenklicher.

Wir machen wohl alle in diesen Tagen ein paar neue Erfahrungen. Mit der Welt um uns herum und vielleicht auch schon mit uns selber.
Wie gehen wir um, mit den Unsicherheiten und leichten Zweifeln?
Bisher war doch immer alles gut, alles irgendwie übertrieben – all die anderen vermeintlich so großen Gefahren (SARS, Ebola, Schweinepest, Grippe-Wellen). Letztlich alles Rohrkrepierer – viel Wind und heiße Luft.

Fühlt sich manches vielleicht doch im Moment schon ein wenig anders an? Kommen bei den so selbstgewiss geappten Ulk-Bildern und -Videos zum “Corona-Wahnsinn” inzwischen ungeliebte andere Empfindungen hoch?
Und wenn denn doch……

Da bleiben jetzt tatsächlich schon echte Flugzeuge am Boden. Da fehlt den leibhaftigen Ärzten die Schutzkleidung, Da fällt auf einmal auf, dass fast alle Medikamente inzwischen in China und Indien hergestellt werden.
Ups! So hatten wir uns die Globalisierung nun doch nicht vorgestellt…

Aber hatten wir nicht immer letztlich doch alles unter Kontrolle – in den letzten 70 Jahren? Gut, das mit der Kuba-Krise war knapp, und der eine sowjetische Fehlalarm hätte um Haaresbreite den atomaren Showdown ausgelöst…
Aber sonst: Alles gut geregelt und für den Rest gut versichert!
Wir leben schließlich in Deutschland: gut Verwaltung, gute Ingenieure, der Notarzt braucht nur fünf Minuten…

Wissen wir (meine Generation), wie sich echter Kontrollverlust anfühlen könnte?
Okay – wir kennen das aus dem privaten Bereich: Wir spüren unsere Machtlosigkeit bei persönlichen Tragödien, bei Unfall, Krankheit und Tod.
Aber dass unsere so gut geölte (Wortspiel!) Wirtschafts- , Konsum-, Gesundheits- und Reisewelt ins Wanken geraten könnte, kommt uns doch ziemlich fremd vor – geradezu unwirklich.

Aber es kommt näher. Schleichend, in kleinen Dosen.
Selbst coole Typen kaufen mal ein paar Sachen auf Vorrat ein (schadet ja nichts…).
Dann die Börsenkurse, ausbleibende Lieferungen, stillstehende Bänder.
Und dann kommen die Gedanken, dass die Menschheit zwar schon viele Krisen gemeistert hat – wir aber keine Erfahrungen damit haben, wie eine so komplexe, vernetzte, hochspezialisierte und extrem technisierte Gesellschaft mit größeren Belastungsproben umgeht.
Ist das Eis, auf dem wir uns bisher so selbstsicher bewegt haben nicht in Wirklichkeit verdächtig dünn?
Haben wir genug Puffer? Wenn plötzlich an den sensiblen Schaltstellen unserer Infrastruktur (bei Strom, Wasser, Medizin und Grundversorgung) nicht nur Material, sondern auch Menschen fehlen? So echte Spezialisten? Weil sie erkrankt sind oder aus Angst vor Ansteckung nicht zur Arbeit kommen?

Es geht mir nicht um Horrorszenarien oder Panikmache.
Ich finde es nur spannend, sich selbst und seine Mitmenschen zu beobachten.
Verschieben sich schon die eigenen Prioritäten? Denkt man vielleicht schon daran, dass man auf die ein oder andere Sache tatsächlich verzichten könnte – wenn man dadurch nur von ernsteren Folgen verschont bliebe?

Ich wäre schon inzwischen jedenfalls sehr froh und erleichtert, wenn ich in 6, 12 oder 24 Monaten noch das Gefühle hätte, in der gleichen (halbwegs sicheren und geordneten) mitteleuropäischen Welt leben zu dürfen.

02.03.2020

Eine Meldung kurz vor Tagesende: Unsere Umweltministerin startet eine Initiative zur Verbesserung der Energiebilanz der Digitalwirtschaft.

Das ist sinnvoll und überfällig. Es kann doch nicht sein, dass ausgerechnet das “smarte” digitale Leben zu einem der weltweit größten Energie- und Rohstofffresser wird.

Auch hier geht es nicht ohne Regeln und Vorschriften. Die EU ist dabei durchaus ein Machtfaktor.

Es geht aber auch um Bewusstseinswandel: Wie chic ist es, ein Smartphone zu haben, das nach- und aufgerüstet werden kann? Kann es sich ein Streamingdienst in Zukunft noch leisten, seine Serverhallen noch mit “schmutzigem” Strom zu betreiben?

Es gibt keinen Grund, der digitalen Verschwendung mehr Toleranz entgegenzubringen als der Anologwirtschaft.

01.03.2020

Ein Sechstel des Jahres ist schon wieder rum. Hat einer davon etwas gemerkt?

Es wird ein unruhiger März. Die Probleme häufen sich gerade.

Es geht inzwischen um ernstere Dinge als um Pateiengezänk in Thüringen oder bei der CDU. Es geht um humanitäre Katastrophen in Syrien und deren Auswirkungen auf die Flüchtlingssituation in Türkei und Griechenland. Das leidige Migrationsthema wird sich ganz schnell wieder in den Vordergrund schieben und die bekannten Gräben in Politik und Gesellschaft aufreißen.
Meine Meinung: Es müsste endlich ein Weg gefunden werden, die kurzfristige Flüchtlingshilfe von Themen wie Asyl oder Einwanderung zu trennen. Die meisten Menschen wären doch bereit, den durch Kampfhnadlungen vertriebenen Menschen für eine begrenzte Zeit ein Dach über den Kopf und Nahrung zur Verfügung zu stellen. Deshalb muss man nicht gleich in die ganze Sozialstaats-Maschinerie bis hin zur dauerhaften Integration anwerfen.

Der Corona-Virus wird uns eine Weile begleiten; vermutlich mehrere Monate. Er wird der Wirtschaft weltweit zusetzen.
Vielleicht kann ja so ein Virus darauf aufmerksam machen, wie labil unser ganzes globalisiertes Wachstumsmodell in Wirklichkeit ist. Das ist sicher kein Grund zur Freude und niemand sollte schadenfroh sein. Aber es könnte wachrütteln.
Vielleicht lassen uns die kurzfristigen (Virus) und mittelfristigen (Klima) Bedrohungen noch die Zeit, unsere Art zu leben und zu wirtschaften mal grundsätzlich zu überdenken: Wie wäre es, in einer Welt zu leben, in der dem Konsum und dem Wachstum auf einmal Grenzen gesetzt wären, schmerzhafte Grenzen?
Haben wir einen Plan B? Sagen wir mal für den Fall, dass wir unseren Lebensstandard um ein Drittel reduzieren müssten…

Möglicherweise sind das alles übertriebene Schwarzmaler-Szenarien. Aber ich wäre gerne rechtzeitig (als Gesellschaft) darauf vorbereitet, dass es tatsächlich mal von allem weniger geben könnte. Vielleicht nur so viel, wie vor 30 oder 40 Jahren.
Man liest in den Geschichtsbüchern, dass damals auch schon so etwas ähnliches wie menschliches Leben möglich gewesen sein soll…

28.02.2020

Was  hat der Corona-Virus mit dem Klimawandel zu tun?

Das Foto zeigt das Konservenregal bei Lidl.

Wir – fast alle – fühlen uns von Tag zu Tag etwas stärker bedroht von dem neuen Virus, der in aller Munde ist (zum Glück noch nicht im wörtlichen Sinne). Das ist auch nachvollziehbar und verständlich: Schließlich handelt es sich um einen unsichtbaren Feind, dem man sich weitgehend hilflos ausgeliefert fühlt. Um ein gewisses Kontrollgefühl zu behalten, informiert man sich und trifft vielleicht auch schon gewisse Vorkehrungen, z.B. beim Einkauf  („man weiß ja nie“). Eine gewisse Beklemmung bleibt, weil das Gefühl entsteht, dass sich das Leben bald ganz plötzlich ganz anders anfühlen könnte: Einschränkungen, Infragestellung aller möglichen Selbstverständlichkeiten, Angst um Gesundheit und Leben.

Auch der Klimawandel ist in gewisser Weise unsichtbar und ganz sicher bzgl. der Folgen unkalkulierbar. Gegen ihn wird es auch in ein oder zwei Jahren keinen Impfstoff geben. Seine langfristigen Konsequenzen könnten sogar noch für unsere Generation das Alltagsleben dramatisch verändern; vermutlich sogar unumkehrbar.

Gedankenspiel: Stellen wir uns mal vor, es wären bereits ein paar Hunderttausend Menschen ernsthaft erkrankt; alle Isolier- und Intensivstationen wären hoffnungslos überfüllt, Teile der Wirtschaft lägen brach.
Wären wir unter diesen Umständen vielleicht bereit, einige Unbequemlichkeiten oder Einschränkungen in Kauf zu nehmen – wenn damit die Chancen auf persönliche Unversehrtheit deutlich erhöht würden? Würden wir vielleicht sogar auf 10% unseres Wohlstandes verzichten, wenn nur das Unheil an uns vorbeiziehen würde?

Ihr wisst längst, worauf ich hinauswill. Wir hätten allen Grund, den Klimawandel genauso ernst zu nehmen wie den tückischen Virus. Sehen und anfassen können wir beides nicht (direkt); aber wir kennen die Gefahren und wissen, dass es andere schon erwischt hat.

Das Gegenmittel für die Klima-Gefahr ist schon bekannt: Weniger CO2-Ausstoß. Vielleicht sollten die Menschen, die jetzt die Apotheken wegen Atemmasken stürmen, mal nachlesen, dass es gestern in der Antarktis so warm war wie in Kalifornien.

Ein paradoxer Nebeneffekt: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie – die Wachstumsdelle – werden dem Klima ein wenig helfen. Das kann und soll aber nicht die Lösung sein!

27.02.2020

Gestern war Jens Spahn bei Maischberger. Er war vormittags in Rom und den übrigen Tag der wichtigste Minister des Augenblicks: Corona, Sterbehilfe und CDU-Vorsitz waren seine Themen. Intensiver kann man kaum im Zentrum des Geschehens stehen.

Dann um 23 Uhr TV-Auftritt. Rede und Antwort stehen zu allen drei Themen. Tagesaktuell, in Echtzeit.

Er hat es gut bewältigt. Wirkte souverän und authentisch. Kann man als Politiker, als Mensch noch mehr leisten? Kann man als Bürger noch besser und zeitnäher informiert werden?

Vielleicht kann man in so einem Augenblick mal aufhören zu meckern. Über die Politik oder die Medien. Man war an diesem Abend gut bedient, von beiden Seiten.

Respekt!

26.02.2020

Ja, man könnte schon wieder etwas zur CDU schreiben. Odere sich endlich mal mit dem Corona-Virus befassen…

Aber heute ist auch etwas anderes Wichtiges passiert: Unser höchstes Gericht hat eine weise Entscheidung getroffen und damit ein Gesetz korrigiert, das unsere Abgeordneten (in einer Gewissensentscheidung) beschlossen haben.
Man spürt sie also, die dritte Gewalt in unserer Demokratie!

Die Entscheidung war gut und richtig, weil sie die Selbstbestimmung und Würde von todkranken Menschen gestärkt hat und gleichzeitig andere Personen schützt, die auf Wunsch und im Auftrag solcher Menschen ihre Entscheidung unterstützen, ihrem Leben ein Ende zu bereiten.

Das Gericht befand es als unangemessen, solchen Unterstützungsleistungen so enge Grenzen zu setzen, wie es der §217 bisher vorsah.
Damit bekennt sich unser Staatswesen in einem stärkeren Umfang zu dem Recht, über das Ende des eigenen Lebens auch in “Würde” entscheiden zu können.
Das entspricht dem Empfinden der meisten Menschen und sicher auch den Vorstellungen davon, was man sich selbst in einer solchen Situation wünschen würde.

Damit soll nicht gesagt werden, dass es in einer solchen existentiellen Lage keine widersprüchlichen Perspektiven oder Risiken geben würde; die gibt es sicherlich. Und deshalb werden auch zukünftige Regelungen bestimmte Sicherungen einbauen.

Endgültig überwunden scheint aber wohl der Gedanke zu sein, dass der Mensch aus grundsätzlichen Erwägungen kein Verfügungsrecht über sein Leben haben sollte.
Wenn es nicht Abgeordnete gegeben hätte, die aus solchen religiösen Gründen den §217 in dieser Form wollten, hätte es vermutlich schon längst eine andere Regelung gegeben.
Wie schön, dass wir kein “Gottesstaat” sind, in der ein religiöser Führer das letzte Wort hat!